Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie sehen dich

Sie sehen dich

Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
den Knauf. Die Tür rührte sich nicht.
    »Was ist los?«, fragte Mo.
    »Wir müssen da rein«, sagte Anthony.
    Mo legte die Hand auf die Tür. »Die ist stahlarmiert. Die können wir nicht eintreten.
    »Tja, wir müssen es auf jeden Fall versuchen.«
    »Wieso, was ist los?«
    »Der Typ, der Adam eben reingelassen hat«, sagte Anthony, »hat eine Knarre gezogen.«

    Carson hielt die Pistole versteckt hinter dem Rücken.
    »Ist mein Vater hier?«, fragte Adam.
    »Bei Rosemary im Büro.«
    Adam wollte an ihm vorbeigehen. Plötzlich wurde es hinten im Flur laut.
    »Adam?«
    Das war Mike Bayes Stimme.
    »Dad?«
    Mike war gerade um die Ecke gebogen, als Adam in den Club kam. Vater und Sohn umarmten sich im Flur.
    Hach wie süß, dachte Carson.
    Carson zog die Pistole nach vorn und hob sie an.

    Er sagte nichts. Er wollte sie nicht warnen. Das hätte nichts gebracht. Er hatte keine Wahl. Für Verhandlungen oder irgendwelche Forderungen war keine Zeit mehr. Er musste einen Schlussstrich ziehen.
    Er musste sie umbringen.
    Rosemary rief: »Nicht, Carson!«
    Aber auf die Hure hörte er nicht mehr. Carson legte auf Adam an, hatte ihn im Visier und wollte abdrücken.

    Selbst als Mike seinen Sohn umarmte  – als er dieses wunderbare Wesen berührte und ihm vor Erleichterung fast die Knie wegsackten  – sah Mike es im Augenwinkel.
    Carson hatte eine Pistole.
    Er konnte nicht sekundenlang darüber nachdenken, was er jetzt tun musste. Er reagierte nicht bewusst, sondern rein instinktiv. Kaum hatte er gesehen, dass Carson die Pistole auf Adam richtete, da reagierte er auch schon.
    Mike stieß Adam von sich.
    Mit einem sehr kräftigen Stoß. Adam flog richtig ein kleines Stück durch die Luft. Er riss überrascht die Augen auf. Es knallte, und die Glasscheibe direkt hinter der Stelle, an der Adam gerade noch gestanden hatte, zersplitterte. Scherben regneten auf Mike herab.
    Der Stoß hatte jedoch nicht nur Adam überrascht, sondern auch Carson. Er hatte offenbar darauf spekuliert, dass die beiden ihn nicht sahen, oder so reagierten, wie die meisten Menschen, wenn sie eine Schusswaffe vor sich sahen  – dass sie erstarrten oder die Hände hoben.
    Trotzdem reagierte Carson ziemlich schnell. Er bewegte den Arm mit der Pistole etwas nach rechts und zielte dahin, wo Adam gelandet war. Aber der war nicht zu sehen. Deshalb hatte Mike ihm einen so kräftigen Stoß gegeben. Selbst in dieser instinktiven
Reaktion hatte noch Methode gesteckt. Er musste seinen Sohn nicht nur aus der Schussbahn sondern in Deckung bekommen. Und das war ihm auch gelungen.
    Adam war im Seitengang hinter einer Wand gelandet.
    Carson konnte Adam nicht treffen. Also hatte er nur eine Möglichkeit. Er musste den Vater zuerst erschießen.
    Mike spürte, wie sich eine eigenartige Ruhe in ihm ausbreitete. Er wusste genau, was jetzt zu tun war. Er hatte keine Wahl. Er musste seinen Sohn schützen. Als Carson die Pistole auf ihn richtete, wusste Mike, was das bedeutete.
    Er musste sich opfern.
    Er hatte das nicht zu Ende gedacht. Die Sache war vollkommen klar. Ein Vater rettete seinen Sohn. So musste es sein. Carson konnte auf einen von ihnen schießen. Das ließ sich offenbar nicht verhindern. Also tat Mike das Einzige, was er tun konnte.
    Er stellte sicher, dass Carson auf ihn schoss.
    Ohne zu überlegen stürzte Mike sich auf Carson.
    Er hatte einen Flashback zu seiner Eishockeyzeit, wie er zum Puck ging, und ihm wurde klar, dass es vielleicht reichen konnte, dass es vielleicht sogar dann reichte, wenn Carson ihn traf, dass er vielleicht genug Schwung hatte, um zu Carson zu kommen und ihn davon abzuhalten, weiteren Schaden anzurichten.
    Er würde seinen Sohn retten.
    Aber als er sich näherte, wurde Mike klar, dass Mut eine Sache war, Realität eine andere. Der Abstand war zu groß. Carson hatte schon auf ihn angelegt. Bis Mike bei ihm war, hätte er mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Kugeln im Körper. Die Chance, dass er das überlebte, oder Carson irgendwie bremsen konnte, war sehr gering.
    Aber er hatte keine Wahl. Also schloss Mike die Augen, senkte den Kopf und stürmte los.

    Er war noch fünf Meter weit weg, aber wenn Carson ihn noch ein kleines bisschen näher rankommen ließ, konnte er ihn gar nicht verfehlen.
    Er zielte etwas tiefer, richtete die Pistole auf Mikes Kopf und sah das Ziel immer größer werden.

    Anthony stemmte die Schulter gegen die Tür, aber die rührte sich nicht.
    Mo sagte: »Diese scheißkomplizierten Berechnungen, und dann so

Weitere Kostenlose Bücher