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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dankes für ihre Hilfe Medaillen mit der Ansicht des Klosters und dem Kopf des heiligen Benedikt. Auch Theo Klein erhielt eine solche Medaille. Seine Hand zitterte, als der ehrwürdige Greis sie hineinlegte und das Kreuz über sein Haupt schlug. Erst als sie draußen auf dem Hof vor der Basilika standen, atmete Theo Klein auf und sah zu Heinrich Küppers und Müller 17 hinüber, die mit gesenkten Köpfen an der Mauer lehnten.
    »Lieber zehn Tage Rabatz als das!« sagte er grob, um sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Bemerkung brachte ihm 10 Tage Grabendienst ein und eine neue Eintragung für 3 Tage geschärften Arrest. Die Medaille des Erzabtes aber versteckte Theo Klein heimlich in seinem Brustbeutel und trug sie auf der nackten Brust. Es brauchte nicht jeder zu sehen, wie er daran hing. Er schämte sich dieser Regung.
    Aus dem endlosen Regen wurde Schnee. Mitte Dezember verkrochen sich die Truppen in den Bunkern und Unterständen und kamen nur hervor, wenn die ständige Feuerglocke der amerikanischen 5. Armee die Erde erbeben ließ und die Sturmtruppen gegen die Felsenstellungen anrannten. Noch war es um Monte Cassino herum still … vom Rapido her kämpften sich die Amerikaner heran … weit im Süden marschierten die Truppen des Generals Juin auf: Algerier, Tunesier, Marokkaner. Polnische Regimenter des Generals Anders schoben sich langsam nach Cassino vor, Inder und Gurkha, Neuseeländer, Kanadier und Schotten bildeten einen weiten Kreis um das Gebirgsmassiv, durch das sich die Staatsstraße 6, die Via Casilina, nach Rom wand.
    Am Weihnachtstag hockte die Gruppe Maaßen um einen Christbaum, den Heinrich Küppers nach langem Suchen entdeckt hatte. Vor dem Erdbunker schneite es … in dicken, schweren Flocken. Tiefer, im Tal, schmolz der Schnee noch und verwandelte die Straßen und Felder in einen grundlosen Matsch. Vom Monte Camino her donnerten die Einschläge, am Monte Cairo rannten indische Truppen gegen die deutschen Stellungen an, in Albaneta, einem winzigen Gebirgsdorf hinter dem Monte Cassino, operierten Dr. Pahlberg und Dr. Heitmann.
    Oberst Stucken hatte eine schlichte Weihnachtsfeier des Stabes angeordnet. Mit Rotwein in Blechbechern stieß man an und ließ einige Kerzen niederbrennen. Die Weihnachtslieder kamen von der Front … dort hämmerten aus über 5.000 Rohren 130.000 Granaten auf die deutschen Stellungen. Major von der Breyle sah in den flackernden Schein der Kerze, die auf einem umgestülpten Teller gesteckt worden war. Die kleine Flamme pendelte hin und her – von irgendwoher mußte ein Luftzug in das Zimmer kommen.
    Als Jürgen das Abitur machte, hatte er ihm eine sechswöchige Reise an die Nordsee geschenkt. Er konnte wählen, wohin … Westerland, Borkum, Norderney … er durfte sich das beste Hotel aussuchen und den schönsten Strand. Jürgen entschied sich für Westerland … »Weißt du, Papa … auf Westerland trifft man die Filmschauspieler. Ich möchte sie gerne einmal privat sehen, nicht geschminkt und mit Perücke …« von Westerland rief er Jürgen nach drei Wochen zurück … sein Bataillon hatte Kriegsbereitschaft. »Es ist besser, der Junge ist zu Hause, wenn der Führer den Befehl gibt!« hatte er damals zu seiner Frau gesagt. Und früher, als Jürgen klein war, wie war es da gewesen? Weihnachten … Heiligabend … Er hatte sich einen langen, roten Mantel besorgt und einen weißen Bart aus Watte. Als Weihnachtsmann tappte er in die Stube, und Jürgen starrte ihn groß an, sagte ein wenig verschüchtert sein Gedicht auf und durfte aus dem Sack, den er ihm vor die Füße stellte, die Geschenke herausnehmen. Elise saß dann immer neben dem brennenden Baum, und in ihren Augen standen die Tränen des Glücks und der Freude. Wenn ihre Blicke sich trafen, wußten sie, was sie dachten: Unser Junge … unser ganzer Stolz … Ich danke dir, Caspar. Und er nickte ihr zu: Ich danke dir, Elise … Dann sangen sie alle, während die Kerzen am Baum knisterten und das Zimmer nach Tannen, Äpfeln, Spekulatius und Pfeffernüssen roch: Stille Nacht, heilige Nacht … Vom Himmel hoch, da komm' ich her …
    Von der Breyle schloß die Augen. Draußen hämmerten in der Ferne die Geschütze und zerrissen die deutschen Truppen. Vom Himmel hoch, da komm' ich her … Oberst Stucken hielt seine Hände über die kleine Flamme seiner Kerze. Es war kalt im Raum. Major v. Sporken hatte die Pergamentrolle des Erzabtes Diamare vor sich liegen und las immer wieder die lateinischen Dankesworte

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