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Titel: Sie sehen dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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gelogen«, sagte er.
    »Ich habe zu tun, Mike.«
    »Ich habe Ihren Sohn gesehen, bevor ich überfallen wurde.«
    »Nein, das haben Sie nicht. Er war zu Hause.«
    »Das ist Quatsch.«
    Huff stand nicht auf. Er forderte Mike auch nicht auf, Platz zu nehmen. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. »Für so was hab ich jetzt wirklich keine Zeit.«
    »Mein Sohn war bei Ihnen am Haus. Dann ist er in die Bronx gefahren.«
    »Woher wissen Sie das, Mike?«
    »Ich habe eine GPS-Suche nach dem Handy meines Sohns durchgeführt.«
    Huff zog die Augenbrauen hoch. »Wow.«
    Er musste das schon gewusst haben. Das hatten seine Kollegen aus New York ihm bestimmt erzählt. »Warum lügen Sie, Huff?«
    »Wie genau arbeitet das GPS?«
    »Was?«
    »Vielleicht war er gar nicht bei DJ. Vielleicht war er irgendwo im Nachbarhaus. Die Lubetkins, zwei Häuser neben uns, haben auch einen Sohn in dem Alter. Oder, verdammt, vielleicht war er auch bei mir im Haus, bevor ich von der Arbeit gekommen bin. Oder er war nur in der Nähe, hat überlegt, ob er reinkommen soll und sich dann doch anders entschieden.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    Es klopfte an der Tür. Ein anderer Polizist sah ins Büro. »Mr Cordova ist hier.«
    »Bring ihn in Raum A«, sagte Huff. »Ich komme sofort.«

    Der Polizist nickte und schloss die Tür. Huff stand auf. Er war ein großer Mann mit nach hinten gekämmten Haaren. Normalerweise strahlte er diese Polizistenruhe aus wie auch gestern, bei dem Zusammentreffen vor seinem Haus. Er versuchte immer noch, diese Fassade aufrechtzuerhalten, jetzt merkte man ihm die Anstrengung jedoch an. Er sah Mike in die Augen. Mike hielt dem Blick stand.
    »Mein Sohn war die ganze Nacht zu Hause.«
    »Das ist eine Lüge.«
    »Ich muss jetzt los. Ich rede mit Ihnen nicht mehr darüber.«
    Er ging zur Tür. Mike trat ihm in den Weg.
    »Ich muss mit Ihrem Sohn sprechen.«
    »Gehen Sie mir aus dem Weg, Mike.«
    »Nein.«
    »Ihr Gesicht.«
    »Was ist damit?«
    »Es sieht aus, als ob Sie schon genug Prügel bezogen hätten«, sagte Huff.
    »Wollen Sie probieren, was ich noch draufhabe?«
    Huff sagte nichts.
    »Ach, kommen Sie, Huff. Ich bin ein verwundeter Mann. Versuchen Sie’s ruhig noch mal.«
    »Noch mal?«
    »Vielleicht waren Sie ja auch da?«
    »Was?«
    »Ihr Sohn war jedenfalls da. Also los. Aber diesmal Mann gegen Mann. Ohne irgendwelche Mitstreiter, die sich auf mich stürzen, wenn ich nicht hingucke. Also machen Sie schon. Stecken Sie die Pistole weg, und schließen Sie die Bürotür ab. Sagen Sie Ihren Kumpels, dass sie uns in Ruhe lassen sollen. Und dann gucken wir mal, was für ein harter Bursche Sie wirklich sind.«
    Huff hätte fast gelächelt. »Glauben Sie wirklich, das hilft Ihnen, Ihren Sohn zu finden?«

    Und da fiel es Mike wieder ein  – das was Mo gesagt hatte. Er hatte etwas von eins gegen eins und Mann gegen Mann gesagt, aber eigentlich hätte er das tun sollen, was Mo ihm geraten hatte: Er hätte von Vater zu Vater mit ihm sprechen müssen. Es hätte Huff zwar auch nicht gefallen, wenn Mike ihn daran erinnert hätte. Ganz im Gegenteil. Mike versuchte, seinen Sohn zu retten  – und genau das wollte Huff auch. Mike interessierte sich absolut nicht für DJ Huff  – genauso wenig wie Huff sich für Adam Baye interessierte.
    Beide wollten nur ihre Söhne schützen. Dafür kämpfte Huff. Egal ob er gewann oder verlor, er würde seinen Sohn nicht aufgeben. Und so war es bei allen Eltern  – bei denen von Clark und Olivia und den anderen. Und das war Mikes Fehler gewesen. Tia und er sprachen mit den Eltern, die sich ohne zu zögern auf eine Granate werfen würden, um ihre Sprösslinge zu schützen. Dabei mussten sie irgendwie dafür sorgen, dass sie die elterlichen Schutzwälle umgingen.
    »Adam wird vermisst«, sagte Mike.
    »Das ist mir bekannt.«
    »Ich habe mit der New Yorker Polizei darüber gesprochen. Aber mit wem kann ich hier sprechen? Wer hilft mir hier bei der Suche nach meinem Sohn?«

    »Sag Cassandra, dass ich sie vermisse«, flüsterte Nash.
    Und dann, es hatte lange gedauert, war Reba Cordovas Leidenszeit endlich vorbei.
    Nash fuhr zum U-Store-It -Selbstlager an der Route 15 in Sussex County.
    Er setzte mit dem Lieferwagen zurück vor seine garagenförmige Lagereinheit. Es war inzwischen dunkel. Sie waren ganz allein. Um der extrem unwahrscheinlichen Möglichkeit vorzubeugen, dass sie hier trotzdem jemand sah, hatte er die Leiche in einem
Mülleimer verstaut. Selbstlager

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