Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen
Lennon. 6 Revolverkugeln wurden auf ihn abgefeuert, Yoko Ono stand neben ihm. Ja sag mal, 5 Kugeln hätten für John doch auch gereicht, oder? Egal. Und warum hat keiner 1970 Elvis erschossen, als er noch gut aussah? Alles Wichtige war gesungen, wir hätten ihn als Sexsymbol in Erinnerung behalten, aber nein, er musste viele Jahre später überfressen und bis zum Stehkragen voll mit Pillen auf dem Scheißhaus verrek-ken.« Aber Erwin, das muss man wissen, ist Bassmann, die sind schon eigen. Erzählt immer seinen Lieblingswitz: Was ist der Unterschied zwischen einem Bass und einem Sarg? Beim Sarg ist der Tote innen.
Wir kamen dann drauf, dass das entscheidende beim Sterben die Haltung ist, dass man sich den Mutterwitz bewahrt, also weniger wie Thomas Mann, dessen letzte Worte gewesen sein sollen: »Gebt mir meine Brille«, sondern eher wie der Verleger Ernst Rowohlt, der sagte: »Gebt mir ein Glas Doppelbock.« Daraufhin mischte sich Gustaf ein, ein schwedischer Schlagzeuger:
»Wusstet ihr, dass in der isländischen Gret-tir Saga einer der Krieger, als er von einem Speer tödlich getroffen wird, zu seinem Ne-benmann sagt: Solche Speere mit breiter 47
Spitze kommen scheint’s jetzt in Mode.«
Das ist doch Comedy-Gold. Da war erstmal eine Runde Fish fällig, woraufhin wir zu Grabsteininschriften übergingen. Ich legte
»Wanderer, tu niederknien, denn hier liegt ein Comedian« vor, wurde aber von Gustaf ausgekontert mit: Gott saß auf seinem Thron und sprach zu seinem Sohn: Steh von deinem Sitze auf und lass den alten Gustaf drauf.
Dann brachen irgendwann alle Dämme, von überall her kamen Zitate geflogen wie: Wenn du 100 wirst, bist du aus dem Schneider, denn nur sehr wenige Leute sterben mit über 100, oder: Das Sterben kann nicht so schwierig sein, bis jetzt hat’s noch jeder ge-schafft, bis hin zu: Es gibt durchaus Sex nach dem Tod. Man kriegt nur nichts davon mit. Irgendwann, einige Fishs später, ging ich, nicht ohne mich auf dem Heimweg zu fragen: Wie wäre die Weltgeschichte verlaufen, wenn man nicht John K Kennedy erschossen hätte, sondern Chruschtschow?
Man weiß es nicht, aber man kann wohl mit Sicherheit sagen, dass Onassis’ Frau
Chruschtschow nicht geheiratet hätte.
SIE Angeben
Aufschneiden, den Max machen, Schaum
schlagen, vom Leder ziehen. Angeben ist so überflüssig wie das Einschweißen von La-minierfolie.
Warum geben Angeber an? Wie wird man
Angeber? Wenn ich jetzt psychosoziale Er-klärungsmuster aus dem Hut ziehe, bin ich 48
schon ganz dicht dran, selbst dem Angeben das Wasser zu reichen. Stelle ich mir das Angeben als harmlose Beeinträchtigung der normal menschlichen Umgangsformen vor, macht es mir jedoch zu wenig Wellen. Also stelle ich mir einen Bazillus vor. Den Strunzicus vulgaris, der manche Menschen erfolgreich befällt, andere ungeschoren lässt.
Er ist weltweit in Aktion und sucht seine Opfer unabhängig von Geschlecht, Glau-benszu- oder Staatsangehörigkeit. Er ist kein lebensgefährlicher Gesundheitsschädling, sondern gehört eher zur Familie der possier-lichen Angreifer auf das tagestaugliche Im-munsystem, genauso wie Nervensägen, Al-leskönner und Besserwisser.
Unter dem Mikroskop erkennt man sein
typisches Aussehen. Er trägt goldene Hosen-träger und eine doppelte Elvis-Tolle. Er hat 25 Kreditkarten in der Tasche, davon mindestens eine von der Bank von Kuwait. In den Händen hält er das Edelholz-Ruder seiner Segelyacht, das erstaunlicherweise länger ist als die Yacht selbst, und auf seiner Stirn erstrahlt in regelmäßigen Abständen in Leuchtschrift sein Lebensmotto: Dezenz ist Schwäche.
Dieser Bazillus ist nicht lebensnotwendig wie z. B. einige seiner Kollegen in der Darmflora, die eine fest umrissene, sinnvol-le Tätigkeit ausüben. Der Strunzicus sucht passenden Nährboden in der Psycholand-schaft seines Wirtes. Ideal eignet sich dazu bewunderungsdefizitäres Brachland. Genau hier beginnt sein kurioses Wachsen und Wirken.
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Im Straßenverkehr fallen durch den Angeber-Bazillus Infizierte zum Beispiel durch PS starke Autos mit schwarz getönter Ver-glasung oder durch überlaute Beschallung ihres fahrbaren Untersatzes auf. Schafft es so ein Mensch, eine Stereoanlage von Lini-enbusgröße in seinem Kleinwagen unterzu-bringen, kann man von einer voll ausgereif-ten Infektion sprechen. Weitere Auffällig-keiten werden bemerkt im Bereich der Kleidung, der Haartracht, des Sprechstils und des Augenaufschlags. Hierzu hat jeder von uns seine eigenen
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