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"Sie koennen aber gut Deutsch!"

"Sie koennen aber gut Deutsch!"

Titel: "Sie koennen aber gut Deutsch!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gorelik
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Nation, in jeder Gesellschaft, in jedem Land der Fall ist. Denn dazwischen gibt es die Mitte, die eher langweilige Mitte, zu der aber der Großteil der Menschen gehört – egal ob mit Migrationshintergrund oder ohne. Diese Mitte wird gerne verschwiegen, weil sie keinen Nachrichtenwert hat. Man gaukelt uns gar vor, es gäbe keine Mitte, und wenn doch, dann eine, die vor allem aus den Randerscheinungen bestünde. Jedenfalls hat das Bild, das in den Medien gezeichnet wird, mit der Eintönigkeit unseres gemeinsamen Lebens wenig zu tun. In dem Menschen, unabhängig
von dem Vorhandensein eines Migrationshintergrunds, sich morgens aus dem Bett quälen, zur Arbeit gehen, Kinder erziehen, Besorgungen machen, den Haushalt managen und abends erschöpft den Fernseher einschalten, um dann zu sehen, dass die Menschen mit Migrationshintergrund all das nicht tun. Selbst im Nationalen Integrationsplan der Bundesregierung hat man inzwischen festgestellt, dass Massenmedien »ein nur unvollständiges Bild der Migrantinnen und Migranten und ihrer Bedeutung im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben unseres Landes« zeichnen.
    Selbstverständlich ist es nicht Aufgabe der Medien, alles, was mit dem Thema Migranten zusammenhängt, positiv darzustellen, und es kann auch nicht ihre Rolle sein, die »gelebte Integration« in Deutschland bewusst voranzutreiben. Es gehört aber zu den Aufgaben, denen sie – zumindest seriöse Erzeugnisse  – sich selbst verschrieben haben, die Realität abzubilden, anstatt Ängste und Vorurteile zu bedienen und durch negative oder auch positive Pauschalisierung Ausgrenzung zu fördern. Ergebnisse empirischer TV-Nachrichtenanalysen zeigen, dass sich ca. 30 Prozent aller Beiträge über Migranten mit Kriminalität beschäftigen und weitere ca. 24 Prozent sich dem Thema Terrorismus widmen. Entspräche das der Realität – 30 Prozent der hier lebenden Migranten wären Kriminelle, weitere 24 Prozent Terroristen –, bekäme auch ich es massiv mit der Angst zu tun. Das soll nicht heißen, dass Migranten nie kriminell wären, dass es die Integrationsunwilligen (auch wenn ich den Begriff nicht leiden kann), die Kopftuch tragenden Frauen, die viele Kinder gebären, unter ihnen nicht gibt. Es gibt sie, aber sie sind nicht die typischen Migranten, so wie es uns in Fernseh-, Zeitungs- oder Zeitschriftenbildern gerne vermittelt wird. Wie würden Sie sich fühlen, wenn die Deutschen im Fernsehen immer nur als dicke, Bier trinkende
Schnauzbartträger gezeigt würden? Oder wahlweise nur als Nazis?
    Mit dieser Skandalisierungs- und Pauschalisierungstaktik schaden die Medien im Übrigen schon lange nicht mehr nur der Atmosphäre dieser Gesellschaft, sondern nicht zuletzt auch sich selbst. Schaut man sich die wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema an, und Medien schauen ja gerne auf Zahlen, so stellt man fest, dass diese Menschen, die da pauschalisierend aus einem – bzw. vielmehr zwei – Blickwinkel(n) gezeigt werden, mit wachsendem Anteil Kunden dieser Medien sind. Aus Sicht der Medien geht es also bei der Überlegung, wie man mit diesem Thema inhaltlich umgeht, nicht nur um einen Versuch der Objektivität, der Abbildung von Realität, der politischen Korrektheit, sondern schlicht und ergreifend um ihren Markt, um ihre Zielgruppe. Schaut man sich nämlich die wissenschaftlichen Untersuchungen an, stellt man fest, dass sich das Medienverhalten der »Menschen mit Migrationshintergrund« kaum von dem der »Urdeutschen« unterscheidet. So brachte die Studie »Migranten und Medien 2011« der ARD/ZDF-Medienkommission die Erkenntnis, dass die Mehrheit der Migranten deutsche Medien nutzt, gerade das Bilder produzierende Fernsehen erreiche die Zuwanderer nicht weniger als die »Einheimischen«. Wollen die Medienerzeugnisse also ihren Marktanteil sowie ihren Gewinn behalten bzw. steigern, müssen sie darüber nachdenken, ob sie es sich wirklich leisten können, von einem großen Teil ihrer Kunden ein Bild zu zeichnen, das nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt.
    Die Tatsache, dass man in diesem Land das Thema Migranten immer in einem problematischen Licht sieht – von den Ausnahmen abgesehen, in denen die Migranten, ebenso unnötigerweise als alleskönnende Wunderkinder hochgehalten
werden –, ist zu einem großen Teil

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