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Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Titel: Sie sehen aber gar nicht gut aus! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Strzoda
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wiederbelebt. Er wäre jämmerlich im Bach ertrunken. Aber manchmal muss man auch einfach Glück haben.

Vom Netz
    Der Helfer vor Ort war müde, als er die adrette Zweizimmerwohnung gegen Viertel nach ein Uhr morgens betrat. Die Frau in der Tür weinte. Sie sagte »hoffnungslos« und »zu spät«, schüttelte den Kopf und winkte den Helfer durch, der nur dazu da war, die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens mit lebensrettenden Handgriffen zu überbrücken.
    Der etwa 50-jährige Mann lag auf seinem Rücken im Bett, das linke Bein hing herunter. Die Augen waren leicht geöffnet wie auf einem schlecht getimten Foto. Der Mann wirkte seltsam statisch, die Lage war offenbar ernst. Denn ein Kreislaufstillstand führt unbehandelt nach kurzer Zeit zu einem irreversiblen Gehirnschaden und damit zum biologischen Tod.
    Der Retter packte den Mann, zog ihn auf den Schlafzimmerboden vor das eheliche Bett und riss das Schlafanzugoberteil auf. Knöpfe flogen durch das Zimmer und verloren sich klackernd in den Zimmerecken. Keine Atmung, kein Puls. Der Helfer öffnete seinen Notfallrucksack. Er nahm den Defibrillator, klebte die Elektroden auf den Brustkorb des Mannes und drückte die »Ein«-Taste am Gerät. Die Anweisung der freundlichen Stimme aus dem Lautsprecher war deutlich: »Wenn kein Puls vorhanden, Reanimation starten ...«
    Also begann er die Reanimation. Das dumpfe Knacken brechender Rippen erklang aus dem Brustkorb des Mannes. Die Frau schrie auf und verließ das Zimmer. Der Helfer erschauderte.
    Eine Stunde zuvor hatten Lenny und ich den witzigen Alkoholiker vom Bahnhof bereits in der Ambulanz abgegeben. Das Vokabular eines Betrunkenen ist gelegentlich irreführend.
    Aus seinem gelallten Gefasel verstand ich nur den Begriff »Eishockey«, den der Alki die ganze Zeit von sich gab. Er meinte damit »Alles okay«. Er wirkte auch nicht so, als würde er eine andere Sportart beherrschen als Komasaufen. Dann kam noch »Schmierwurst« für »Ist mir Wurst« – den kannte ich noch nicht. Ich nahm mir vor, mir das zu merken.
    Ich betätigte den Status 5 auf der Funktastatur: Sprechwunsch ohne Priorität. Damit wollte ich unseren Rettungswagen nach Ablieferung des Schnapskönigs wieder einsatzklar melden. Meine Uhr zeigte null Uhr irgendwas.
    Ich funkte die Leitstelle an. Keine Antwort. Minutenlange Stille. Nicht einmal ein Hintergrundrauschen war zu hören.
    »Hey, die Herrschaften da drüben haben wohl mittlerweile die Rollos runtergelassen und das Licht gelöscht«, bemerkte Lenny.
    Also fuhren wir erst mal in die Wache zurück.
    Es war jetzt ein Uhr durch. Und noch immer schwieg der Funk gnadenlos wie eine beleidigte Ehefrau. Allmählich wurde meine Freude über die unerwartete Ruhepause von einem Gefühl der Unsicherheit abgelöst. Während wir in der Garage der Rettungswache einparkten, schaltete sich ein Einsatzleitfahrzeug (ELW) ein. Irgendein ELW, dessen Fahrzeugführer sich offenbar in seiner eigenen Haut nicht wohlfühlte. Er unterbrach das Schweigen des Äthers und meldete die vorübergehende Übernahme des Leitstellenbetriebes. Und obwohl es die Aufgabe eines ELW ist, taktische Einheiten verschiedener Organisationen zu führen und zu koordinieren, schien die Kompensation des Leitstellenausfalles eine Nummer zu groß für ihn zu sein. Es machte den Anschein, dass keiner der Mitarbeiter dieses Fahrzeugs auch nur den Hauch eines Überblicks über Fahrzeugstandorte und Einsatzgeschehen hatte. Der Mann am Funk schien verzweifelt und desorientiert, informierte Fahrzeuge ins Blaue hinein über einen angeblichen Ausfall der Rettungsleitstelle und wies an, die Wachen zu besetzen, falls ein Bürger Hilfe suchen sollte. Welche Wachen auch immer.
    Ein Stromausfall hatte zum Totalkollaps aller Kommunikations- und Verbindungsmöglichkeiten mit unserer Leitstelle geführt, und die Rückfallebenen versagten. Als eine mögliche Rückfallebene wäre das Einsatzleitfahrzeug gedacht gewesen. Beim Totalausfall der Leitstelle wird das Einsatzleitfahrzeug über in der Leitstelle bereitgehaltene Mobiltelefone benachrichtigt. Binnen eines Zeitraumes X hat das Fahrzeug an einem im Rahmen eines Alarmplanes festgelegten Treffpunkt zu sein. Mitarbeiter der Leitstelle nehmen das in Metallboxen bereitgestellte und schon gepackte Notfallmaterial und wechseln in den ELW. Dort übernimmt ein Leitstellenmitarbeiter den Funkbetrieb, nachdem die Geräte aus den Metallboxen aufgebaut und in Betrieb genommen worden sind. Normalerweise dürfte so eine

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