Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
oder in der Turnhalle der Universität an Skorbut eingehen. Ich werde aufrecht sterben, zusammen mit Ted. Und vielleicht ist meine Mutter auch längst tot.
Ich fühle, dass ich wieder atmen kann, sehe das Ende, und es ist nicht das schlechteste. Ich hätte mir nur gewünscht, meine Mom noch ein letztes Mal zu sehen.
Während ich dabei bin, mich mit dieser Vorstellung abzufinden, und das Grunzen und Kratzen seinen Höhepunkt erreicht, höre ich einen ohrenbetäubenden Krach von der Straße. Schüsse, eine Garbe nach der anderen, Tonnen von Projektilen prasseln in die Umgebung. Ich halte mir die tauben Ohren zu. Körper und Köpfe implodieren rings um uns und verwandeln sich unter der unglaublichen Feuerkraft in allen Richtungen in flüssigen Matsch. Durch den Schleier vaporisierten Schleims und Gewebes sehe ich einen großen schwarzen Umriss, einen Geländewagen, und auf seiner Ladefläche eine Gestalt. Der Wagen rast durch die nächste Linie Stöhner und zermanscht sie – es spritzt bis auf unsere Füße. Es ist ein Geländewagen, ein Landrover mit ordentlich PS und einer Ladefläche, an deren Bügeln sich eine Plane befestigen lässt. Ich kann mir nicht vorstellen, wer hinter dem Lenkrad sitzt, bin aber sicher, es herauszufinden, als der Mann von der Ladefläche zu uns herunterspringt. Er feuert ein paar Stöße in die Stöhner, die hinter mir und Ted herankriechen. Ich bin zu erstaunt, um mich zu bewegen. In Ehrfurcht erstarrt ob der wundersamen Ankunft dieser beiden Engel.
»Seid ihr in Ordnung?«, schreit der Fahrer und schwingt sich heraus.
»Scheint so«, ruft der andere und reißt sich eine Maske vom Gesicht. Sie stecken beide in schwarzen Militäroveralls und kugelsicheren Westen. Der näher stehende Mann trägt auf dem rechten Ärmel ein blaurotes Abzeichen, das eine Krone und einen Vogel zeigt. Er hat flammenrotes Haar, einen ebensolchen Bart und extrem blasse, blaue Augen. Mit zusammengezogen Augenbrauen mustert er uns beide.
»Darf ich fragen, was ihr zwei Kinder hier draußen macht?«
Ich öffne meinen Mund, um eine Antwort zu krächzen, aber von hinten kommt ein schrecklicher Schrei dazwischen. Es ist Zack, immer noch lebendig. Er zieht sich auf seinen Ellenbogen in unsere Richtung. Der rothaarige Mann wirft einen Blick auf die Axt in meiner Hand, dann einen auf Zacks fehlende Füße. Schließlich packt er mich unsanft am Handgelenk und stößt mich auf den Truck zu. Es fühlt sich an, als ob mein Arm aus dem Gelenk reißt.
»Verfluchte Hölle – ist es das, wonach es aussieht, ist es so?«, fragt er. Er hat einen Akzent, britisch, aber ganz schwach. Der Fahrer richtet seine Waffe auf Ted und nickt in Richtung Wagen.
»Sir? Sir! Es ist nicht so, wie es aussieht«, sage ich zu ihm und ringe nach Luft. Der Schmerz, der durch meinen verdrehten Arm schießt, bringt mich fast um.
»Ja, das hab ich schon oft gehört«, sagt er humorlos lachend, während er Ted und mich auf die Ladefläche schubst. »Ein bisschen verrückt geworden, was? Ich würde es vorziehen, euch gleich hier zu erschießen und euch bei diesem armen Bastard liegen zu lassen, aber ich denke, ich sperr euch besser ein und lass euch ein paar Tage darüber nachdenken.«
»Nein! Sie verstehen das nicht, Sir. Er hat uns bestohlen! Diese Kisten, gehen Sie und sehen Sie hinein, ich schwöre, er hat all unser Essen genommen«, schreie ich und kämpfe gegen seinen eisernen Griff. Ted setzt ebenfalls zu einer Erklärung an, aber der Mann schlägt ihm ins Gesicht. »Hört auf, ihn zu schlagen! Was stimmt mit euch nicht? Wir sind auf eurer Seite! Himmel noch mal, lasst uns gehen! Wir sind keine Verbrecher. Warum hört ihr mir nicht zu? Hör mir zu, du verdammter Idiot!«
Er hebt die Hand, und ich verstumme, weiche zurück gegen das harte Metall des Wagens. Das Fahrzeug erwacht zum Leben. Die Kisten bleiben offen und durcheinandergewürfelt am Boden liegen wie in einem unaufgeräumten Kinderzimmer. Zack sieht zu, wie der Truck wegfährt, und hebt eine Hand, als wollte er uns festhalten.
Sie verbinden uns die Augen und fesseln unsere Hände. Es fühlt sich nicht nach Stricken oder Handschellen an, vielleicht sind es Plastikfesseln. Wir werden mehr oder weniger vom Truck gestoßen und auf den Boden geschubst, herumgezerrt, bis wir stehen. Sie führen uns einen steilen Hügel hinauf, keine Treppe, den Lauf einer Waffe fest zwischen meine Schulterblätter gedrückt. Sie haben mein Laptop genommen und unsere Waffen. Alles, woran ich denken kann,
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