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Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)

Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)

Titel: Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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zugegebenermaßen exzellenten – Dinner bat Mr Bowlby, das Gesicht vom vielen Wein röter denn je, die Gentlemen zum Portwein und einem Pfeifchen. Tabakqualm und der Dunst des Alkohols verbreiteten sich bald im Raum. Jesmond trank nicht viel und rauchte nicht. Ähnlich zurückhaltend waren nur – wie er bemerkte – der Anwalt Crane und ein oder zwei jüngere Männer. Der Rest der Gesellschaft trank, was die Gläser hergaben, und war alsbald ausgelassen und restlos betrunken.
    Es dauerte nicht lange, bis sich der Bankier neben Jesmond setzte, der dann, um nicht aufzufallen, etwas mehr trank. “Haben Sie schon einmal über meinen Vorschlag nachgedacht, Fitzroy?”
    Jesmond spielte den Ahnungslosen. “Oh? Worum ging es denn?”
    “Darum, dass Sie Ihr Kapital von London nach Netherton transferieren. Es wäre viel einfacher für Sie.”
    Jesmond trank bedächtig seinen Portwein. “Oh, ich weiß nicht. Kite kümmert sich um meine finanziellen Angelegenheiten. Er wird nichts davon halten.”
    Bowlby hob erstaunt seine buschigen Brauen. “Dann hauen Sie mal mit der Faust auf den Tisch!”
    “Geht nicht!”, antwortete Jesmond und tat, als sei er leicht angetrunken. “Versteh nichts von Finanzen. Aber Kite. Dem trau ich. Schon immer. Könnte ihn verlieren, wenn ich anfange, ihn zu kommandieren.” Er lockerte seine Krawatte und lehnte sich – ganz der unwissende Müßiggänger – in seinen Sessel zurück.
    “Ich könnte ebenso gut Ihre Finanzen verwalten”, bot sich Bowlby an, der trotz seines roten Gesichts weniger als die meisten seiner Gäste getrunken hatte.
    Jesmond schüttelte seinen Kopf. “Kite wäre bestimmt nicht einverstanden.”
    “Denken Sie darüber nach. Es hat viele Vorteile.”
    Sein Opfer blinzelte ihn wie betrunken an und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. “Oh, mein Kopf …”
    Einen Moment lang befürchtete Jesmond, er hätte zu viel des Guten getan. Bowlby blies eine dicke Tabakwolke gegen die Decke und sah sein Gegenüber nachdenklich an. “Na, trinken Sie ruhig weiter. Aber morgen früh sollten Sie noch mal über meinen Vorschlag nachdenken.” Er stand auf. “Lassen wir die Damen nicht länger warten. Brauchen Sie meinen Arm, Fitzroy?”
    Jesmond fand, dass es nicht schaden konnte. Und so durfte Georgie mit größtem Vergnügen verfolgen, wie Jesmond vom Bankier Bowlby in den Salon geleitet und behutsam in einen Sessel gesetzt wurde. Alle ihre Bedenken gegen den Bankier schien Fitz vergessen zu haben, denn offensichtlich verstanden sich die beiden recht gut. Schlimmer noch, Fitz hatte einen Schwips. Nein … er war betrunken. Vielleicht verträgt er nichts und hat deshalb neulich den Wein in die Büsche gekippt, überlegte Georgie. Dennoch war sie irgendwie enttäuscht. Eigentlich hätte sie ihn nicht für einen Trunkenbold gehalten, obwohl … noch benahm er sich ja recht zivilisiert. Sie hatte schon andere Männer bei anderen Gelegenheiten sich ganz anders benehmen sehen.
    Jesmond ahnte, was sie dachte. Aber im Augenblick war es wichtiger, den Bankier zu täuschen, als sich Mrs Georgies Hochachtung zu erhalten. Außer Georgie schien niemandem sein Zustand aufzufallen. Caro, die wahrhaftig auf einem Stuhl saß, tratschte über seinen Kopf hinweg mit Mrs Bowlby über die nicht eingeladenen Hansons und deren neue Kutsche. Jesmond hörte zu und tat, als nicke er zwischendurch immer wieder ein. Die Art, wie man über Abwesende klatschte, überraschte ihn nicht. Das gesellschaftliche Leben auf dem Land war das Spiegelbild der feinen Londoner Gesellschaft – nur kleiner und provinzieller. Mrs Bowlby hatte zwar weder die Erziehung noch das Aussehen einer Londoner Gesellschaftsdame, aber sie besaß die gleiche Voreingenommenheit gegenüber ihren Mitmenschen und den gleichen Willen, in Netherton die dominierende Rolle zu spielen. Vorausgesetzt, Mr Bowlby war wirklich ein Schwindler, dann war auch er nur ein kleiner Gauner im Vergleich zu den Finanzhaien der Londoner City. Aber auch er ruinierte die Leute, wenn auch in kleinerem Stil.
    Da Georgie Fitz nicht aus den Augen ließ, bekam sie nicht mit, dass noch jemand Jesmond diskret beobachtete: Crane. Was aber weder Georgie noch Crane ahnten, war, dass Jesmond, der mit halb geschlossenen Augen in seinem Sessel lag, sich über die beiden amüsierte. Georgies Interesse konnte er irgendwie verstehen, aber Crane? Vielleicht sollte man beizeiten auch in dieser Richtung Erkundigungen einziehen, überlegte er, schloss die Augen, lächelte

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