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Sie sind Dein Schicksal

Sie sind Dein Schicksal

Titel: Sie sind Dein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Haines
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mit Juristenkauderwelsch, hm?«
    Sie lachte kurz auf, auch wenn ich merkte, dass sie das Lachen eigentlich nicht hatte entkommen lassen wollen. Ihre Nervosität ließ ein wenig nach. »Ja, ja. Zwing mich nur nicht dazu, den Advocatus Diaboli zu spielen.«
    Hätte sie den wahren Grund dafür gewusst, warum ich es für eine gute Idee hielt, bei Royce zu wohnen, hätte sie mit mir um das Recht gekämpft, das Auto zu fahren. Ich entspannte mich für den Moment und folgte dem Weg, der seit meinem ersten Besuch in Royce’ Haus in meine Erinnerung eingebrannt war.
    Royce gehörte ein kleines Apartmenthaus, das ungefähr einen halben Block vom Central Park entfernt lag. Darin wohnten die vertrauenswürdigsten oder wertvollsten Mitglieder seiner »Familie« sowie die Menschen, die, wie er einmal beiläufig erwähnt hatte, kurz davor standen, von ihm oder einem der anderen Vampire im Gebäude verwandelt zu werden. Die meisten von ihnen hatte ich während meines Aufenthaltes getroffen, als ich darauf wartete, dass die Blutbindung zwischen uns nachließ, auch wenn ich mir keine besondere Mühe gegeben hatte, sie besser kennenzulernen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich mich an alle Namen erinnerte; wenn sie nicht gerade auf mich aufgepasst hatten, waren sie zu dieser Zeit nicht wichtig für mich gewesen.
    Wenn ich Glück hatte, gäbe es genug Platz, dass Sara und ich dort eine Weile bleiben konnten. Zumindest eine Couch, auf der wir pennen konnten. Royce hatte mir oft angeboten, an seine Seite zurückzukehren, obwohl ich mir Mühe gegeben hatte, diese Angebote zu ignorieren – bis jetzt. Hoffentlich machte es ihm nichts aus, dass ich einfach auf seiner Türschwelle auftauchte, und hoffentlich hatte er auch kein Problem damit, dass ich Sara und ihre Hunde mitbrachte.
    Ich hatte Glück und fand einen Parkplatz direkt gegenüber von Royce’ Haus. Wir ließen die Taschen und Hunde im Auto, als wir loszogen, um die Stimmung abzuchecken und zu sehen, ob wir willkommen waren.
    Das Apartmenthaus wirkte nicht im Geringsten wie der Unterschlupf eines Vampirs. Mit den weißen Fensterläden vor der Ziegelmauer, ganz abgesehen von den Rosen, die sich an der Mauer aus Backsteinen und Schmiedeeisen emporrankten, wirkte es eher wie ein Haus, in dem eine Familie mit Kindern leben sollte. Der Gedanke daran, dass darin stattdessen ein gutes Dutzend Vampire und ein weiteres Dutzend menschlicher Diener lebten, jagte mir einen kalten Schauder über den Rücken, als wir in den Schatten des Gebäudes traten.
    Obwohl die Sonne noch am Himmel stand, war ich nicht überrascht, dass ein Vampir den Wachdienst hatte. Er saß in den Schatten im hinteren Teil des fensterlo sen Eingangsbereiches. Er sah von seinem Taschenbuch auf und wirkte für einen kurzen Moment verwirrt, bevor er seinen Stuhl neben dem kleinen Tisch verließ, auf dem Posteingangskörbe standen. Ich erkannte sein kantiges, gut aussehendes Gesicht und schüttelte seine Hand.
    »Shiarra, ich erinnere mich an dich. Schön, dich mal wiederzusehen.«
    »Hi, Wes. Das ist meine Geschäftspartnerin, Sara Halloway.«
    Der Vampir schüttelte auch ihre Hand, und Sara gelang es sehr gut, bei seiner Berührung nicht zurückzuzucken. Wes’ fahle blaue Augen saugten sich an ihrer Kehle fest, und ich war mir sicher, dass er bemerkte, wie ihr Herzschlag sich durch etwas beschleunigte, von dem ich hoffte, dass es Angst war.
    Wie die meisten Vampire im Gebäude war auch Wes (verzeihen Sie mir den schlechten Witz) zum Sterben schön. Mit seinem perfekten Körper, den kurz geschnittenen blonden Haaren und seinem gepflegten Ziegenbart hätte er den perfekten gut aussehenden, wagemutigen Helden für einen aktuellen Hollywood-Blockbuster abgegeben. Oder vielleicht hätte er lieber den plündernden Wikinger-Bösewicht gespielt, der eine Spur aus Tod und Verwüstung hinter sich herzog. Ich räusperte mich, um seine Aufmerksamkeit von Sara abzuziehen, und hielt seinem Blick stand, obwohl seine Pupillen eine leicht rötliche Färbung angenommen hatten.
    »Wir sind hier, um Mr. Royce zu sehen. Ich weiß, dass er wahrscheinlich ruht, aber …«
    »Du überraschst mich immer wieder«, sagte Royce und unterbrach mich damit. Sara und ich zuckten beide zusammen, weil wir nicht gehört hatten, dass er den Raum betreten hatte. Er lehnte im Türrahmen des Durchgangs zum Rest von Alice’ Kaninchenbau. Narben oder nicht, er sah immer gut aus. Der uralte Vam pir hatte sich nicht die Mühe gemacht, ein Hemd anzuziehen.

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