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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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erwecken.«
    »Du interessierst dich ja nicht einmal dafür, welche Waren der Markt zu bieten hat!«, protestierte sie im Flüsterton, der in der aufbrandenden Musik unterging. »Du bist vernarrt in eine schöne ältere, erfahrene Frau. Ich verstehe, dass dich das anzieht, vor allem unter den gegebenen Umständen. Gewiss ist ihre Erfahrung im Umgang mit den Fallen und Ränken der Gesellschaft gerade jetzt von unschätzbarem Wert für dich. Aber bitte beachte, welche Folgen deine Entscheidungen auf lange Sicht haben werden. Sie ist eine Witwe, Alistair. Sie hat weit mehr Handlungsfreiheit als eine Debütantin und kann dir außerhalb der Ehebande nützlich sein.«
    Alistair holte scharf Luft. Dann noch einmal, um seinen Wutausbruch unter Kontrolle zu bekommen, der ihn an diesem öffentlichen Ort zu überfallen drohte. »Um unser beider Wohl willen werde ich vergessen, was du soeben gesagt hast.«
    Erregt wandte er sich Masterson zu, der weiterhin ungerührt vor sich hin blickte, als würde er das direkt vor seiner Nase stattfindende Gespräch gar nicht bemerken. »Wie weit muss diese Heuchelei noch gehen, bevor du meiner Mutter die Absolution erteilst? Hat sie nicht ausreichend Buße geleistet?«
    Der Duke reagierte nicht. Nur ein Zucken in seiner Wange verriet, dass er Alistairs Worte vernommen hatte.
    Alistair sah seine Mutter an und nahm seine Maske ab. »Ich habe jedenfalls genug bezahlt. Mein Leben lang stand dein Glück für mich immer an erster Stelle. Ich habe alles getan, um dir das Leben zu erleichtern, doch in dieser Sache werde ich nicht nachgeben.«
    Louisas Augen glänzten vor unterdrückten Tränen. Alistair zerriss es das Herz, aber es gab keine Hilfe gegen ihren Kummer. Zumindest keine, die er ihr geben könnte.
    Ringsum wurde Gemurmel laut, und im selben Moment spürte Alistair ein Kribbeln im Rücken. Erwartung erfüllte ihn, strömte wie belebender Nektar durch seine Blutgefäße, kraftspendend und köstlich. Er sah, wie sich die Augen seiner Mutter vor Erstaunen weiteten, während sie auf etwas hinter ihm starrte. Entschlossen drückte er ihr seine Maske in die schlaffe Hand und drehte sich um. Ganz langsam. Genoss die vibrierende Anspannung, die er nur spürte, wenn Jessica in der Nähe war.
    Ihr Anblick erschütterte ihn wie ein Schlag, pumpte die Luft aus seiner Lunge. Rot! Sie war in Rot gehüllt. In Seide drapiert wie ein Geschenk. Ihre Schultern waren nackt, enthüllten sahneweiße Haut und einen schwellenden Brustansatz. Ihr volles Haar war locker hochgesteckt, sodass sich einzelne Strähnen wie unabsichtlich daraus lösten. Die Frisur hatte etwas kunstvoll Unordentliches, was den Gesamteindruck von Sünde, Verführung und körperlicher Liebe verstärkte. Die makellosen weißen Handschuhe, die bis knapp unter ihre Ellbogen reichten, vermochten die überwältigende Sinnlichkeit ihrer Ausstrahlung nicht zu mindern.
    Obwohl er angesichts der tanzenden Paare wusste, dass das Orchester nach wie vor spielte, konnte er über das Brausen in seinen Ohren hinweg nicht eine Note hören. Fast alle Blicke waren auf Jessica geheftet, die ungehindert am Rand der Tanzfläche entlangging. Ihre Schritte waren langsam und sinnlich. Erotisch. Lockend.
    Er holte so tief Luft, dass seine Lunge schmerzte. Seine Brust war wie zugeschnürt vor Sehnsucht, sein Blick saugte jedes Detail in sich auf, in dem vergeblichen Bemühen, den Hunger zu stillen, der nach so vielen Tagen ohne sie zu einer wilden Gier angewachsen war.
    Eine schlichte rote Satinmaske war um ihre Augen gebunden, und während Jessica langsam näher kam, hob sie die Hand zum Kopf und band die Maske auf. Nahm sie in die Hand und ließ sie an den Bändern herunterbaumeln. Gelassen gab sie ihr Gesicht den Blicken aller preis, während sie selbst nur Augen für Alistair hatte. Zeigte allen – dem ganzen Adel, dessen Missbilligung er gefürchtet hatte, weil er glaubte, sie könnte dies nicht ertragen – die intime Verbundenheit, die zwischen ihnen bestand. Ihre grauen Augen strahlten, waren von innen erleuchtet durch ein Übermaß an Gefühlen, die sie nicht zu verbergen suchte. Niemand, der sie sah, konnte irgendeinen Zweifel daran haben, was er für sie bedeutete.
    Bei Gott, sie war mutig. Sie war taub geschlagen und verunstaltet worden, um sie in das enge Korsett zu zwingen, das die Etikette ihr auferlegte, und dennoch kam sie nun ohne jedes Zögern, ohne jede Zurückhaltung zu ihm. Ohne jede Angst.
    Außer ihr gab es niemand anderen mehr im Ballsaal.

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