Sie haben sich aber gut gehalten!
Dazu handgeschnitzte Holzfigürchen von Fabian, Gänseblümchen-Sträuße aus dem Garten und einmal sogar ein Glückskleeblatt, das Juliane in unserem Garten gefunden hatte. Gemeinsam machten wir es uns dann im Bett gemütlich, krümelten mit dem Kuchen, und die Kinder verschütteten Kakao. In den ersten Schuljahren wurde ich dann mit eigenhändig getöpferten Bechern und Vasen beschenkt. Ein, zwei Exemplare davon haben die Jahre tatsächlich unbeschadet überlebt und zieren immer noch mein Bücherregal.
Heute kann ich auf derlei Jubiläumsservice lange warten. Seit einer halben Stunde bin ich wach, höre aber keinen Mucks. War wohl doch zu viel der körperlichen Anstrengung letzte Nacht. Vor lauter Gedanken an John habe ich kaum ein Auge zugemacht. Irgendwie hätte ich erwartet, dass er sich meldet. Dass er mich anruft, nochmal mit Blumen vor der Tür steht oder so.
Das Lachyoga unserer Frühaufsteherin scheint ebenfalls auszufallen. Verständlich. Sie ist schließlich auch Mutter. Ob sie ernsthaft darauf wartet, dass Volker ihr den Kaffee ans Bett bringt? Daraus wird wohl nichts. Da fällt mir ein, dass wir eigentlich dreifach Grund haben, den Muttertag zu feiern. Es sei denn, Lotte zaubert irgendeine alte Bauernregel aus dem Hut, die besagt, dass voreiliges Jubilieren dem ungeborenen Baby Unglück bringt.
Mittlerweile ist es zehn Uhr. Langsam wird mein Durst unerträglich, und einen sauren Rollmops würde ich auch nicht ablehnen. Die halbe Flasche Rotwein hat mir einen Kater beschert. Ich schwanke zwischen Weiterschlafen oder mir selbst ein Katerfrühstück zu machen, als ich das Knarren der Treppenstufen und kurz darauf ein zaghaftes Klopfen vernehme.
«Ich bin wach, kommt rein», rufe ich. Meine Lieben werden mich von den trüben Gedanken an John ablenken. Ein warmes Gefühl von Mutterglück kribbelt im Magen. Es ist doch ganz schön, die Kinder wieder im Haus zu haben, stelle ich fest.
Die Tür wird vorsichtig aufgeschoben, ein beladenes Tablett sichtbar, und dann erscheint Lotte in einem rosa-grün karierten Kleid mit Zipfelsaum, zu dem sie Plüsch-Hausschuhe im Leopardenmuster trägt. «Alles Gute zum Muttertag, Liebchen.»
«Ach, du bist es.» Unabsichtlich ist mir diese nicht sehr freundliche Bemerkung rausgerutscht. «Äh … Entschuldige, war nicht so gemeint. Aber ich dachte …»
«Die Jungs schlafen noch», erklärt sie, als sei das eine Entschuldigung. «Appetit auf Kaffee, Toast und Rührei? Ich möchte mich bei dir entschuldigen …»
Ich schiebe die leere Weinflasche und das Glas auf dem Nachttisch zur Seite, schlucke meine enttäuschten Erwartungen hinunter und bedanke mich. «Das ist lieb von dir, Lotte. Aber ich sollte aufstehen und …»
«Nichts da!» Sie stellt das Tablett ab und begibt sich ans Fenster, um die Vorhänge zurückzuziehen. «Heute lässt du dich mal bedienen. Was hältst du von einer Pyjama-Party?»
Was plant das verrückte Huhn denn jetzt schon wieder, denke ich panisch und frage: «Mit den Kindern?»
«Ne, ne», kichert sie, eilt aus dem Zimmer und erscheint nach wenigen Sekunden mit einer Flasche Piccolo und zwei Sektgläsern. «Nur wir zwei. Du und ich. Wenn uns die Kinder nicht verwöhnen, mein missratener Sohn eingeschlossen, so ist das noch lange kein Grund, auf eine Feier zu verzichten.»
Beim Öffnen des Fläschchens gibt der banale Schraubverschluss ein kurzes Zischen von sich, was Lotte mit einem fröhlichen «Juhuuu» kommentiert.
Der Sekt perlt ins Glas, ich wage einen zögernden Einwand. «Also, Lotte, ich weiß nicht … Ist doch sehr früh … Und dann auf nüchternen Magen …»
«Man muss alles mal probiert haben, Liebchen.» Freudig überreicht sie mir ein Glas. «Sekt ist gut für den Kreislauf. Und gut gegen trübe Gedanken.» Sie prostet mir vielsagend zu. «Auf uns! Ohne Mütter wäre die Welt ein einziges Jammertal.»
«Auf uns», stimme ich in ihren Toast ein und nehme einen winzigen Höflichkeitsschluck.
Lotte leert ihr Glas in einem Zug und lässt sich dann neben mich in die Kissen plumpsen. «Reich mal das Tablett rüber», fordert sie mich auf, knufft ein Kissen zurecht und schiebt es sich in den Rücken.
Ich platziere folgsam das Tablett zwischen uns – und registriere erst jetzt, dass sie Frühstück für zwei Personen zubereitet hat.
Tja, denke ich erstaunt. Man muss wohl tatsächlich alles mal probieren im Leben. Auch eine Muttertag-Pyjama-Party mit Schwiegermonster.
Die Sonntagssonne scheint uns ins Gesicht, während
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