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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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ständig die Ohren voll. Das hält kein Mann aus.«
    »Aber wenn er sich scheiden lässt? Er muss das gemäß dem Sarazenengesetz nur dreimal vor Zeugen erklären?«, entgegnete Pelagia mit gespieltem Ernst.
    »Macht er nicht, wenn du erst Umm Ualed bist, die Mutter seines Sohnes«, versicherte Helena. »Außerdem musst du das mit der Keiferei ja nicht übertreiben. Du könntest vielleicht …«
    »Fatima hat Hunger«, unterbrach sie Pelagia, als ein zartes Weinen aus der Wiege drang, »und wenn du sie gestillt hast, möchte ich noch etwas Arabisch lernen. Kannst du das eigentlich auch schreiben?«
    »Nein, Herrin«, entgegnete Helena betrübt, während sie dem Kind die Brust gab, »dazu bin ich zu dumm. Ich kenne ja nicht einmal die lateinischen Buchstaben. Die arabischen sind noch viel schwieriger. Die sehen aus, als seien Würmer über das Blatt gekrochen. Und«, fügte sie kopfschüttelnd hinzu, »die Sarazenen schreiben von rechts nach links, wie ich selbst gesehen habe. Verrückt, nicht war?«
    Pelagia musste Daud nicht lange bitten, ihr die Schrift beizubringen. Anfangs fühlte er sich sogar geschmeichelt, doch bald wurde er ungeduldig und fuhr aus der Haut, wenn sie nicht gleich begriff, was er meinte. Zuletzt rief er völlig entnervt nach Sergios und drückte ihm Feder samt Papyrusblättern in die Hand. Pelagia fühlte sich in der Nähe des rundlichen Mannes mit den scharfen Augen unwohl, der sie beim kleinsten Fehler mit seiner melodischen Knabenstimme und erhobenem Zeigefinger korrigierte. Doch lernte sie die Buchstaben rasch und konnte, als sie die Struktur der Worte erst begriffen hatte, sich diese viel leichter als zuvor einprägen. Dass die Sarazenen nur die Konsonanten, aber fast keine Vokale schrieben, wollte ihr allerdings nicht in den Kopf, und sie machte ihrem Missfallen so lange Luft, bis es ihrem Lehrer zu viel wurde.
    »Du kannst ja zum Kalifen gehen«, säuselte er spöttisch, »und ihn anflehen, bei der Freitagspredigt eine Änderung zu befehlen!« – eine Bemerkung, die Pelagia nur mit schweigendem Naserümpfen quittierte.
    ***
    Als sie nach der Geburt wieder zu Kräften gekommen war, nutzte sie jede sich bietende Gelegenheit, Damaskus weiter zu erforschen. Am liebsten ließ sie sich die lange Straße entlangtragen, die die Stadt von West nach Ost durchzog und von Läden gesäumt war. Dann spähte sie zwischen den Vorhängen ihrer Sänfte nach den schwer bepackten Kamelen, deren Ballen Schätze aus den fernen, unbekannten Ländern enthalten mochten, die die Sarazenen im Osten unterworfen hatten. Sie beobachtete die Kupferschmiede, die fein ziselierte Teller und Kannen hämmerten, die Gewürzhändler vor ihren farbenprächtigen Haufen und die Märchenerzähler, die stets eine Schar aufmerksam Lauschender um sich sammelten. Einmal erblickte sie in einer Gruppe Pilger den heftig gestikulierenden Urso, gab sich jedoch nicht zu erkennen. Dafür befahl sie ihren Sänftenträgern, sie zu dem heiligen Bezirk zu bringen, wo sie lange den Tempel mit seiner riesigen Säulenvorhalle betrachtete, in dem sich jetzt die Johanneskathedrale befand. Doch konnte sie sich nicht entschließen, auszusteigen und hineinzugehen, sondern kehrte nach Hause zurück.
    Dort kümmerte sich Schirin zwar liebevoll um die kleine Fatima, begegnete Pelagia aber nur mit förmlicher Höflichkeit, ohne jede Wärme, so dass diese es aufgab, Freundschaft mit ihrer Schwiegermutter schließen zu wollen.
    Dafür besuchte Daud sie jetzt wieder regelmäßig. Als sie es Helena erzählte, schmunzelte die Amme. »Ein fleißiger Mann ist gut. So wird das bald etwas mit dem Sohn – und du wirst endlich seine Frau!«, meinte sie, wobei sie das rechte Auge zukniff.
    Tatsächlich spürte Pelagia bereits im Herbst, dass sie wieder guter Hoffnung war. Daud zeigte sich begeistert, überhäufte sie mit Zärtlichkeiten und legte ihr eines Abends eine goldene Kette um den Hals. »Für meine Gazelle«, flüsterte er ihr ins Ohr, worauf er sie auf den Nacken küsste, »obwohl dich kein Schmuck dieser Welt schöner machen kann, als du es schon bist!«
    Der Winter nahte, Pelagias Leib rundete sich allmählich und sie war zuversichtlich, diesmal Dauds Herzenswunsch erfüllen zu können. Sie verbrachte viel Zeit mit der kleinen Fatima, die fröhlich in ihrer Wiege brabbelte, verbesserte mit Helenas Hilfe ihr Arabisch und war immer wieder erstaunt, wie viel die einfache Frau über die Ereignisse in Damaskus, ja sogar im Kalifenreich wusste.
    »Hast du

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