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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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Juden haben wir die Ehre erwiesen, uns zehn Solidi leihen zu dürfen. Und jetzt, da wir ehrliche Christenmenschen sie ihm zurückzahlen wollten, da behauptet dieser Abschaum, unser Geld sei ihm nicht gut genug. Verhält es sich nicht so?«
    Diese Worte waren an den Alten gerichtet, der abwehrend den Arm erhob. »Ihr wolltet mir keine römischen Solidi geben, sondern fränkische Fälschungen!«
    »Na also, der Christusmörder gibt's zu! Fränkisches Geld passt ihm nicht!«, rief der kleinere Franke mit einem Seitenblick auf seinen Herrn. Dabei versetzte er dem Liegenden einen Tritt, der den Alten aufstöhnen ließ.
    Unvermittelt brach sich Padraichs Anspannung der letzten Stunden Bahn. Er packte seinen Wanderstab wie einen Speer und stieß den kleineren Franken so vor die Brust, dass der nach hinten taumelte, stürzte und auf dem Hintern landete.
    Ein Blinken, das er aus den Augenwinkeln wahrnahm, ließ Padraich herumfahren. Grifo hatte sein Schwert gezückt! Leicht geduckt näherte er sich dem Mönch, der zurückwich und abwehrend seinem Stab mit beiden Händen vor sich hielt.
    »Vogelscheuche, jetzt bist du dran!« Grifos Mund stand halb offen, Speichel troff von seinen Lippen. »Jetzt kriegst du …« Noch bevor er den Satz vollendet hatte, sprang er wie ein wütender Hund vor, sein Schwert stoßbereit. Padraich zuckte zurück, wich nach rechts aus, um den Anderen ins Leere laufen zu lassen, doch der war offenbar auf diese Finte vorbereitet. Die Klinge fuhr zur Seite, durchschnitt die Kutte des Mönchs und traf seinen linken Unterarm. Obwohl er nur den Schlag, aber noch keinen Schmerz verspürte, erfüllte Padraich zunächst Schreck, danach rasende Wut. Er fuhr herum und schmetterte Grifo seinen Wanderstab an den Kopf, dass dieser taumelte und zu Boden sank.
    Da, eine rasche Bewegung – der kleine Franke hatte sich aufgerappelt, seine Waffe gezogen, machte einen großen Schritt über den liegenden Alten. Doch bevor er Padraich erreichen konnte, packte die Hand des Juden seinen Knöchel, so dass er stolperte, stürzte und das Messer auf das Pflaster klirrte. Als Padraich sich ihm zuwandte, rollte sich der Franke mit verblüffender Behändigkeit zur Seite. Fluchend tauchte er in das Dunkel einer Seitengasse ab, in der seine Schritte verhallten.
    Keuchend, mit klopfendem Herzen ging Padraich zu dem alten Juden, der sich seine zu Boden gefallene Kappe aufsetzte. »Wie heißt du?«
    »Aaron. Danke für die Hilfe.« Schwankend versuchte der Mann, aufzustehen. Von seinem Umhang hingen unten kleine Troddeln herab. »Mein Knöchel«, stöhnte er, als ihm der Mönch auf die Beine half.
    »Wollte er dir tatsächlich falsches Geld zurückgeben?«, fragte Padraich.
    »Ja, so – Zeug wie das da!« Bei diesen Worten zeigte er auf eine Münze am Boden. »Viel zu leicht, nur vergoldet. Die können sie von mir aus ihren Toten ins Grab legen, aber nicht mir andrehen.«
    Padraich, der noch nie einen Solidus in der Hand gehabt hatte, hob das Goldstück auf, befingerte es ratlos und reichte es dem Juden, der es verächtlich fallen ließ.
    »Hast du den Schuldschein dabei?« Aaron nickte und sah aufmerksam zu, wie Padraich Grifos Puls prüfte, das Gewand des Regungslosen untersuchte, bis er die Geldbörse fand und sie dem Alten hinhielt. »Sieh nach, ob genug drin ist. Nimm dir, was dir zusteht. Leg den Schein hin. Dann lass uns verschwinden.«
    »Und dein Arm?« Erst jetzt wurde Padraich bewusst, dass Blut seine Kutte durchfeuchtete und zu Boden tropfte. Er schob den Stoff hoch. Zum Glück war es nur eine Schnittwunde, allerdings begann sie zu schmerzen.
    »Später. Kannst du laufen?«
    »Ich muss wohl«, lächelte Aaron gequält und hinkte, auf Padraich gestützt, los. Sie mochten vielleicht zweihundert Schritt weit gekommen sein, als hinter ihnen Hundegebell und laute Rufe durch die Straße hallten. Ein gehetzter Blick zurück und sie sahen ein Dutzend Männer den liegenden Grifo umstehen, einer zeigte in Richtung der Flüchtenden. Vier lösten sich aus der Gruppe und rannten auf Padraich und Aaron zu, der schnaufte:
    »Schnell, hier zur Seite. Ich kenne einen geheimen Gang!«
    Sie hasteten in eine schutterfüllte Seitengasse, durchquerten den mit Gebüsch bewachsenen Hof eines zerstörten Hauses und betraten ein lichtloses Gewölbe. Unter seinen Füßen konnte Padraich Stufen ertasten, immer tiefer ging es hinab, ein fauliger Geruch nahm ihm fast den Atem, Ratten fiepten.
    »Wo sind wir?«, hustete er.
    »In einem alten

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