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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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wirklich recht gute Arbeiten. Aber es waren Sonderanfertigungen; es waren keine regulären Produkte.
    Direkt nachdem ich die Firma am Ende des Sommers verlassen hatte, um nach Princeton zu gehen, bekamen sie ein gutes Angebot von jemand, der Plastikfüller mit Metall überziehen wollte. Jetzt konnten die Leute silberne Füller haben, die leicht, einfach zu handhaben und billig waren. Die Füller verkauften sich sofort überall, und es war ziemlich aufregend, zu erleben, wie die Leute überall mit diesen Füllern herumliefen - und man wußte, woher sie kamen.
    Aber die Firma hatte nicht viel Erfahrung mit dem Material - oder vielleicht mit dem Füllstoff, der in dem Plastik verwendet wurde (die meisten Plastiksorten sind nicht rein; es wird ihnen ein »Füllstoff« beigemischt, den man damals noch nicht so recht im Griff hatte) - und auf den verflixten Dingern bildeten sich Blasen. Wenn man einen Gegenstand in der Hand hat, an dem eine kleine Blase ist, die anfängt sich abzulösen, fummelt man nun mal daran herum. Jeder fummelte also daran herum, und der ganze Überzug löste sich von den Füllern ab.
    Jetzt hatte die Firma das dringende Problem, die Sache mit den Füllern in Ordnung zu bringen, und mein Kumpel kam zu der Überzeugung, daß er ein großes Mikroskop benötige und so weiter. Er wußte nicht, was er sich angucken oder wozu das gut sein sollte, und seine Firma mußte eine Menge Geld für diese angebliche Forschung ausgeben. Das Ergebnis war, sie hatten Schwierigkeiten: Sie haben das Problem nie gelöst, und die Firma ging pleite, weil ihr erster großer Auftrag ein solcher Fehlschlag war.
    Einige Jahre später war ich in Los Alamos, wo ein Mann namens Frederic de Hoffman arbeitete, der so etwas Ähnliches wie ein Wissenschaftler war; aber mehr noch, er kam auch mit Verwaltungsangelegenheiten gut zurecht. Er hatte keine Hochschulausbildung, aber er hatte eine Vorliebe für Mathematik und arbeitete sehr hart; er machte seine fehlende Ausbildung durch harte Arbeit wert. Später wurde er Präsident oder Vizepräsident von General Atomics, und danach war er ein großer Industrie-Boss. Aber zu der Zeit war er eben ein sehr energischer Bursche, der offene Augen hatte, begeisterungsfähig war und bei dem Projekt half, so gut er konnte.
    Eines Tages aßen wir in der Fuller Lodge, und er erzählte mir, daß er in England gearbeitet hatte, bevor er nach Los Alamos kam.
    »Was haben Sie dort gemacht?« fragte ich.
    »Ich arbeitete an einem Verfahren, um Plastik mit Metall zu überziehen. Ich war einer der Labor-Menschen.«
    »Wie lief es?«
    »Es lief recht gut, aber wir hatten unsere Probleme.«
    »Ach ja?«
    »Gerade als wir anfingen, unser Verfahren zu entwickeln, gab es eine Firma in New York...«
    »Welche Firma in New York?«
    »Sie hieß Metaplast Corporation. Die waren uns in der Entwicklung offensichtlich weit voraus.«
    »Woher wußten Sie das?«
    »Sie machten dauernd Reklame in Modern Plastics mit ganzseitigen Anzeigen, auf denen all die Dinge abgebildet waren, die sie plattieren konnten, und da haben wir gesehen, daß sie weiter waren als wir.«
    »Hatten Sie irgendwelches Material von ihnen?«
    »Nein, aber den Anzeigen konnte man entnehmen, daß sie dem, was wir tun konnten, weit voraus waren. Unser Verfahren war recht gut, aber es hatte keinen Zweck zu versuchen, mit einem derartigen amerikanischen Verfahren zu konkurrieren.«
    »Wie viele Chemiker arbeiteten bei Ihnen im Labor?«
    »Bei uns arbeiteten sechs Chemiker.«
    »Was glauben Sie, wie viele Chemiker die Metaplast Corporation hatte?«
    »Oh! Die müssen eine richtige Chemie-Abteilung gehabt haben!«
    »Könnten Sie mir beschreiben, wie Sie sich den Chef-Chemiker der Metaplast Corporation vorstellen, und wie es, nach Ihrer Ansicht, in seinem Labor zugeht?«
    »Ich würde annehmen, die müssen fünfundzwanzig oder fünfzig Chemiker haben, und der Chef-Chemiker hat sein eigenes Büro - abgetrennt mit Glas. Sie wissen doch, wie man's in Filmen sieht: Dauernd kommen Leute mit Forschungsprojekten rein, an denen sie gerade arbeiten, und sie holen seinen Rat ein und rauschen dann wieder ab, um weiterzuforschen, ein dauerndes Kommen und Gehen. Bei fünfundzwanzig oder fünfzig Chemikern, wie zum Teufel hätten wir da mit denen konkurrieren können?«
    »Es wird Sie interessieren und amüsieren, zu erfahren, daß Sie gerade mit dem Chef-Chemiker der Metaplast Corporation sprechen, dessen Personal aus einem Mann bestand, der die Flaschen spülte!«

2.

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