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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Glücklicher. Du darfst auf mich schießen, du darfst mich töten … und du darfst mich küssen und mich nehmen wie der Wolf die Wölfin … Ich liebe dich immer …«
    Über Felix Strathmann brach der Himmel zusammen. Der schwarz glänzende Lauf der Maschinenpistole schwankte unter seinen Händen. »Du gehörst zu den Partisanen, Maria …«
    »Ich gehöre dir, wenn du willst.«
    Er spürte, wie ihm der Schweiß aus den Poren brach. Jetzt wünschte er sich Theo Klein herbei. Warum war er nicht da … jetzt, wo man ihn wirklich brauchte, war der Kerl woanders und kroch durch den Schnee wie ein hungriger Bär. Theo Klein, der das Mädchen einfach in den Schnee werfen würde, über sie herfallen wie ein Raubtier über die Beute … Zwei Pfund Mädchenbrust zum Nachtisch, das fehlte mir, hatte er einmal gesagt. Strathmann starrte auf die Brüste Marias … zwei Pfund, durchrann es ihn. Zwei Pfund … Warum war er nicht Theo Klein, warum war er nicht ein Tier wie er! Warum dachte er, empfand er, spürte er sein Herz, er, der Junge aus St. Pauli, der in den Hafengassen die Dirnen in den Fenstern auswählte wie einen Blumenkohl auf dem Markt …
    »Laß mich gehen«, stieß er hervor. Seine Stimme war tonlos. Der Schweiß auf seiner Stirn fror zu Kristallen.
    »Ich liebe dich«, sagte Maria Armenata. In ihren Augen las er den Schrei nach seinen Armen. Sehnsucht und Angst flackerten in ihnen … Lichter eines gezähmten Raubwildes, das den freien Hauch der Steppe riecht.
    »Du hast mich damals gefragt, ob ich glücklich bin«, sagte er rauh. »Ich habe es nicht gewußt, Maria. Ich habe nie darüber nachgedacht, was Glück ist. Aber von da an habe ich darüber gegrübelt … die ganzen Wochen … Tag und Nacht. Ich habe alle Dinge anders gesehen, ich habe mich geekelt vor mir selbst und vor den Kameraden, mit denen ich vier Jahre im Dreck gelegen habe. Immer habe ich dich gesehen … an der Quelle, mit den hohen Tonkrügen, dem roten Kleid mit den freien Schultern … Ich habe deine Stimme gehört, wenn ich im Gras lag und über mir ein Vogel sang. Ich habe von dir geträumt und liebte dich im Traum und ließ dich nicht wieder aus meinen Armen … Und nun bist du eine Partisanin …«
    Sie schüttelte den kleinen Kopf. »Ich bin Maria«, sagte sie. Ihre Stimme schwankte nicht, sie war klar, seltsam bewußt im Klang, so, wie man auf einem Klavier einen Ton anschlägt und weiß: es ist der richtige.
    »Komm«, sagte sie. Sie ergriff die Hand Strathmanns und zog ihn zum Eingang der Höhle.
    Er riß sich los und sprang zurück. »Du willst mich in eine Falle locken!« zischte er.
    Sie nickte heftig. »Zu mir, Glücklicher, zu mir.« Sie hob die Arme und ließ sie rund um sich kreisen. »Überall, Felix, überall sind Partisanen. Sie sehen uns … von dort … und von dort … und von dort …« Bei jedem Wort zeigte sie in eine Richtung und Strathmann fuhr herum und hob die Maschinenpistole feuerbereit empor. »Du wärest längst tot, Felix, wenn ich wollte. Längst tot, wie viele deiner Kameraden … Aber ich will dich, Glücklicher … lebend, schön, stark, mutig!«
    Sie zog ihn in die Höhle. Sie war nicht tief. Auf der Erde lagen Decken, zusammengeklappte Zelte, Gewehre, Handgranaten, ein Maschinengewehr, Tellerminen, Gurte mit Munition. Er war erstarrt, er wollte wieder hinaus, er zerrte an ihrer Hand. Aber sie hielt ihn umklammert wie eine eiserne Fessel, sie zog ihn mit, in den Hintergrund der Höhle. Eine Matratze lag dort an der zerklüfteten, nassen, schwitzenden Felswand, die Matratze, auf der Gina in ihren Wehen gelegen hatte und hinabgetragen worden war nach Eboli. »Komm«, sagte sie. Nichts weiter.
    Sie nahm ihm die Waffe ab und warf sie weg, löste das Kinnband seines Helmes und schleuderte ihn zur Seite. Klappernd rollte er auf einen Haufen MG-Munition. »Du bist so blaß geworden«, sagte sie zärtlich. Mit ihren kleinen, von der Kälte roten Fingern knöpfte sie seine Kombination auf und fuhr mit der Hand über seine warme, haarige Brust. Die Kälte ihrer Finger durchschüttelte ihn … er ergriff ihre Hand und küßte sie, wild, ausbrechend wie ein Vulkan, von dem man die dünne Schicht Erde nahm, damit das Magma emporzischte zum Licht.
    »Maria …«, stammelte er.
    »Mein Glücklicher …«
    Sie beugte sich über ihn, er roch ihren Körper und sah die Oberseite ihrer runden Brüste. Ihre Finger glitten über seine Brust, über den Magen, den Nabel und tasteten sich weiter …
    Ihr Atem flog über ihn

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