Sie sehen dich
Wochen.«
»Was wollte sie hier?«
»Sie hat Yasmin besucht.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»So gut wie gar nicht. Sie hat Yasmin hier abgeholt. Dabei hat sie mir versprochen, dass sie sie zu einer bestimmten Zeit zurückbringt. Normalerweise hält Marianne sich daran. Sie verbringt nicht gern viel Zeit mit Ihrer Tochter.«
»Haben Sie hinterher noch mal mit ihr gesprochen?«
»Nein.«
»Mhm. Wissen Sie, wo sie normalerweise wohnt, wenn sie hier zu Besuch ist?«
»Im Travelodge an der Mall.«
»Ist Ihnen bekannt, dass sie die letzten vier Tage da gewohnt hat?«
Er sah Loren überrascht an. »Sie hat gesagt, dass sie nach Los Angeles fährt.«
»Wann hat Sie Ihnen das gesagt?«
»Sie hat mir eine E-Mail geschickt – äh, gestern glaube ich.«
»Kann ich die mal sehen?«
»Die E-Mail? Die habe ich gelöscht.«
»Wissen Sie, ob Ihre Frau einen Liebhaber hatte?«
Ein fast schon höhnisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Sie hatte bestimmt ein paar, aber darüber weiß ich nichts.«
»Auch hier in der Gegend?«
»Früher hat sie auch Männer hier in der Gegend gehabt.«
»Könnten Sie uns ein paar Namen nennen?«
Guy Novak schüttelte den Kopf. »Ich weiß keine, und sie interessieren mich auch nicht.«
»Warum sind Sie so verbittert, Mr Novak?«
»Ich weiß nicht, ob man das noch verbittert nennen kann.« Er nahm die Brille ab, sah sich stirnrunzelnd einen kleinen Schmutzfleck darauf an und versuchte, ihn am T-Shirt abzuwischen. »Ich
habe Marianne geliebt, was sie aber wirklich nicht verdient hatte. Wenn man es freundlich ausdrücken will, könnte man sie selbstzerstörerisch nennen. Diese Stadt hat sie gelangweilt. Ich habe sie gelangweilt. Das Leben hat sie gelangweilt. Sie hat mich serienweise betrogen. Sie hat ihre Tochter verlassen, und auch danach war sie nichts als eine einzige riesige Enttäuschung. Vor zwei Jahren hat Marianne Yasmin versprochen, dass sie mit ihr nach Disney World fährt. Einen Tag vor der Abfahrt hat sie mir telefonisch abgesagt. Ohne auch nur einen Grund anzugeben.«
»Zahlen Sie Unterhalt für Ihre Exfrau oder für Ihre Tochter?«
»Weder noch. Ich habe das alleinige Sorgerecht.«
»Hat Ihre Exfrau noch Freunde hier in der Gegend?«
»Das kann ich Ihnen nicht genau sagen, aber ich bezweifle es.«
»Was ist mit Reba Cordova?«
Guy Novak überlegte einen Moment lang. »Damals, als Marianne noch hier gewohnt hat, waren die beiden enge Freundinnen. Sehr enge sogar. Ich habe nie ganz verstanden, warum. Sie könnten kaum verschiedener sein. Aber das wäre durchaus möglich. Ich würde sagen, wenn Marianne den Kontakt zu irgendjemand hier aufrechterhalten hat, dann am ehesten zu Reba.«
»Wann haben Sie Reba Cordova zum letzten Mal gesehen?«
Er sah nachdenklich nach rechts oben. »Das ist schon eine ganze Weile her. Ich weiß nicht. Vielleicht bei einem Treffen in der Schule oder so.«
Wenn er tatsächlich weiß, dass seine Exfrau ermordet worden ist, dachte Muse, ist er ziemlich cool.
»Reba Cordova wird vermisst.«
Guy Novak öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. »Und Sie denken, dass Marianne etwas damit zu tun hat?«
»Glauben Sie das?«
»Sie ist selbstzerstörerisch. Das Schlüsselwort ist dabei aber das selbst. Ich glaube nicht, dass sie jemand anderem Schaden zufügen würde, außer vielleicht ihrer eigenen Familie.«
»Mr Novak, ich würde gern mit Ihrer Tochter sprechen.«
»Warum?«
»Weil wir glauben, dass Ihre Exfrau ermordet wurde.«
Sie sagte es ziemlich beiläufig und wartete auf seine Reaktion. Die kam mit einer gewissen Verzögerung, als ob die Worte ihn einzeln und nacheinander erreichten und er sie nur ganz langsam verarbeiten könnte. Ein paar Sekunden lang tat er gar nichts. Er stand nur da und starrte ins Leere. Dann verzog er das Gesicht, als hätte er sich verhört.
»Ich versteh … Sie glauben, dass Marianne ermordet wurde?«
Muse sah nach hinten und nickte. Clarence kam auf die Tür zu.
»Wir haben eine Frauenleiche in einer Gasse gefunden, die wie eine Prostituierte gekleidet war. Neil Cordova glaubt, dass es sich um Ihre Exfrau Marianne Gillespie handelt. Daher müssen wir jetzt Folgendes tun. Sie, Mr Novak, fahren mit meinem Kollegen zur Gerichtsmedizin, um den Leichnam persönlich in Augenschein zu nehmen. Haben Sie das verstanden?«
Benommen sagte er: »Marianne ist tot?«
»Ja, das nehmen wir jedenfalls an. Aber wir brauchen Ihre Hilfe. Ermittler Morrow wird Sie zur Leiche fahren
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