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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Adam anzurufen. Er meldete sich nicht. Die Nummer der Huffs stand nicht im Telefonbuch, wahrscheinlich weil Daniel Huff Polizist war. Und die Handynummer von seinem Sohn DJ hatte er nicht.
    Also hatte er im Prinzip keine Wahl.
    Er überlegte, wie er seine Anwesenheit erklären sollte, ohne sich zu verraten. Ihm fiel nichts ein.
    Und was jetzt?
    Er überlegte, ob er nach Hause fahren sollte. Der Junge war zwar minderjährig, und Alkohol war gefährlich, aber hatte Mike als Jugendlicher nicht das Gleiche gemacht? Er war mit Freunden in den Wald gegangen und hatte da Bier getrunken. Und bei den Greenhalls hatten sie auf den Partys jede Menge Kurze getrunken. Mit Marihuana hatten weder er, noch sein engerer Freundeskreis viel zu tun gehabt, trotzdem hatte er im Haus seines Freunds
Weed abgehangen, als seine Eltern nicht in der Stadt waren  – kleiner Tipp für Eltern: Wenn Ihr Junge den Spitznamen Gras trägt, hat das nicht unbedingt etwas mit normaler Gartenarbeit zu tun.
    Mike hatte keinen langfristigen Schaden davongetragen. Wäre er im Leben wirklich besser zurechtgekommen, wenn seine Eltern sich so massiv eingemischt hätten?
    Mike blickte zur Tür. Vielleicht sollte er einfach abwarten. Vielleicht sollte er ihn feiern, trinken oder was auch immer lassen und einfach hier draußen sitzen bleiben bis Adam rauskam, dann konnte Mike auf ihn aufpassen und gucken, ob alles in Ordnung war. So würde er ihn nicht in Verlegenheit bringen oder das Vertrauen seines Sohnes zerstören.
    Welches Vertrauen?
    Adam hatte seine Schwester allein gelassen. Adam rief ihn nicht zurück. Und schlimmer noch  – Mike bespitzelte seinen Sohn mit allen Mitteln. Tia und er überwachten seinen Computer. Sie drangen bis in den letzten Winkel seines Privatlebens ein.
    Der alte Ben-Folds-Song kam ihm in den Sinn: »If you can’t trust, you can’t be trusted.« Wer nicht vertrauen konnte, dem war nicht zu trauen.
    Er war sich über sein weiteres Vorgehen immer noch nicht im Klaren, als die Haustür der Huffs aufging. Mike versuchte, in seinem Sitz nach unten zu rutschen  – und kam sich dabei ziemlich albern vor. Aus dem Haus kam aber kein Jugendlicher, sondern Captain Daniel Huff von der Polizei in Livingston.
    Der Vater, der angeblich weg sein sollte.
    Mike wusste nicht, was er davon halten sollte. Aber das machte eigentlich nichts. Daniel Huff kam mit energischen Schritten direkt auf Mike zu. Ohne jedes Zögern. Er hatte nur ein Ziel.
    Mikes Wagen.
    Mike setzte sich aufrecht hin. Daniel Huff sah ihn an. Er winkte nicht, und er lächelte auch nicht. Er runzelte nicht einmal die Stirn und wirkte nicht besorgt. Natürlich wusste Mike, dass Daniel
Huff Polizist war, und tatsächlich fühlte er sich wie jemand, der bei einer Verkehrskontrolle herausgewinkt worden war, worauf der Polizist ohne eine Miene zu verziehen an die Tür kam, damit der Fahrer einfach von selbst zugab, dass er zu schnell gefahren war oder ein Paket mit Drogen im Tank versteckt hatte.
    Als Huff nah genug war, fuhr Mike das Fenster runter und rang sich ein Lächeln ab.
    »Hey, Dan«, sagte Mike.
    »Mike.«
    »Bin ich zu schnell gefahren, Officer?«
    Huff lächelte kurz über den schlechten Witz. Er kam bis an den Wagen heran. »Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte.«
    Beide glucksten einen Moment lang, obwohl sie den Witz nicht sehr gelungen fanden. Huff stemmte die Hände in die Hüften. Mike wollte etwas sagen. Er wusste, dass Huff auf eine Erklärung wartete. Mike war sich aber nicht sicher, ob er ihm eine geben wollte.
    Nachdem das etwas gezwungene Lachen erstorben und ein paar Sekunden unbehaglichen Schweigens verstrichen waren, kam Daniel Huff zum Thema. »Ich hab dich hier parken sehen, Mike.«
    Er brach ab. Mike sagte: »Mhm.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Klar.«
    Mike versuchte, sich nicht zu ärgern. Du bist ein Bulle, na toll. Wer begrüßte denn so Bekannte, die er auf der Straße traf, außer vielleicht ein großkotziger Besserwisser? Andererseits war es wohl auch wirklich seltsam, wenn man einen Typen, den man seit Langem kannte, dabei erwischte, wie er einen Beobachtungsposten vor dem Haus bezog.
    »Willst du kurz mit reinkommen?«
    »Ich suche Adam.«
    »Und deshalb parkst du hier draußen?«
    »Ja.«

    »Warum hast du nicht einfach geklopft?«
    Als wäre er Columbo.
    »Ich wollte erst noch telefonieren.«
    »Ich hab dich nicht ins Handy sprechen sehen.«
    »Wie lange hast du mich beobachtet, Dan?«
    »Ein paar Minuten.«
    »Das Auto hat eine

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