Sie kamen bis Konstantinopel
wolltest du doch sagen!«, zischte Pelagia. »Alles andere stört dich nicht?«
»Was sollte mich denn stören?«
»Wie wäre es damit: Sie ist ungebildet, sie kann weder lesen noch schreiben?«
»Das wird sie lernen!«, gab Daud ohne große Überzeugung zurück.
»Der Lehrer tut mir heute schon Leid!«, spottete Pelagia. »Und hast du sie mal von der Seite angesehen?«
»Wozu das?«
»Weil du dann erkennen müsstest, dass sie in wenigen Jahren ein Doppelkinn haben wird. Vom Hängesteiß ganz zu schweigen!«
»Jetzt reicht's«, fuhr er sie an. »Hüte deine Zunge, sonst …«
»Sonst was? Setzt es dann wieder etwas aus der Koransura über die Frauen?«
»Pelagia! Auch meine Geduld kennt Grenzen!«
»Dann halte dir keine zwei Weiber. Das bewältigst du nämlich nicht. Weißt du, was noch in der vierten Sura steht?«
»Willst du etwa behaupten, dass du …«
»Nein, ich besitze keinen Koran. Aber in der Stadt habe ich einmal einen weisen Mann getroffen, der ebenfalls das ganze Buch auswendig konnte, und der mir diesen Teil übersetzt hat. Ja, ihr könnt bis zu vier Frauen haben. Aber euer Allah warnt darin auch die Männer: ›So ihr fürchtet, nicht gerecht zu euren Frauen zu sein, so heiratet nur eine.‹«
»Genau das werde ich tun!«, gab Daud wütend zurück. »Und zwar diejenige, die mir nicht ständig das Wort im Munde herumdreht, die …«
»Strohdumm ist und an deinen Lippen hängt!«
»Noch ein Ton, und du wirst es bereuen!«
»So, werde ich das?«, vom Wein ermutigt, blitzte sie ihn herausfordernd an. »Weil mein Mann dann sein von Allah verliehenes Züchtigungsrecht ausüben könnte?« Es bereitete ihr eine seltsame Freude, ihn zur Weißglut zu reizen, und die Spannung, was jetzt wohl geschehen mochte, erregte sie. Sie legte den Kopf zur Seite und fragte spöttisch: »Na, was tut mein armer Gebieter nun? Zuschlagen?«
»Halte deinen Mund! Das ist meine letzte Warnung!«
»Also schweige ich von dümmlichen Dorftrampeln mit teigigen Gesichtern, die …«
Weiter sollte sie nicht mehr kommen. Mit wutverzerrtem Gesicht zog Daud die Decke weg, stutzte, als er ihre Nacktheit sah, riss Pelagia hoch und drehte sie mit wenigen Griffen auf den Bauch. Mit der Linken presste er ihren Oberkörper auf die Kissen. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie er mit der Rechten ausholte, dann hörte sie das Klatschen. Der Schmerz war so scharf, dass sie die Zähne zusammenbeißen musste. Wieder und wieder schlug er zu, wobei ihr stummer Widerstand ihn nur noch mehr zu reizen schien. Bald brannte ihre Rückseite wie Feuer, doch ihr Trotz war stärker. Noch nie hatte sie ein Mann geschlagen, und plötzlich merkte sie, dass sie es als demütigend, zugleich aber auch als seltsam erregend empfand. Und als er unvermittelt innehielt und sie schwer atmend fragte, ob sie sich nun entschuldigen wolle, so dass er ihr den Rest erlassen könne, schüttelte sie nur verächtlich den Kopf. Mit einem Male war sie die Stärkere, beugte sich nicht mehr seinen Befehlen und zeigte ihm, dass er so ihren Willen nicht würde brechen können. Wieder schlug er zu, diesmal mit aller Kraft, so dass sich Pelagia unter seinen Hieben wand, doch weiterhin ohne einen Laut von sich zu geben. Niemand im Haus sollte sie schreien hören – an diesem Gedanken biss sie sich fest. Als Daud schließlich erschöpft die Hand sinken ließ, standen ihr Tränen in den Augen. Doch sie war stärker gewesen, hatte seine Gewalt stumm ertragen und ihm so ihre Verachtung gezeigt! Während der beißende Schmerz allmählich zu einem Brennen herabsank, spürte sie auf einmal ein seltsames Gefühl der Lust, das sie sich zuerst nicht eingestehen wollte. Doch am Ende rollte sie sich zur Seite, stand mit zitternden Beinen auf, drückte Daud auf das Bett, warf sich auf den verblüfften Mann und zog ihm die Kleider vom Leibe. Dann liebten sie sich mit einer nie zuvor gekannten Heftigkeit. Zum ersten Mal erlebte Pelagia seit den Nächten mit Mizizios wieder dieses Gefühl der Ekstase, das für wenige kostbare Augenblicke die ganze übrige Welt in Bedeutungslosigkeit versinken ließ.
Als sie am nächsten Morgen erwachte und sich aufsetzen wollte, stöhnte sie unwillkürlich. Nicht nur dass ihr der Kopf weh tat, auch das Sitzen verursachte Schmerzen. Im Handspiegel sah sie die blauen Flecke, fühlte Stolz und Scham zugleich. In den nächsten Tagen würde sie das Bad meiden müssen – oder es zumindest nur dann aufsuchen, wenn sie sicher sein konnte, alleine zu
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