Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
Vom Netzwerk:
jemanden hinein. Ich höre das Scharren von Füßen auf dem Boden und einen Knall, als die Tür zufällt und ein Vorhängeschloss um die Klinke gelegt wird.
    »Wehr dich nicht, dir wurde eine Chance gegeben.«
    Diesmal spricht nicht die Kerkerfrau, sondern eine andere, tiefe Frauenstimme, die mir vage bekannt vorkommt. Die Lampe ist fest auf den Boden gerichtet, sodass ich ihr Gesicht nicht sehen kann.
    »Leck mich.«
    Mein Herz fliegt in meinen Hals. Gott sei Dank . Es ist Ned.
    Er spuckt auf den Boden, und ich höre ein entrüstetes Keuchen von der Frau und ein aufgesetztes Lachen von der großen Deutschen mit den Schlüsseln. »Möge der Herr Erbarmen mit dir haben, Edward. Obwohl ich nicht denke, dass er das wird.«
    Sie gehen, der Lichtkegel tanzt von dannen, bis sie um eine Ecke und verschwunden sind.
    »Ned? Bist du das?«
    »Himmel, Allison, du bist am Leben!«, sagt er. Es ist beunruhigend, dass ihn dieser Umstand so überrascht. Ich kann hören, wie er sich an unsere gemeinsame Wand schiebt. Ich krieche auch in diese Richtung und lasse meine Hände über die Ketten gleiten, bis ich seine Fingerspitzen fühle.
    »Wo sind wir?«, frage ich, so dankbar für Gesellschaft, dass mir die Tränen in die Augen treten.
    »Ich glaube, in einer alten Vorschule oder so was. Die Wände oben sind alle rosa, gelb und grün.«
    »Und Dapper?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen«, sagt Ned, und sein düsteres Stirnrunzeln ist in seiner Stimme zu hören. »Ich kann gar nicht glauben, dass du lebst. Gott, Allison, es ist schrecklich. Das sind schreckliche Leute. Ich weiß nicht, was mit uns passieren wird.«
    »Beruhige dich – wer ist schrecklich?«
    »Die Gemahlinnen, die Gemahlinnen der Schwarzen Erde, sie sind … verdammt. Sie haben den Transporter genommen, so muss es gewesen sein, und uns vermutlich mitgenommen.«
    »Aber das ergibt doch keinen Sinn. Warum sollten sie uns mitnehmen? Wofür das riskieren?«, frage ich. Ich fühle, wie seine Hände zittern, weil sie die Ketten schütteln und sie zart klingeln lassen wie ein Windspiel.
    »Es geht um mich. Sie wollen – wollten – mich.«
    » Dich? «
    »Danke vielmals.«
    »Das war kein Kommentar der Wertschätzung, Ned, ich meinte nur, wofür denn?«
    »Sie sind durchgedreht, Allison, sie alle. Sie sind verrückt …«
    »Aber wenn sie dich wollen, warum bist du dann hier unten bei mir?«
    »Ich wollte nicht … Ich wollte nicht tun, was sie verlangten. Es ist wie ein Ritual oder so, etwas Übles. Ich weiß nicht, was zum Teufel los ist«, sagt er, und seine Stimme versagt in der Mitte des Satzes. Etwas Entsetzliches quält ihn, die Kettenwand zittert heftiger. »Sie haben versucht … sie haben versucht, Sex mit mir zu machen.«
    »Himmel.«
    »Genau, Allison. Sie denken, es ist das Ende der Welt, Armageddon. Sie wollen die Erde wieder bevölkern, aber nur mit wahren Gläubigen . Sie haben mich die ganze Zeit Adam genannt … Und Corie … Sie stand daneben, direkt daneben, und hat nichts getan, hat nicht versucht, sie aufzuhalten. Und jetzt … ich vermute, sie werden uns wahrscheinlich töten.«
    »Uns töten? Was zur Hölle habe ich denn getan?«
    »Wir sind Sünder … und ich … ich kann nicht … sie haben meine Jungs. Sie haben Evan und Mikey.«
    »Himmel, Ned«, sage ich und fühle, wie meine Haut sich zusammenzieht, als ob sie versucht abzuhauen. Der schale Haferbrei droht unvermittelt wieder hochzukommen. »Du hättest … du solltest tun, was sie verlangen. Mach dir keine Sorgen um mich. Bring einfach deine Kinder in Sicherheit. Ich meine, was ich sage, das ist so was wie ein ausdrücklicher Befehl.«
    »Sei nicht dumm«, sagt er. »Ich würde nie zulassen, dass meine Jungs mich so sehen. Ihnen wird nichts passieren, schließlich … Schön, ich weiß es nicht, aber sie sind doch nur Kinder.«
    »Also, was nun?«, frage ich und streichle seine Finger.
    »Sie werden nach ihrem Adam suchen, ich schätze, wir … tja, wir werden wohl nicht mehr gebraucht. Sie reden die ganze Zeit vom Opfern, von einer Opferung der Unwürdigen. Sie bauen die Welt wieder auf, nehme ich an, so wie sie sie sich vorstellen.«
    Alles wäre besser, als dort zu sein, wo wir jetzt sind. In einem Tank voller hungriger Haie zu schwimmen wäre besser. Sogar mit Collin und seiner Frau für den Rest der Ewigkeit in einer Toilette eingesperrt zu sein, wäre besser als dies. Evan und Mikey sind da oben mit einem Haufen Verrückter, wahrscheinlich zu Tode verängstigt, und fragen sich, wo ihr Dad

Weitere Kostenlose Bücher