Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
begegnet?” erkundigte sich Garth.
“Von Ferne”, log Georgie.
“Es heißt, dass die Renovierungsarbeiten am Jesmond House umfangreicher sind, als anfänglich geplant. Entweder hat die alte Dame ihm doch mehr vererbt – oder er ist vermögender, als man annimmt.”
“Aha!”
“Irgendwie kommt mir Fitzroy seltsam vor.” Garth sah Georgie prüfend an. “Ein Mann voller Rätsel, findest du nicht?”
“Mir ist nur ein Rätsel, weshalb es so viel Klatsch um diesen Mann gibt. Übrigens, Caro – hat dir der Bankier den einmonatigen zinslosen Zahlungsaufschub bestätigt?”
“Nein.”
“Ihr zwei solltet ihn morgen aufsuchen und um eine schriftliche Bestätigung bitten”, riet Georgie.
“Ach, Georgie!”, stöhnte Garth. “Der Mann muss ja annehmen, wir misstrauten ihm!”
“Charles mag seine Fehler gehabt haben”, erklärte Georgie. “Aber bei Finanzgeschäften bestand er immer auf einer schriftlichen Bestätigung.”
“Schaden kann es ja nicht”, lenkte Garth ein. “Geh morgen zur Bank, Caro, damit uns deine Schwägerin nicht länger nervt. Sie laufen Gefahr, ein zänkisches Weib zu werden, Georgie.”
Georgie stellte ihre Teetasse ab und stand auf. “Ich habe noch ein paar Briefe zu schreiben. Wir sehen uns beim Abendessen.” Sie musste ihre Tränen zurückhalten und sich beherrschen, ihm nicht zu antworten, dass er ein Verschwender war, der Gefahr lief, im Schuldturm zu enden. Normalerweise gab sie nichts auf seine Gehässigkeiten, aber heute, nachdem Fitz sie so getäuscht hatte, war sie empfindlich, da sie sich zudem Sorgen machte, ob ihre nachmittägliche Dummheit Folgen haben könnte, die irgendwann sichtbarer als Gewissensbisse sein würden.
Jesmond betäubte sein schlechtes Gewissen mit Arbeit. Kite hatte ihm weitere Briefe und Dokumente vom Dachboden gebracht. Das meiste war belanglos und konnte verbrannt werden. Doch dann fand Jesmond einen großen gelben Umschlag.
Für Jesmond, zu öffnen nach meinem Tode
, stand darauf in der Handschrift seiner Großtante.
Jesmond las den Brief mit wachsender Verwunderung und fragte sich schließlich, ob der Inhalt der Grund sei, weshalb man ihn in London beschattet hatte. Hastig steckte er den Brief wieder in den Umschlag, als Kite hereinkam. Niemand brauchte von der Existenz dieses Schriftstückes zu wissen.
“Ich würde Ihnen ja gerne helfen, Sir, aber es ist schwierig für mich zu entscheiden, was für Sie wichtige Familienerinnerungen sind.”
“Hmm … Außer einigen Verträgen habe ich noch nichts gefunden, was uns nützen könnte.”
“Herrschaftsverträge?”, fragte Kite.
“Genau, aber ich will nicht in ein Wespennest stoßen und beweisen müssen, dass den Jesmonds und nicht den Pomfrets die Herrschaftsrechte an Netherton gehören. Nur für den Fall, dass es dem Bankier gelingt, die Pomfrets zu vertreiben, werde ich von meinem Recht Gebrauch machen, damit Bowlby den Titel nicht für sich beansprucht.” Jesmond las und unterschrieb die Briefe, die Kite ihm vorlegte, und nachdem dieser das Zimmer wieder verlassen hatte, atmete Jesmond erleichtert auf. Er glaubte Haltung bewahrt zu haben.
Doch er hatte Kite nicht täuschen können. Was mag diesem Mann, den normalerweise nichts erschüttern kann, so zu Herzen gehen, fragte sich der Sekretär. Wahrscheinlich diese Frau von Pomfret Hall! Nun, es könnte schlimmer kommen. Sie scheint mehr Verstand als die meisten Frauen zu haben, überlegte er.
Caro Pomfret war viel zu träge und zu egozentrisch, um zu bemerken, dass Georgie ständig mit ihren Gedanken woanders war. Nur Garth wunderte sich über deren ungewöhnliche Zurückhaltung.
Nach langen sonnigen Wochen war das Wetter plötzlich kühl und regnerisch, sodass Georgie nicht nach Ausreden suchen musste, weshalb sie nicht mit den Kindern und Fitz Kricket spielen wollte. Bei den verschiedenen Soireen und Dinner-Einladungen fiel es ihr leicht, ihm aus dem Weg zu gehen. Garth schöpfte sogar Hoffnung, dass er doch noch Glück bei ihr haben könnte, da sie ihn des Öfteren als Schutzschild brauchte, um nicht mit Jesmond alleine zu sein. Leider unterschätzte sie dessen Erfindungsgabe.
Miss Walton hatte alles, was in Netherton Rang und Namen hatte, zu einem Abendessen und nachfolgender musikalischer Darbietung durch einige Gäste eingeladen. Georgie hatte sich kaum vor den Zuhörern niedergelassen und war dabei, ihre Gitarre zu stimmen, als sie Fitz bemerkte. Vor Schreck hätte sie fast ihr Instrument fallen lassen. Er saß am
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