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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Cope.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil er mit seiner Einschätzung vollkommen danebenliegt.«

8
    Dante Loriman betrat als Erster Ilene Goldfarbs Büro. Er drückte Mike etwas zu fest die Hand. Susan folgte ihm. Ilene Goldfarb erhob sich und blieb hinter ihrem Schreibtisch stehen. Sie hatte sich ihre Brille wieder aufgesetzt. Sie beugte sich vor und schüttelte beiden kurz die Hand. Dann setzte sie sich wieder hin und schlug die vor ihr liegende Akte auf.
    Dante nahm auf dem Stuhl neben dem Schreibtisch Platz. Er sah seine Frau nicht an. Susan setzte sich neben ihn. Mike blieb hinten stehen, verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand. Dante Loriman krempelte sich sorgfältig die Ärmel hoch. Erst den rechten, dann den linken. Er stützte die Ellbogen auf die
Oberschenkel, als wollte er Ilene Goldfarb zeigen, dass er auf das Schlimmste gefasst war.
    »Und?«, fragte Dante.
    Mike sah Susan Loriman an. Sie saß aufrecht und mit hocherhobenem Kopf auf ihrem Stuhl. Sie bewegte sich überhaupt nicht, saß so still, dass man den Eindruck hatte, sie würde die Luft anhalten. Das war zu still. Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte Susan sich dann um und wandte Mike ihr hübsches Gesicht zu. Mike versuchte, eine neutrale Miene aufzusetzen. Dies war Ilenes Show. Er war hier nur Zuschauer.
    Ilene sah weiter in die Akte, wohl um zu warten, bis Ruhe eingekehrt war. Dann legte sie die Hände auf den Tisch und blickte auf einen fernen Punkt zwischen den beiden Eltern.
    »Wir haben die notwendigen Gewebetests durchgeführt«, fing sie an.
    Dante unterbrach sie. »Ich will das machen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich will Lucas eine Niere spenden.«
    »Sie passen nicht, Mr Loriman.«
    Einfach so.
    Mike ließ Susan Loriman nicht aus den Augen. Auch ihre Miene war jetzt neutral.
    »Oh«, sagte Dante. »Ich dachte, der Vater …«
    »Das variiert«, sagte Ilene. »Wie ich Ihrer Frau bei ihrem letzten Besuch schon erklärt hatte, kommen da viele Faktoren zum Tragen. Idealerweise brauchen wir eine Übereinstimmung in allen sechs HL-Antigenen. In Bezug auf die Histokompatibilität wären Sie kein besonders geeigneter Spender, Mr Loriman.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Susan.
    »Ihre Werte passen besser. Auch nicht perfekt, aber erheblich besser. Normalerweise sind die Chancen bei Geschwistern am besten. Jedes Kind erbt die Hälfte der Antigene von jedem Elternteil, und es gibt vier mögliche Kombinationen von Antigenen.
Das bedeutet, dass bei Brüdern oder Schwestern eine Chance von fünfundzwanzig Prozent besteht, dass die Antigene genau übereinstimmen, und eine fünfzigprozentige, dass die Hälfte  – also drei Antigene  – übereinstimmen, und eine Chance von fünfundzwanzig Prozent, dass überhaupt keine Übereinstimmung besteht.«
    »Und was ist mit Tom?«
    Tom war Lucas’ großer Bruder.
    »Unglücklicherweise haben wir auch hier schlechte Nachrichten. Bisher haben wir die meisten Übereinstimmungen bei Ihrer Frau gefunden. Wir werden mit den Daten Ihres Sohnes auch bei der Organspenderdatei anfragen, ob die jemanden mit größerer Übereinstimmung haben, der verstorben ist. Ich halte das allerdings für unwahrscheinlich. Wir könnten es mit einer Ihrer Nieren versuchen, Mrs Loriman, aber ehrlich gesagt sind Sie nicht die ideale Spenderin.«
    »Warum nicht?«
    »Bei Ihnen stimmen zwei Antigene überein. Je näher wir an sechs herankommen, desto größer ist die Chance, dass der Körper Ihres Sohnes die Niere nicht abstößt. Je größer die Übereinstimmung der Antigene ist, desto besser sind seine Chancen, dass er nicht sein Leben lang Medikamente nehmen oder regelmäßig zur Dialyse muss.«
    Dante fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Und was machen wir jetzt?«
    »Ein bisschen Zeit haben wir ja noch. Wie schon gesagt, setze ich ihn auch auf die Liste der Organempfänger. Wir suchen weiter und fahren mit der Dialyse fort. Wenn wir nichts Besseres finden, nehmen wir Ihre Niere, Mrs Loriman.«
    »Aber Sie hätten lieber einen Spender, der besser passt«, sagte Dante.
    »Ja.«
    »Wir haben noch ein paar Verwandte, die gesagt haben, dass sie
Lucas eine Niere spenden würden, wenn das geht«, sagte Dante. »Vielleicht können Sie die ja auch testen?«
    Ilene nickte. »Schreiben Sie eine Liste  – Namen, Adressen und das blutsverwandtschaftliche Verhältnis zu Lucas.«
    Schweigen.
    »Wie krank ist er, Doktor?« Dante drehte sich um und sah nach hinten. »Mike? Sei ganz offen. Wie schlimm ist es?«
    Mike sah

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