Sieben Jahre Sehnsucht
Rest ihres Lebens allein mit ihm verbringen. In stummem Einvernehmen neben ihm einer Arbeit nachgehen, seinem herzzerreißenden Geigenspiel lauschen, mit ihm über ihre Gedanken und Gefühle reden, bis alles offengelegt wäre und nichts mehr sie trennte …
Die Musik wurde schneller. Er verzog den Mund zu einem trägen Lächeln, ehe er sie wild herumzuwirbeln begann. Atemlos lachte sie, von ehrfürchtigem Staunen erfüllt, wie gut sie in seine Arme passte, als wären sie einzig dazu geschaffen, sie zu halten. Er tanzte genauso, wie er liebte – intim, kraftvoll, mit vollendeter Beherrschung und aggressiven Zügen. Seine Oberschenkel streiften bei jedem Schritt gegen ihre, sein Griff wurde zupackender, bis kaum noch ein Abstand zwischen ihnen war. Er schwebte mit der Musik, umarmte die Klänge, verschmolz mit ihnen. Ebenso wie sein Blick mit ihrem verschmolz – hingebungsvoll, konzentriert und voller Zärtlichkeit.
Bis zu diesem Moment war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich nach diesem Ausdruck in seinen Augen gesehnt hatte. »Alle Welt kann jetzt sehen, was du für mich empfindest.«
»Das ist mir einerlei, solange du das siehst.«
»Das tue ich.«
Sie wiegten sich in einem etwas schnelleren Schritt um die anderen Tänzer herum, ihre blutroten Röcke wirbelten um seine Hosenbeine. Sie wurde erregt, erhitzt. Sehnte sich nach seinen Lippen auf ihrer Haut, nach geflüsterten erotischen Drohungen und Versprechen, die sie heiß und feucht und sehr, sehr bereitwillig machen würden.
»Wie geht es deiner Schwester?«, fragte er, und seine heisere Stimme verriet sein gleichermaßen entfachtes Verlangen.
»Jeden Tag etwas besser. Die Bettruhe tut ihr gut.«
»Mir würde sie auch guttun. Zusammen mit dir.«
»Aber wir ruhen nicht, wenn wir im Bett sind, Mylord.«
»Wird sie in vier Wochen wieder imstande sein, ohne dich auszukommen?«
Sie lächelte. »Bis das Aufgebot bekannt gegeben wird, sollte sie kräftig genug sein, um mich nur noch gelegentlich zu brauchen.«
»Gut. Ich brauche dich auch.«
Mit Absicht erkundigte sich Jessica nicht nach seiner Mutter oder Masterson. Sie hatte vorhin den Ausdruck im Gesicht der Duchess gesehen, als Alistair etwas zu ihr sagte. Was immer es gewesen sein mochte, in seinen Zügen hatte kein Zweifel gestanden, sondern unbeirrbare Entschlossenheit. Es war ein Gesichtsausdruck, für den er berühmt war – willensstark und kämpferisch bis zum Äußersten. Setzte er diese Miene auf, wusste man, dass er sich durch nichts von seinem Ziel abbringen lassen würde. Wie immer seine Mutter auf seine Wahl reagiert hatte, er war entschlossen und würde sich um nichts in der Welt umstimmen lassen.
»Leider kann ich nicht lange bleiben«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was Regmont so beschäftigt hält, denn er kommt erst nach Hause, wenn wir längst zu Bett gegangen sind, und verlässt das Haus, noch bevor wir zum Frühstück erscheinen. Jedenfalls sollte abends jemand bei Hester sein, und Acheron braucht mich auch.«
Er senkte den Kopf, bis seine Lippen gefährlich nah an ihren waren. »Das reicht für den Moment aus. Ich musste dich sehen, dich in den Armen halten. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich beginnen, dir öffentlich den Hof zu machen.«
»Mit Vergnügen.« Sie fühlte sich ausgelassen, berauscht von seiner Nähe und Liebe, wie es kein Bordeaux jemals bewirken könnte. Seit Tagen hatte sie keinen Wein mehr getrunken, und obwohl die Nebenwirkungen der Abstinenz anfangs schrecklich gewesen waren, begann sie sich nun zunehmend besser zu fühlen. Stärker. »Andernfalls wäre mein Ruf ruiniert. Man würde mich als schamlose Kokotte verurteilen. Sie müssen meine Ehre retten, Mylord.«
»Nachdem ich mich so bemüht habe, Sie zur Sünde zu verführen, Mylady?«
»Für Sie werde ich immer sündig sein.«
Als die Musik endete, wurde er langsamer, doch ihr Herz raste nach wie vor. Er trat zurück und hob ihre behandschuhte Hand an die Lippen. »Komm. Bevor du gehst, möchte ich dich meiner Mutter und Masterson vorstellen.«
Sie nickte, überließ sich wie immer seiner Führung.
Alistair ließ sich von einem Lakaien Hut, Mantel und Spazierstock geben und eilte dann zum Ausgang, um auf seine Kutsche zu warten. Als Jessica vor einer halben Stunde gegangen war, war mit ihr alles Lichte und Helle verschwunden, und er sah keinen Grund, noch länger hier zu verweilen.
»Lucius.«
Er verlangsamte seinen Schritt. Jeder Muskel seines Rückens spannte sich an. Langsam drehte
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