Sieben Jahre Sehnsucht
belegt, verriet viel zu viel von seinen Gefühlen. Doch er konnte nichts dagegen tun. Dieses Bild, wie sie nass und verspielt im Wasser herumtollte, die Röcke hoch genug geschürzt, um ihre bloßen schlanken Fesseln zu enthüllen, die wohlgeformten Waden …
»Ich glaube, für heute habe ich genügend Sonne gehabt«, verkündete Jessica und trat einen Schritt zurück. »Danke für die nette Unterhaltung, Mr. Caulfield.«
Alistair richtete sich auf. »Falls Ihnen wieder der Sinn nach einem gemeinsamen Plausch in der Sonne steht«, scherzte er, »ich bin die nächsten Wochen über hier.«
Im Gehen rief sie ihm über die Schulter hinweg zu: »Ich werde es mir merken.«
Der leicht schäkernde Unterton in ihrer Stimme erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung. Es war ein nur kleiner Sieg, aber er hatte vor langer Zeit gelernt, alles auszukosten, was sich ihm bot.
4. Kapitel
Als Jessica am Abend in der Kapitänskabine saß und sich das verblüffend gute Essen schmecken ließ, schweifte ihr Blick mehrmals über den Tisch hinweg zu Alistair Caulfield. Sie staunte immer wieder darüber, was für ein faszinierender Mann er geworden war. Er behauptete sich mühelos gegen den eindrucksvollen und viel älteren Kapitän. Der Schiffsarzt – ein Mann, der nur als Morley vorgestellt worden war – brachte Caulfield eine Art von Respekt entgegen, der über den eines Bediensteten für seinen Herrn hinausging. Beide Männer schienen Alistair zu bewundern und seine Ansichten zu schätzen. Er wiederum behandelte sie wie seinesgleichen, was Jessica sehr beeindruckte.
Wie am Abend zuvor bemühte sie sich, die Unterhaltung auf Themen zu lenken, die den Männern vertraut waren. Gegenwärtig sprachen sie über den Sklavenhandel, ein heikles Thema, das in manchen Kreisen sehr hitzig diskutiert wurde. Zunächst zögerte Caulfield, sich über seine Ansichten zur Sklaverei und die Arbeitsbedingungen auf seiner Plantage zu äußern. Doch als Jessica behutsam insistierte, gab er nach. Sie entsann sich, wie sie einst die Unbekümmertheit kritisiert hatte, mit der er sich über jede Etikette hinwegsetzte, aber inzwischen bewunderte sie ihn dafür. Weder ihr Vater noch Tarley hatte jemals in ihrer Gegenwart über Geschäfte oder Politik gesprochen. Caulfields Bereitschaft, dies zu tun, verlieh ihr den Mut, Themen anzuschneiden, die sie sonst im Beisein von Männern nie zur Sprache gebracht hätte.
»Sind nicht die meisten Plantagen nach wie vor auf Sklavenarbeit angewiesen?«, fragte sie, wohl wissend, dass die Abschaffung des Sklavenhandels die Sklaverei selbst nicht beseitigt hatte.
Der Kapitän zwirbelte seinen Bart. »Wie die Piraten werden sich auch die Sklavenhändler durch Gesetze nicht abschrecken lassen, sondern andere Mittel und Wege finden. Die Westafrikanische Schwadron der Royal Navy, die Sklavenschiffe verfolgt, ist noch viel zu klein.«
»Sind Piraten für Sie ein Problem, Captain?«
»Sie sind für alle Schiffe eine Plage, aber ich darf mit Stolz behaupten, dass unter meinem Kommando noch kein Schiff geentert wurde.«
»Das glaube ich«, erwiderte sie im Brustton der Überzeugung, was ihr vom Kapitän ein strahlendes Lächeln einbrachte. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Alistair zu, wappnete sich innerlich gegen die Erschütterung, die sein Anblick jedes Mal in ihr hervorrief. Ihr Bemühen war vergebens. Seine Wirkung auf sie wurde auch durch die Häufigkeit ihrer Begegnungen nicht weniger, ließ sie immer noch in ihrer tiefsten Weiblichkeit erbeben. »Ist Calypso auf Sklavenarbeit angewiesen?«
Alistair nickte. »Die meisten Plantagen können ohne Sklaven nicht bestehen.«
»Auch Ihre nicht?«
Er lehnte sich zurück und spitzte nachdenklich die Lippen, als müsste er seine Antwort sorgsam abwägen. Jessica gefiel diese Besonnenheit; es war eine Eigenschaft, die sie bisher noch nicht an ihm festgestellt hatte. »Geschäftlich gesehen ist Sklaverei sehr lukrativ. Persönlich ziehe ich es jedoch vor, dass Menschen für mich arbeiten, weil sie es so wollen.«
»Sie weichen meiner Frage aus.«
»Ich habe keine Sklaven auf Sous la Lune «, sagte er und musterte sie auf eine Art, als wartete er gespannt darauf, wie sie reagieren würde. »Ich habe Schuldknechte, also Auswanderungswillige, die sich gegen Bezahlung ihrer Schiffspassage zu mehreren Jahren Arbeit verpflichtet haben. Es sind größtenteils Chinesen und Inder. Unter meinen Angestellten gibt es auch mehrere Neger, doch das sind freie Männer.«
» Sous la Lune ,
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