Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
ausgab.
“Mr Fitzroy soll sich von seinem Fieberanfall erholt haben”, berichtete Caro eines Tages.
“Oh, Tante Georgie, gehen wir dann heute Nachmittag in den Park? Vielleicht können wir mit ihm Kricket spielen?”
“Gerne”, stimmte Georgie zu. Sie wollte Fitz unbedingt berichten, dass der Bankier Caro einen einmonatigen Zahlungsaufschub eingeräumt hatte, und hoffte, dass Fitz mittlerweile auch Nachricht von seinem Sekretär hatte. “Aber ihr dürft nicht traurig sein, wenn er noch zu schwach ist. Nehmt den Drachen mit.”
“Gut”, rief Gus und rannte davon, um seine Schwester zu holen.
Caro erwog kurz, auch mitzugehen, aber dann entschied sie glücklicherweise, dass sie sich bei der Sommerhitze ihren Teint verderben würde, und Georgie konnte sich alleine mit den Kindern auf den Weg machen.
“Da ist er ja”, rief Gus, als sie in den Park kamen. “Er sieht gar nicht krank aus.”
Doch Jesmond gab vor, sich noch recht schwach zu fühlen, und bat die Kinder, den Drachen steigen zu lassen, während er sich mit Georgie ins Gras setzte und ihnen zuschaute.
“Es heißt, Sie hätten einen Fieberanfall gehabt. Dürfen Sie wirklich so schnell schon wieder in den Park?” erkundigte sich Georgie mitfühlend, obwohl sie eigentlich meinte, dass Fitz blühender denn je aussah.
“Oh ja! Frische Luft tut mir gut. Allein Sie zu treffen weckt meine Lebensgeister.” Zumindest die letzte Bemerkung ist nicht gelogen, dachte er beschämt.
Georgie errötete leicht. “Oh, ich freue mich auch, Sie zu sehen und Ihnen endlich mitteilen zu können, dass Caro einen Monat Zahlungsaufschub bekommen hat.”
Jesmond nickte bedächtig. “Ich möchte Ihnen keine falsche Hoffnungen machen, Mrs Georgie, aber Kite hat mich wissen lassen, dass bei Bowlbys Bankgeschäften mit großer Wahrscheinlichkeit irgendetwas faul ist. Wenn man gegen ihn vorgehen will, braucht man Beweise – ein bloßer Verdacht hilft nicht.”
“Soll das heißen, Bowlby handelt kriminell?”
“Möglicherweise. Es ist sehr wichtig, dass Sie nichts davon gegenüber Ihrer Schwägerin oder deren Bruder verlauten lassen. Die beiden erscheinen mir nicht sehr zuverlässig. Bowlby darf auf keinen Fall Verdacht schöpfen, dass Kite ihm auf der Spur ist.”
“Aber die Zeit drängt.”
“Ich weiß. Dennoch, die Sache ist äußerst delikat. Die Bank könnte zusammenbrechen.”
“Fast jeder in Netherton hat sein Geld auf dieser Bank”, erklärte Georgie erschrocken.
“Das macht die Angelegenheit so schwierig.”
Georgie lief es kalt den Rücken runter. “Ich wage gar nicht daran zu denken, was passieren könnte. Sie haben recht, Caro und Garth kann man nicht trauen …”
“Selbst ein Gerücht könnte einen Ansturm auf die Bank auslösen und fatale Folgen haben. Bowlby wäre dann nicht der Einzige, der ruiniert wäre.”
Die Zwillinge, die fröhlich angerannt kamen, lenkten Georgie für kurze Zeit ab. Sie ahnten noch nichts von der Boshaftigkeit der Welt. Ihr Leben wird sich am stärksten verändern, falls Caro das Haus verliert, dachte Georgie, während sie zuschaute, wie Jesmond ihnen ein paar Tricks beim Lenken des Drachens zeigte.
“Warten wir in Ruhe ab, welche Nachricht aus London kommt”, gab Jesmond Georgie mit auf den Weg, bevor sie mit den Kindern zurück nach Pomfret Hall ging. Er sah ihnen nach, bis sie hinter der Wegbiegung verschwunden waren, und freute sich auf den nächsten Tag, für den sie sich wieder verabredet hatten – ohne die Zwillinge, die mit ihrer Mutter bei den Firths zum Kindergeburtstag eingeladen waren.
Um Georgie nicht zu beunruhigen, hatte er verschwiegen, dass es noch etwas anderes gab, das möglicherweise im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Bankier stand. Am zweiten Tag seines Aufenthalts in London hatte Jesmond plötzlich festgestellt, dass ihn jemand beschattete. Er wusste nicht, was ihn alarmiert hatte: ein Schatten, Schritte, die ihm folgten? Jedenfalls war er unvermittelt in einen Hauseingang getreten. Ein unauffällig gekleideter Mann ging vorbei und schaute sich ängstlich suchend um. Später beobachtete Jesmond denselben Mann in einem anderen Stadtteil, wie er vorgab, eine Schaufensterauslage zu betrachten, und als er ihn dann noch einmal an einem Droschkenplatz erspähte, obwohl er offensichtlich nicht beabsichtigte, in eins der Fahrzeug zu steigen, sah Jesmond seine Vermutung bestätigt, dass ihn jemand verfolgte, nicht nur am Tag, sondern auch nachts. Jesmond beschloss, dass die Nacht
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