Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
Vom Netzwerk:
Nähe wie gestern Abend, nur ohne exzessiven Weingenuss. Obwohl es damals, vor sieben Jahren, nicht unsere Absicht gewesen war, die Grenze zu überschreiten, wurde sie überschritten, und es gibt kein Zurück mehr. Ich forderte dich auf zu bleiben, und du bist nicht weggelaufen. Wir haben einen einzigartigen Moment miteinander erlebt, der mit unserem Leben davor oder danach nichts zu tun hat. Du umhüllst dich mit Moralvorstellungen, Besitz und Etikette wie mit den Schultertüchern, die du trägst, aber wir sind jenseits solcher Begrenzungen. Das Schicksal hat beschlossen, uns zu diesem Zeitpunkt zusammenzuführen, und ich für meinen Teil bin es müde, gegen das Schicksal anzukämpfen.«
    Die Vorstellung, sie seien vom Schicksal dazu bestimmt, eine Affäre miteinander einzugehen, hatte für Jess etwas Tröstliches an sich, als würde sie dadurch von der Verantwortung für die unvermeidlichen Konsequenzen befreit. Es mochte vielleicht eine feige Sichtweise sein, doch sie verlieh ihr auch Mut.
    Sie holte tief Luft und stieß dann in einem Atemzug hervor: »Ich möchte mich für meine Worte von gestern Abend entschuldigen. Ich wollte so sehr, dass du bleibst –«
    »Ich habe mich prostituiert«, unterbrach er sie scharf. »Und ich würde dir gern erklären, warum ich das getan habe.«
    Sobald die Worte ausgesprochen waren, überkam Alistair eine tiefe Erleichterung, dicht gefolgt von nervöser Anspannung. Sein Innerstes zu entblößen war etwas, das er um jeden Preis vermied.
    Jessica neigte den Kopf zur Seite, worauf sich eine dicke goldblonde Locke löste und über ihre Schulter fiel. Sie umklammerte das Revers von Alistairs Gehrock, den sie nach wie vor über den Schultern trug. Ihre sinnlichen Lippen waren von feinen Falten umgeben. Sie hatte vor einem Jahr ihren Gatten verloren, dem sie sehr zugetan gewesen war, aber Alistair hatte sie aus selbstsüchtigem Verlangen nach ihr dazu getrieben, diesen Verlust beiseitezuschieben. Selbst jetzt kündete die graue Farbe ihres Kleides von ihrer immer noch anhaltenden Trauer. Er hasste es, an einen Mann erinnert zu werden, mit dessen unfehlbarem Charakter und hoher moralischer Gesinnung er niemals konkurrieren könnte.
    »Erklär es mir«, sagte sie schließlich. »Vielleicht kann ich es dann verstehen.«
    Ehe er Zeit hatte, es sich anders zu überlegen, begann er zu reden. »Auf Drängen meiner Mutter überschrieb mir Masterson ein Stück Land auf Jamaika. Das Grundstück zeichnete sich hauptsächlich durch seine lächerlich geringe Größe und seinen für den Getreideanbau schlechten Boden aus. Es gab keine Sklaven dazu, keine Gebäude, keine landwirtschaftlichen Geräte. Meine Mutter sorgte dafür, dass seine Lordschaft mir ein Schiff schenkte, und es gelang ihm tatsächlich, den erbärmlichsten Kahn aufzutreiben, den ich je gesehen habe. Und so hatte ich zwar Besitz, allerdings nicht die Mittel, um Anschaffungen zu machen, die für die erfolgreiche Nutzung nötig gewesen wären.«
    Jessica atmete hörbar aus. »Es muss schwierig sein, sich einem derart entmutigenden Unternehmen zu stellen, vor allem in dem Wissen, dass der Lebensunterhalt davon abhängt.«
    »Du wirst zum Glück niemals in diese Lage kommen. Aber vielleicht kannst du verstehen, dass ich sämtliche Talente, die ich hatte, eingesetzt habe, um das Geld für die notwendigen Anschaffungen zu verdienen.«
    »Ach, deshalb warst du als Mann bekannt, der keine Wette ausschlägt.«
    Alistair nickte. »Jedes Rennen, jede noch so absurde Wette. Alles, worin immer ich mich für Geld mit anderen Männern messen konnte. Und daneben habe ich auch das Glück, auf Frauen anziehend zu wirken.«
    »Unglaublich anziehend«, stimmte Jess zu. »Aber du warst damals so jung …«
    »Dennoch alt genug, um zu erkennen, dass ich mir Ideale nicht leisten konnte«, fügte er schroff hinzu. Es war keine Entscheidung, über die er lange nachgegrübelt hatte. Wenn Skrupellosigkeit für das Überleben erforderlich war, hatte er keinerlei Bedenken, das zu tun, was immer auch notwendig war. »In gewisser Weise war meine Jugend ein Vorteil. Ich war geil, vital und weit entfernt von jeder Selbstkritik.«
    Die letzten Worte stieß er mit mehr Trotz hervor, als ihm lieb war, doch er war nervös, und sein Magen krampfte sich vor Sorge zusammen, seine Vergangenheit könnte für Jessica ein unüberwindliches Hindernis sein. »Am Anfang habe ich es genossen. Ich schlief mit Frauen, die weltgewandt und selbstbewusst waren. Als mir das erste Mal

Weitere Kostenlose Bücher