Sie kamen bis Konstantinopel
den schwarzen Khol auf der Wange verschmierte.
»Wenn du darauf bestehst. Aber noch heute, nur kurz und in Sergios' Gegenwart.« Daud ging aufgebracht im Raum auf und ab, während Pelagia ihren Spiegel nahm und sich die Schminke von der Wange wischte.
»Um meiner Ehre willen musst du mir gehorchen. Selbst wenn du einmal nicht mehr meine Sklavin sein solltest, sondern meine Frau«, stieß er zuletzt hervor. »In der vierten Sura des Korans heißt es: ›Die Männer sind den Frauen überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den anderen gegeben hat, und weil sie von ihrem Vermögen auslegen.‹ Für den Unterhalt der Frauen«, fügte er erklärend hinzu.
»Hast du eigentlich das ganze Buch auswendig gelernt, damit du immer einen Spruch bereit hast?«, fauchte Pelagia, die sich an Urso erinnert fühlte.
Daud hielt inne, ging zu ihr und stellte sich vor sie, die Arme in die Seiten gestützt. »Hüte deine Zunge«, sagte er mit gepresster Stimme, während sein Augenlid zuckte. »Ja, ich gehören zu denen, die den Koran auswendig können. Weil er Gottes Gebote enthält, die zu befolgen allen Menschen zur Ehre gereicht. Und weißt du, was noch in der vierten Sura steht?«
»Wie sollte ich das wissen?«, gab Pelagia patzig zurück, »du weißt doch, dass ich eure Sarazenensprache nicht verstehe.«
»Die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam und sorgsam in der Abwesenheit ihrer Gatten, wie Allah für sie sorgte. Diejenigen aber, deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet – warnet sie, verbannt sie aus den Schlafgemächern und schlaget sie«, zitierte Daud und ging zur Türe, wo er sich noch einmal umwandte. »Treib es also nicht zu weit. Zwing mich nicht zu etwas, das ich eigentlich nicht will …« Mit diesen Worten verließ er den Raum. Pelagia starrte ihm mit geballten Fäusten nach. Noch nie hatte ein Mann damit gedroht, sie zu züchtigen, und die Vorstellung, dass Daud es wagen könnte, verwirrte sie. Zuletzt ließ sie sich auf das Bett sinken, um ihren plötzlich aufkommenden Tränen freien Lauf zu lassen.
Eine Stunde mochte vergangen sein, als sie sich wieder so weit in der Gewalt hatte, dass sie aufstehen und sich neu schminken konnte. Sie wollte sich nichts von der soeben erlebten Demütigung anmerken lassen und befahl Sergios, Urso zu rufen. Wenig später stand der junge Mann vor ihr, während der Eunuch behäbig in der Ecke lehnte und sie beobachtete.
»Du hast mich rufen lassen?« Urso wischte sich die schmutzigen Finger an seiner bereits speckigen Tunika ab. Er trug noch immer die abgetretenen Sandalen mit den dicken Sohlen, die er schon bei ihrer ersten Begegnung in Syrakus angehabt hatte, und musterte sie besorgt. »Geht es dir nicht gut, sollen wir wieder etwas über die Heimat plaudern?«
»Nein«, entgegnete Pelagia kühl und wies auf einen Hocker. »Setz dich, mir geht es ausgezeichnet.« Sie streichelte Diana, die auf ihrem Schoß zusammengerollt lag und leise schnurrte. »Da ich jetzt einen reichen Mann habe, möchte ich dich für deine Hilfe auf dem Sklavenschiff belohnen.«
»Mich? Wofür? Ich habe doch nichts Besonderes getan.«
»Doch, du hast mir das Leben gerettet. Dafür erhältst du deine Freiheit. Ja, glotz mich nicht so an«, setzte sie gereizt hinzu. »Du bist frei, du kannst in dein Dorf zurückkehren!«
»Mein Dorf …«, Urso kratzte sich unschlüssig hinter dem rechten Ohr, »das liegt Tausende von Meilen entfernt. Mein Geld reicht nicht für so eine Reise und wenn, was sollte ich dort? Meine Mutter ist schon lange tot, meine Jugendfreundin gewiss die Frau eines Anderen. Valei ist nur noch eine schöne Erinnerung.« Er lächelte sie treuherzig an. »Ich bleibe lieber bei dir.«
»Das ist sehr freundlich«, antwortete Pelagia abweisend, »aber das geht nicht. Unsere Wege müssen sich trennen, hier und heute. Du kannst nicht in diesem Haus bleiben. Das wäre mit Dauds, nein mit unserer Ehre unvereinbar.«
»So, wäre es das …« Urso verstummte, dann murmelte er, »du schickst mich also weg. Ich verstehe. Wie rät schon der weise Salomo: ›Halte deinen Fuß zurück vom Hause deines Nächsten, er könnte dich satt bekommen und dir gram werden.‹« Er rieb sich versonnen das Kinn. »Ich danke dir und werde gehen.« Er sah Pelagia fest in die Augen, bis diese den Blick senkte. »Aber ich bleibe in Damaskus. Es gibt viele Pilger, die ich führen kann. Immerhin wurde hier Saulus zum Paulus bekehrt. Und wenn du mich treffen willst«, fügte er leise hinzu, obwohl Sergios kein
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