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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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der in genau so einer Fötushaltung  – war auch das erblich?  – da oben auf dem harten, kalten Dach gelegen hatte.
    Sie sah die Rufliste in Spencers Handy durch. Sie fand keine Überraschung. Außerdem hatte sie das schon mehrmals gemacht, das war allerdings ein paar Wochen her. Spencer hatte Adam Baye an dem Abend dreimal angerufen. Ungefähr eine Stunde bevor er den Abschiedstext abgeschickt hatte, hatte er es zum letzten Mal versucht. Der Anruf habe nur eine Minute gedauert. Adam hatte gesagt, Spencer habe ihm eine wirre Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Und sie fragte sich jetzt, ob Adam sie belogen hatte.
    Die Polizei hatte das Handy auf dem Dach neben Spencers Leiche gefunden.
    Sie hielt es fest und schloss die Augen. Sie war fast eingeschlafen, dämmerte in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachheit dahin, als das Telefon klingelte. Im ersten Moment dachte sie, es wäre Spencers Handy, aber es war das Festnetztelefon.
    Eigentlich wollte sie liegen bleiben und später den Anrufbeantworter abhören, aber dann fiel ihr ein, dass es Tia Baye sein könnte. Sie rappelte sich auf. Spencer hatte auch ein Telefon in seinem Zimmer. Sie sah aufs Display, konnte die Nummer aber nicht zuordnen.

    »Hallo?«
    Stille.
    »Hallo?«
    Dann sagte eine tränenerstickte Jungenstimme: »Ich hab Sie mit meiner Mom auf dem Dach gesehen.«
    Betsy richtete sich auf. »Adam?«
    »Es tut mir so leid, Mrs Hill.«
    »Von wo rufst du an?«, fragte sie.
    »Von einem Münztelefon.«
    »Und wo ist das?«
    Sie hörte ihn weiterschluchzen.
    »Adam?«
    »Ich war mit Spencer oft bei Ihnen im Garten. Hinten, zwischen den Bäumen wo früher die Schaukel stand. Wissen Sie, wo ich meine?«
    »Ja.«
    »Wir können uns da treffen.«
    »Gut. Wann?«
    »Spencer und ich waren gern da, weil man sehen kann, ob jemand kommt. Wenn Sie jemandem erzählen, dass wir uns da treffen, dann seh ich den da. Versprechen Sie mir, dass Sie das nicht tun.«
    »Versprochen. Wann?«
    »In einer Stunde.«
    »Okay.«
    »Mrs Hill?«
    »Ja?«
    »Was mit Spencer passiert ist«, sagte Adam, »das war meine Schuld.«

    Als Mike und Tia in ihre Straße einbogen, sahen sie den Mann mit den langen Haaren und den schmutzigen Fingernägeln auf ihrem Rasen auf und ab gehen.

    Mike fragte: »Ist das nicht Brett?«
    Tia nickte. »Er hat sich diese E-Mail noch mal angeguckt. Die mit der Party bei den Huffs.«
    Sie fuhren die Einfahrt hinauf. Susan und Dante Loriman waren auch draußen. Dante winkte. Mike winkte zurück. Er sah Susan an. Angestrengt hob sie die Hand, drehte sich dann um und ging in ihr Haus. Mike winkte noch mal kurz und wandte sich dann ab. Dafür hatte er jetzt keine Zeit.
    Sein Handy klingelte. Mike sah aufs Display.
    »Wer ist das?«, fragte Tia.
    »Ilene«, antwortete er. »Die ist auch vom FBI vernommen worden. Ich muss rangehen.«
    Sie nickte. »Ich spreche mit Brett.«
    Tia stieg aus dem Wagen. Brett ging immer noch auf und ab und führte dabei ein angeregtes Selbstgespräch. Als Tia ihn ansprach, blieb er stehen.
    »Irgendjemand will Sie da verarschen, Tia«, sagte Brett.
    »Wieso?«
    »Ich muss mir Adams Computer noch mal genauer angucken, damit ich sicher bin.«
    Tia hatte noch mehr Fragen, aber die jetzt zu stellen wäre nur Zeitverschwendung gewesen. Sie schloss die Tür auf und ließ Brett ins Haus. Er kannte den Weg.
    »Haben Sie oder Ihr Mann irgendjemandem erzählt, was ich auf dem Computer installiert habe?«, fragte er.
    »Von dem Überwachungsprogramm? Nein. Na ja, doch, gestern Abend haben wir es der Polizei erzählt.«
    »Und davor? Wusste das da schon jemand?«
    »Nein. Besonders stolz waren wir darauf nicht. Ach, warten Sie, unser Freund Mo wusste Bescheid.«
    »Wer?«
    »Er ist so eine Art Patenonkel von Adam. Mo würde niemals etwas tun, was Adam schadet.«

    Brett zuckte die Achseln. Sie kamen in Adams Zimmer. Der Computer lief. Brett setzte sich davor und fing an zu tippen. Er rief Adams E-Mails auf und startete irgendein Programm. Zeichenreihen liefen die Seite herunter. Tia hatte keine Ahnung, was sie da sah.
    »Wonach suchen Sie?«
    Er klemmte eine Strähne hinter die Ohren und konzentrierte sich auf den Bildschirm. »Also, die E-Mail, nach der Sie gefragt haben, wurde gelöscht, ja? Ich will nur nachgucken, ob zum Absenden ein Timer verwendet wurde  – nein  – und dann …« Er brach ab. »Moment … Okay, ja.«
    »Was ja?«
    »Das ist komisch, mehr kann ich noch nicht sagen. Sie haben gesagt, dass Adam nicht zu Hause

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