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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kommt jetzt laufend vor. Eine Schweinerei, diese fanatisierten Partisanen. Ausgerüstet mit den besten Waffen, organisiert wie Militär. Der Krieg beginnt auch in Italien schmutzig zu werden! Aber davon wußte man vorne bei der 10. Armee nichts. Stucken hatte einen Witz gemacht, das war alles. Nur Oberst Stucken hatte einen internen Briefwechsel mit v. Sporken, bis er erfuhr, daß tatsächlich eine Krankenschwester sich bei Dr. Pahlberg auf dem Klosterberg befand … die Verlobte des Arztes, in der Nacht heimlich als Leutnant abgesprungen. Darum die merkwürdige Meldung des abgesprungenen Soldaten: »Drei Offiziere.«
    Oberst Stucken befahl, daß sich Renate Wagner mit den nächtlichen Trägerkolonnen sofort vom Klosterberg zur Albaneta zu begeben habe, in die etwas ruhigere Lage des Lazaretts Dr. Heitmanns.
    »Über die Todesschlucht?« Major v. Sporken las den Befehl und schüttelte den Kopf. Renate und Pahlberg saßen vor ihm, während draußen wieder das Streufeuer über die Trägerkolonnen herbrauste. »Dies hieße mit neunzigprozentiger Sicherheit, daß Sie nicht unten ankommen, Renate. Auf gar keinen Fall führe ich diesen Befehl aus! Ich werde es Stucken schreiben. Wenn er will, soll er Sie als galanter Kommandeur doch hier abholen!«
    Von da an schwieg Oberst Stucken. Renate blieb im Kloster Cassino.
    Von Liebe wurde zwischen ihr und Erich in diesen Tagen wenig gesprochen. Zwar waren die Nächte wie der Ausbruch eines Vulkans; alle Sehnsucht, aller Hunger nach Liebe und Zärtlichkeit sprengten die Vernunft und rasten über sie hinweg wie ein heißer Sturm – aber am Tage stand sie neben dem OP-Tisch, half dem strahlenden Krankowski beim Verbinden und assistierte Pahlberg bei den Operationen. Sie gliederte sich in den Frontbetrieb ein, ja, es war, als habe es vordem gar nichts anderes gegeben, als sei es immer so gewesen, daß eine weiche, zarte Frauenhand die Verbände wechselte und ihre kühlen Finger auf die fieberheißen Stirnen der Verwundeten legte. Nur Krankowski mußte sich umstellen. Er bemühte sich, in Gegenwart Renates nicht mit jenen Spezialausdrücken seine Gespräche zu würzen, die gerade in der Sprache der Sanitäter einen besonderen Platz einnehmen. Vornehm sprach er von Katheterisieren und nicht mehr von ›Durch-die-Röhre-Pissen‹ – überhaupt zog in die Räume des Lazaretts ein milder, fraulicher Ton ein und eine Stimmung von merkwürdiger Geborgenheit.
    Nach einem nochmaligen Angriff über den Calvarienberg, der wiederum kurz vor den Klostermauern und der Rocca Janula im Feuer der 3. Kompanie und der Werfergruppe Sporkens zusammenbrach, zog sich Freyberg endgültig zurück. Die 2. Cassino-Schlacht, die größte Materialschlacht des Zweiten Weltkrieges, war für die Alliierten verloren. Die ganze Welt blickte staunend und bewundernd auf die Handvoll deutscher Fallschirmjäger, die es fertigbrachten, einer ganzen Armee zu trotzen und halb verhungert, ausgemergelt und zu Tode erschöpft, zwei Schlachten für sich zu entscheiden. General Alexander zog Freyberg aus dem Abschnitt Monte Cassino zurück. Die Neuseeländer waren ausgeblutet, die Inder in völliger moralischer Auflösung. Das II. polnische Korps unter General Anders wurde nach Cassino befohlen, zum letzten Sturm, der den Berg überrennen sollte. Die berggewohnten Karpatenjäger der polnischen Jäger-Brigaden sollten den Berg nehmen und damit den Weg ins Liri-Tal aufreißen. Grollend zog sich General Freyberg zurück. Nicht nur das Kloster hatte er zerstören lassen, sondern an diesem Klosterberg hatte er seine Regimenter verbluten sehen. Sein Feldherrenruhm war kläglich untergegangen im Feuer der deutschen Fallschirmjäger.
    Noch saßen die Inder auf der Höhe 435, eingeschlossen und abgeschnitten von der Rocca Janula, in deren Fort die anderen Inder auf ihre Kameraden warteten.
    Major v. Sporken und Leutnant Mönnig standen an der Klostermauer in der Nähe des MG-Standes von Theo Klein, als drüben auf der Höhe 435 eine weiße Fahne mit dem roten Kreuz geschwenkt wurde. Dann trat ein kleiner Trupp Inder aus den Felsenstellungen – mit dicken, verbundenen Köpfen, geschienten Armen, an Stöcken humpelnd. Sie schwankten, ein trauriger Zug, hinüber zur Rocca Janula, überquerten die 200-Meter-Lücke und sickerten als arme Verwundete zu ihren Kameraden hinüber.
    Lachend wies v. Sporken zu den wandernden Gestalten hinüber. »Was glauben Sie, Mönnig«, sagte er heiter, »wenn wir uns die Mühe nehmen würden und prüften

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