Sieben Jahre Sehnsucht
und ich sollte darüber Bescheid wissen. Das war alles, was ich zu diesem Thema sagen wollte. Ich kann diese Angelegenheiten mit meinem Verwalter besprechen. Bitte belassen wir es dabei.«
»Ich habe die Antworten, nach denen Sie suchen. Und ich würde gern derjenige sein, der sie Ihnen gibt. Was immer Sie benötigen, ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.«
Als sie ihn ansah, stellte sie fest, dass er sie intensiv musterte. »Sie sind ein viel beschäftigter Mann. Ich will Ihnen nicht zur Last fallen und Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen.«
»Sie könnten mir nie zur Last fallen. Es würde mir große Freude bereiten, Ihnen in jeder Beziehung behilflich zu sein.«
»Also gut«, sagte sie ruhig.
Die Wärme in Caulfields Stimme schwand. »Ihr Ton verrät einen gewissen Unmut.«
Wie damals vor vielen Jahren schaffte er es irgendwie, Jess dazu zu ermutigen, sich offener zu äußern, als sie es für möglich gehalten hätte. »Obwohl ich dankbar für Ihre Aufmerksamkeit bin, Mr. Caulfield, so bin ich es doch leid, ständig mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Ich habe mich auch deshalb zu dieser Reise entschlossen, um jenen Menschen zu entfliehen, die darauf bestehen, mich wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe zu behandeln.«
»Ich kenne mich mit Porzellanpuppen nicht aus«, antwortete er süffisant. »Müsste ich eine Frau so behandeln, würde ich kläglich versagen. Aber was Ihren Verwalter angeht, den ich bei verschiedenen Anlässen getroffen habe, so habe ich den Verdacht, dass er Schwierigkeiten haben könnte, mit einer Frau offen über geschäftliche Dinge zu sprechen. Ich will, dass Sie alle Fakten kennen. Um Ihnen zu beweisen, dass ich Ihre Interessen vertreten kann, würde ich Ihnen gern selbst die Verträge vorlegen und etwaige Unklarheiten erklären.«
Ein mutwilliges Funkeln trat in seine Augen. »Ich möchte Sie dem Leben aussetzen. Und nicht davor beschützen.«
Er grinste, und Jess musste sich eingestehen, dass sein frecher Charme etwas Unwiderstehliches an sich hatte.
»Es ist spät«, sagte er, als sie sich wieder dem Niedergang näherten, der zu den Kabinen hinunterführte. »Darf ich Sie zurück zu Ihrer Kabine begleiten?«
»Gern.« Verwundert stellte sie fest, dass sie seine Gesellschaft tatsächlich genoss.
Vor der Kabinentür angekommen verbeugte er sich. »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Lady Tarley. Träumen Sie etwas Schönes.«
Noch ehe sie antworten konnte, war er gegangen und hinterließ in dem Raum, den er ausgefüllt hatte, eine spürbare Lücke.
3. Kapitel
Michael Sinclair, Viscount Tarley, kam eine halbe Stunde nach Beginn der zweistündigen Zeitspanne, die Lady Regmont für Besucher reservierte, vor dem Stadthaus der Regmonts in Mayfair an. Bevor er es sich anders überlegen konnte, sprang er vom Pferd, übergab die Zügel dem bereitstehenden Lakaien und stieg, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppen zur Eingangstür hinauf. Er widerstand dem Drang, den Sitz seines Halstuchs zu überprüfen, das er zu einem schlichten Knoten geschlungen hatte. In seinem Bestreben, Hester zu gefallen, hatte er sich ewig nicht entscheiden können, welche Weste am besten zu dem tiefblauen Gehrock passte, den er nur für sie trug, weil sie einmal gesagt hatte, Blau stünde ihm sehr gut zu Gesicht.
Nach einer kurzen Wartezeit wurde er in den Salon gebeten, in dem sich bereits ein halbes Dutzend Besucher befand. Hester saß in einem cremefarbenen Ohrensessel inmitten der Gruppe und sah zarter und noch schöner aus als sonst.
»Lord Tarley.« Ohne aufzustehen streckte sie ihm beide Hände entgegen.
Mit federnden Schritten überquerte er den Orientteppich und drückte auf jede ihrer bleichen, schlanken Hände einen Kuss. »Lady Regmont, Sie sind heute mein einziger Lichtblick.«
Sobald er ginge, würde seine Freude sich verdüstern wie eine dunkle Regenwolke die Sonne. Er war überzeugt, dass Hester wie für ihn geschaffen war, und hatte deshalb auch niemals mit dem Gedanken gespielt, eine andere Frau zu heiraten. In seiner Jugend hatte er gedacht, es wäre perfekt, wenn die Sinclair-Brüder die Sheffield-Schwestern heiraten und beide Familien ihr Leben in familiärer Verbundenheit leben würden. Doch Hadley hatte für seine Töchter andere Pläne gehegt, und Michaels Stellung als zweitgeborener Sohn war nicht dazu angetan, ihn als Schwiegersohn auch nur in Betracht zu ziehen.
Er hatte nie die Chance gehabt, um Hester zu werben.
Ihr war sogar eine richtige Saison in
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