Sie fielen vom Himmel
amerikanischen Militärärzte pflegten sie rührend und bewunderten den vollendeten Kaiserschnitt des deutschen Kollegen. Nach drei Wochen wurde sie aus dem II. Feldlazarett der 5. Armee entlassen, aber sie folgte mit Mario nicht der Gruppe nach Cassino, sondern kehrte ins Dorf zurück. Sie schaufelten die Trümmer zur Seite, sie richteten die Scheune wieder auf, sie bauten mit Hilfe amerikanischer Pioniere das zerstörte Haus so weit auf, daß sie in einem Zimmer mit der kleinen Emilia – wie sie das Kind zum Gedenken des erschossenen Emilio Bernatti taufen ließen – auch den Winter über wohnen konnten. Im Frühjahr wollten sie dann die Felder wieder bestellen, und ihr Leben würde weitergehen, wie es ihnen von Geburt an vorgezeichnet war. Bauern der Monti Picentini. »Du schießt auf keinen Deutschen mehr!« hatte Gina zu Mario gesagt, als er voller Gewissensbisse seine Kameraden abziehen sah. »Wo wären ich und Emilia ohne sie? Hörst du, Mario, du bleibst hier.« Und Dragomare blieb. Er wiegte das Kind auf den Knien, er zeigte es den breit lächelnden Negern, die den Nachschub für die Truppe fuhren und dem Kinde ihre Schokolade schenkten. »Ein deutscher Arzt hat es geholt«, sagte er und hob die Kleine empor. »Ist sie nicht kräftig und gesund?! Die Madonna möge den deutschen Doktor schützen …«
In den rauhen, zerklüfteten Felsen des Monte Abate hausten unterdessen die sechzig Männer in Höhlen und dicken Wollzelten. Sie versuchten, die Zufahrtsstraßen des deutschen Nachschubs zu verminen, sie sprengten eine Brücke über den Rapido und beschossen eine Kolonne Fallschirmjäger, die von Terelle zum Monte Cassino marschierte. Die ›Säuberungstruppen‹ Major von der Breyles liefen sich tot. In den Bergen, die unter dem Beschuß der französischen Artillerie lagen, in den Schluchten, die aufgerissen waren von den Bomben Tedders und Wilsons, fanden sie nur noch die Spuren der Zerstörung, aber keine Partisanen mehr.
Die Gruppe Maaßen wurde abkommandiert, das Gelände systematisch zu durchkämmen. Theo Klein und Heinrich Küppers reinigten ihre Maschinenpistolen, als Feldwebel Maaßen mit dieser Nachricht in den Bunker stolperte. »Verfluchter Mist!« schrie Theo Klein. »Partisanen?! Und gerade wir?! Ich habe die Nase voll von Kreta. 29 Mann der Kompanie gefallen durch Partisanen! In einer Woche! Und jetzt geht der Dreck hier wieder los!« Er schob das Magazin in die Maschinenpistole, stählern rastete es ein.
Müller 17 angelte seinen Helm von einem Haken und stülpte ihn über. »Wir können uns die Männer, die wir beknallen, nicht aussuchen. Los, Jungs – an die Arbeit!«
Die Gruppe Maaßen rückte ab. Major von der Breyle erwartete die einzelnen Kommandos bei Terelle und teilte sie an Hand einer Geländekarte ein.
»Wir haben es mit zwei Gruppen zu tun!« sagte er laut, als die Männer um ihn versammelt standen. »Ein Gefangener berichtete, daß die eine Gruppe im Gebirge, die andere im Tal operiert. Die Talgruppe ist die gefährlichste« – er stockte und sah die stumm um ihn stehenden Soldaten bedeutungsvoll an –, »die eine Gruppe wird geführt von einem Deutschen!«
»Meine Fresse!« entschlüpfte es Müller 17. Lehmann III, der mit sieben anderen Fallschirmjägern der 3. Kompanie neben ihm stand, stieß ihn an.
Major von der Breyle nickte. »Der Mann, der eben diese Bemerkung machte, hat recht. Es ist eine Hundsgemeinheit, wenn ein deutscher Deserteur sich auf die Seite des Feindes schlägt und gegen seine eigenen Brüder kämpft! Es ist der Gipfelpunkt der Charakterlosigkeit, eine Schuftigkeit, die mit dem Tode viel zu mild gesühnt ist!« Er zuckte mit der Hand an den randlosen Helm und nickte kurz. »Danke! Abrücken in die zugewiesenen Gebiete!«
Er wartete, neben seinem Kübelwagen stehend, bis die einzelnen Gruppen sich in die Schluchten und Bergketten verteilt hatten. Durch seine Brust zog ehrliche Empörung. Als gestern Oberst Stucken zu ihm kam und ihm ein Blatt Papier auf den Tisch warf, hatte er nicht glauben wollen, was Stucken mit erregten Worten erläuterte.
»Ein Deutscher, Herr Oberst!« hatte er völlig konsterniert gesagt. »Ja. Denken Sie sich das, Breyle. Da desertiert so ein Schwein und taucht bei den Partisanen unter! Nimmt eine Mine und sprengt die eigenen Leute in die Luft. Sabotiert den Nachschub, den die Front dringendst braucht … Munition, Verpflegung, Medikamente, Verbandszeug … Alles wird von diesem Sauhund in die Luft gejagt! Und vorne
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