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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abtransport bestimmt bezeichnet war. Es war fast schwarz, brüchig und unansehnlich. Müller 17 ging um das Kruzifix herum und blieb vor Lehmann III stehen. »Das muß 'n Irrtum sein«, stellte er fest. »Das Ding ist ja wurmstichig. Was wollen sie denn damit in Rom?« Er strich mit den Händen über das Kruzifix … morsches Holz blieb zwischen seinen Fingern.
    Lehmann III hob die Schultern. Er hatte die Worte v. Sporkens behalten und tippte auf den Fuß des Kruzifixes. »13. Jahrhundert«, sagte er stolz. »Aus der Schule von Siena!«
    »Wenn auch!« Müller 17 fehlte jedes Verständnis für Antiquitäten. »Mir gefällt ein neues Kreuz besser.«
    Das Kruzifix wurde diagonal auf einen Wagen geladen … anders ging es nicht wegen der ausladenden Maße.
    Theo Klein schleppte die Köpfe vor Jahrhunderten gestorbener Äbte heran … dunkle Ölgemälde, rissig und stumpf, Werte, die niemand schätzen konnte. Feldwebel Maaßen transportierte die Meßgewänder aus 700 Jahren christlicher Versunkenheit. Theo Klein, der gerade in den Hof wollte, baute sich zur Seite auf und nahm Haltung an. »Ehrwürden, bitte vorbei«, sagte er grinsend.
    Maaßen blieb wie angewurzelt stehen und starrte Klein an; es war verdammter Ernst, Klein merkte es und wurde still. Maaßen holte Luft.
    »Stabsgefreiter Klein!« schrie er. »Noch eine saudumme Bemerkung innerhalb des Klosters, und ich melde Sie dem Herrn Hauptmann zum Tatbericht.«
    »Jawoll, Herr Feldwebel!« schrie Theo Klein zurück. Von da an schleppte er still und verbissen die Bücher der wertvollen Bibliothek in den Hof, wo sie von Major v. Sporken eigenhändig registriert und verpackt wurden. 70.000 Bände wurden so gerettet. Die wertvollen Stücke des Archives, Unikate mit den Siegeln Robert Guiscards, Rogers von Sizilien und vieler großer Päpste und Kaiser, im ganzen über 1.200 Stück, fuhren auf Lastwagen nach Rom in Sicherheit. Als die Gebeine des heiligen Benedikt in einen der Wagen getragen wurden, standen Mönche und Soldaten ergriffen um den Schrein. Erzabt Diamare segnete ihn. Dann wurden die Reliquien in einen Handkoffer gepackt und auf den Wagen gepackt. Wehmütig sah Diamare, der 297. Nachfolger des Klostergründers, den Gebeinen des Heiligen nach. Der Wagen fuhr langsam den Klosterberg hinunter, der Via Casilina zu. Dann wandte er sich ab und blickte Major v. Sporken lange an. Der Major nickte. Ja, Ehrwürden, dachte er. Ich weiß, was Sie fühlen. Die schützende Hand des Heiligen ist vom Kloster genommen, der Schutz des Patriarchen fährt nach Rom. Im 6. Jahrhundert stürmten die Langobarden den Klosterberg und schlugen das Heiligtum in Trümmer. Auch damals wurden die Mönche nach Rom gebracht. Möge Gott geben, daß die Menschen nach 1.400 Jahren einsichtiger sind und das steinerne Gebot von Monte Cassino achten.
    Als die Nonnen der Benediktinerinnen und der beiden Frauenkonvente von Cassino auf Lastwagen verladen wurden, um die Fahrt nach Rom anzutreten, hatte Hauptmann Gottschalk Theo Klein und Heinrich Küppers zum Grabendienst eingeteilt. Er konnte es nicht verantworten, die Hilfeleistung dieser beiden in Anspruch zu nehmen, wenn es darum ging, Frauen – und seien es selbst ehrwürdige Nonnen – auf Lastwagen zu heben und bis zur Abfahrt zu betreuen. Verbissen standen die beiden in der Bunkerstellung der Gustav-Linie und sahen die Lastwagen mit den wehenden weißen Hauben den Berg herabrollen. Im Tal und an den Hängen krachte es und wirbelten Hausfetzen durch die herbstliche Sonne … ein alliiertes Bombengeschwader belegte die Stadt Cassino mit Bomben und zerhämmerte die Via Casilina und die Serpentinenstraßen zum Kloster hinauf.
    Erzabt Diamare starrte entsetzt Major v. Sporken an. »Sie werfen Bomben«, sagte er mit seiner gütigen Stimme.»Sie werfen Bomben auf den Klosterberg …«
    Major v. Sporkens Gesicht war kantig. Auch er fühlte, wie in dem Herzen des Erzabtes eine Kluft aufriß und wie er Gott dankte für die Einsicht, die wertvollsten Schätze des Klosters nach Rom gebracht zu haben.
    »Wir haben wenig Zeit, Hochwürden. Nur wenige Wagen kommen noch nach Rom durch. Die Via Casilina liegt unter dauerndem Bomberbeschuß. Sie müssen sich für die Reise rüsten. Hochwürden.«
    »Ich?!« Erzabt Diamare sah v. Sporken an. Dann glitt sein Blick über die Klosterhöfe, über den Eingang der Kapelle, das Refektorium, die Säle der Bibliothek. »Ich soll mein Kloster verlassen? Nein, Herr Major. Sie haben sich ein unsterbliches Verdienst

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