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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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verwirrt«, sagte Nash. »Das ist okay. Es ist aus dem Lied ›My favorite things‹. Erinnern Sie sich jetzt?«
    Sie nickte. Dann erinnerte sie sich: »Ja.«
    Nasch lächelte erfreut. »Doorbells«, sagte er dann.
    Sie sah ihn völlig hilflos an.
    »Erinnern Sie sich auch daran? Julie Andrews sitzt bei den ganzen Kindern, die Alpträume und Angst vor einem Gewitter haben oder so was, und sie will sie beruhigen, also sagt sie zu ihnen, dass sie an die Dingen denken sollen, die sie am liebsten haben. Weil sie sie damit ablenken will. Jetzt wissen Sie’s wieder, oder?«
    Reba fing wieder an zu weinen, nickte aber.
    »Und sie singen ›Doorbells‹. Türklingeln, also ehrlich. Stellen Sie sich das mal vor. Wahrscheinlich könnte man eine Million Menschen fragen, was die fünf Dinge sind, die sie am liebsten haben, und kein einziger  – nicht einer   – würde Türklingeln sagen. Echt, wie soll das gehen: ›So Dinge, die ich am liebsten mag ? Na ja, ganz klar, Türklingeln. Ja, logisch, die mag ich am allerliebsten. Eine Türklingel. Jau, wenn ich mal richtig die Sau rauslassen und voll gut draufkommen will, dann drück ich auf eine Türklingel. Das ist echt heiß, Mann. Und wissen Sie, was mich richtig scharf macht? Diese Türklingeln mit so einem Glockenspiel drin. Ja, das macht mich voll an‹.«
    Nash brach ab, gluckste und schüttelte den Kopf. »Das wäre auch eine schöne Antwort beim Familienduell, stimmt’s? Sagen wir, die haben die zehn meistgenannten Antworten hinten auf
der Tafel  – Ihre Lieblingsdinge  – und Sie sagen ›Türklingel‹. Dann zeigt Richard Dawson hinter sich und sagt: »Unsere Befragung hat ergeben …«
    Nash stieß einen lauten Summton aus und formte aus den Armen ein X.
    Er lachte. Pietra lachte auch.
    »Bitte«, sagte Reba. »Bitte sagen Sie mir, was Sie wollen.«
    »Dazu kommen wir noch, Reba. Das tun wir. Aber ich geb Ihnen schon mal einen Hinweis.«
    Sie wartete.
    »Sagt Ihnen der Name Marianne etwas?«
    »Was?«
    »Marianne?«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie hat Ihnen was geschickt.«
    Die Angst in ihrem Gesicht wuchs.
    »Bitte tun Sie mir nicht weh.«
    »Das tut mir leid, Reba. Ich werde Ihnen weh tun. Ich werde Ihnen sehr weh tun.«
    Dann kroch er nach hinten in den Lieferwagen und machte seine Ankündigung wahr.

14
    Als Mike nach Hause kam, schlug er die Tür zu und ging zum Computer. Er wollte auf der GPS-Überwachungs-Website nachgucken, wo Adam war. Er fragte sich, was da passiert war. Das GPS gab ihm nur den ungefähren Aufenthaltsort des Handys. Ganz genau war es nicht. War Adam da in der Nähe gewesen? Vielleicht ein paar Häuser weiter? Im Wäldchen an der Ecke oder im Garten der Huffs?

    Er wollte gerade die Website aufrufen, als es an der Haustür klopfte. Er seufzte, stand auf und sah aus dem Fenster. Es war Susan Loriman.
    Er öffnete die Tür. Sie war ungeschminkt, trug die Haare offen. Wieder einmal verabscheute er sich selbst, weil er als Erstes feststellte, wie schön sie war. Manche Frauen hatten es einfach. Er konnte gar nicht genau sagen, was es war. Ein hübsches Gesicht und ein schöner Körper reichten nicht, es musste noch etwas dazukommen, etwas schwer Greifbares, bei dem Männer weiche Knie bekamen. Natürlich wäre Mike niemals schwach geworden, aber wenn man sich so etwas nicht bewusst machte, wurde es sogar noch gefährlicher.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hi.«
    Sie kam nicht herein. Die Leute würden zu tratschen anfangen, wenn das jemand sah, und in so einer Nachbarschaft würde es jemand sehen. Susan blieb mit verschränkten Armen auf der Schwelle stehen wie eine Nachbarin, die um eine Tasse Zucker bat.
    »Weißt du, warum ich angerufen habe?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er überlegte, wie er es ihr sagen sollte. »Dir ist doch klar, dass wir die nächsten Blutsverwandten von deinem Sohn testen müssen.«
    »Ja.«
    Er dachte an Daniel Huffs abweisende Haltung, an den Computer oben, an das GPS im Handy seines Sohns. Mike wollte es ihr langsam und schonend beibringen, aber für solche Feinheiten hatte er jetzt keine Zeit.
    »Das heißt«, sagte er, »dass wir Lucas’ leiblichen Vater testen müssen.«
    Susan blinzelte, als hätte er ihr ins Gesicht geschlagen.
    »Ich wollte damit nicht einfach so heraus…«

    »Ihr habt seinen Vater getestet. Ihr habt gesagt, er passt nicht besonders gut.«
    Mike sah sie an. »Den leiblichen Vater«, wiederholte er.
    Sie blinzelte und trat einen Schritt zurück.
    »Susan?«
    »Das ist nicht Dante?«
    »Nein.

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