Sie fielen vom Himmel
Front, die Möglichkeit der Zerstörung, wenn der Krieg am Fuß des Klosterberges entbrennen und der Kampf um die Via Casilina auch die Grundfesten der Abtei erschüttern würde. Er verschwieg nichts … er sagte dem Abte seine Ansicht, die fast eine Beichte wurde, ein Bekenntnis der Ohnmacht.
Bischof Diamare sah v. Sporken aus großen Augen an.
»Flieger werden Monte Cassino niemals zerstören«, sagte er voll Zuversicht. »Wie Sie als Deutscher, so wissen auch die Amerikaner von der Unverletzlichkeit des christlichen Heiligtums!«
An diesem Tage schwieg der Major.
Am zweiten Tage erklärte sich der Erzabt unter dem Druck der Argumente v. Sporkens bereit, die wertvollsten Sammlungen und Reliquien aus dem Kloster zu evakuieren … nach Rom, in die Hände des Papstes.
Oberst Stucken war eine Weile sprachlos, als Major v. Sporken um eine Abteilung zur Räumung des Klosters bat. »Sie sind verrückt!« sagte er darauf. »Sporken! Bedenken Sie, wenn das im Generalkommando bekannt wird! Sie verbrauchen dafür Hunderte Liter Sprit, die unsere Panzer benötigen und der Nachschub! Sie brauchen Material, Kisten, Sie brauchen vor allem Zeit. Die 5. Armee steht bereits im Vorfeld der Reinhard-Linie! Jeden Tag kann der Schlamassel hier losgehen – und Sie retten Handschriften aus dem 7. Jahrhundert! Das ist doch Irrsinn!«
»Um so mehr Eile ist geboten! Ich bitte um die Erlaubnis, Herr Oberst.«
Stucken winkte ab. »Machen Sie, was Sie wollen! Suchen Sie sich Leute, rennen Sie sich den Kopf ein an diesem wahnsinnigen Plan … von mir erhalten Sie keine Rückendeckung, wenn Sie auffallen! Ich weiß von nichts!«
Major v. Sporken rannte aus dem Haus. – Unter den Männern, die in den Höfen des Klosters die Lastwagen beluden, aus dem sichergestellten Holz einer Getränkefabrik zwischen Cassino und Teano – die Theo Klein unfehlbar entdeckte – Kisten zimmerten und die wertvollen Bücher der Bibliothek in die Laderäume stapelten, befand sich die gesamte Gruppe Maaßen. Hauptmann Gottschalk hatte sie freigegeben mit der nüchternen Überlegung, daß selbst Theo Klein soviel Hemmungen besitzen würde, innerhalb eines Klosters nicht zu organisieren. Hier mußte selbst ein Stabsge-freiter brav werden und einen Hauch von Sittsamkeit verspüren …
Heinrich Küppers kam mit zwei goldenen Sakramentslampen aus der Kapelle, als er Theo Klein auf den Stufen des Zentralhofes sitzen sah. Vor ihm stand ein kleiner, aus Gold geschmiedeter Schrein, einer kleinen Truhe ähnlich, mit christlichem Ornamentschmuck. Verwundert setzte Küppers die Lampen nieder. »Müde?«
»Nee.« Theo Klein tippte mit dem Zeigefinger auf den goldenen Schrein. »Rat mal, wer da drin ist?« Sein Gesicht war völlig ratlos, was Küppers zu denken gab.
»Diamanten?« fragte er. »Goldbarren?«
»Nee. Die Gebeine des heiligen Apollinaris …« Theo Klein schüttelte wild den Kopf. »Begreifst du das, Heinrich?«
»Wieso denn?« Küppers nahm seine goldenen Sakramentslampen wieder auf. »Kurt hat vorhin den heiligen Desiderius weggetragen. Du hast den Apollinaris. Hau ab, Theo.«
»Das ist es ja!« Theo Klein erhob sich und nahm den Schrein vorsichtig in beide Hände. Wie eine Monstranz bei der Prozession trug er ihn vor sich her, Küppers nach. »In Berlin habe ich immer, wenn ich verdammten Brand hatte, 'ne Flasche Apollinaris-Sprudel getrunken! Begreifst du, wie ein Sprudelwasserfabrikant heilig werden kann?!«
Heinrich Küppers hielt krampfhaft seine goldenen Lampen fest. »Halt deine dusselige Fresse, Theo!« keuchte er. Mit gesenkten Köpfen marschierten sie an dem Sakristan des Klosters, Bruder Don Agostino, vorbei, der ihnen traurig nachsah und ein Kreuz über den Schrein des heiligen Apollinaris schlug. Das brachte Theo Klein völlig aus der Fassung. Er war froh, als draußen am Lastwagen Major v. Sporken und Erzabt Diamare den Schrein in Empfang nahmen und in eine Kiste mit Holzwolle verpackten.
Josef Bergmann hatte eine Tischlerwerkstatt aufgemacht … mit zwanzig anderen Soldaten fabrizierte er aus den Brettern der Getränkefabrik die Kisten für die unersetzlichen Schätze Monte Cassinos. Die Fabrik, aus der man die Bretter holte, lag bereits unter Beschuß der über den Volturno vorrückenden amerikanischen Infanterie. Unter Lebensgefahr wurden die Hölzer herangeschafft und den Klosterberg hinaufgefahren.
Erwin Müller 17 und Hugo Lehmann III standen vor einem riesigen Holzkreuz, das auch von Major v. Sporken und Erzabt Diamare als zum
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