Sieben Jahre Sehnsucht
ist. Du musst nicht auch noch Salz in die Wunde streuen.«
»Es tut mir leid.« Ihre Schultern sackten nach unten, ihr schönes Gesicht alterte vor Michaels Augen. »Ich …«
»Was?«
»Ich habe Angst, deine Liebe für sie könnte dich von deinen Verpflichtungen abhalten.«
»Ich kenne meine Pflichten. Und ich werde ihnen nachkommen.«
»Ich will, dass du glücklich bist.« Sie ging auf ihn zu. »Das wünsche ich mir so sehr. Ich dachte, wenn du erfährst, dass sie …«
»Dann würde ich meine unglückselige Liebe einfach abschütteln und frei von aller Last voranschreiten?« Er lachte freudlos. »Wenn es doch nur so einfach wäre.«
Sie seufzte. »Ich will dir helfen. Nur weiß ich nicht, wie.«
»Das kann ich dir sagen.« Er setzte den Hut auf. »Kümmere dich um Hester. Gib ihr jede Unterstützung, die sie benötigt.«
»Leider gibt es nichts, was man für Hester tun kann, Michael. Zumindest nichts, was du und ich tun können.«
Er sah sie an. »Regmont«, zischte er hasserfüllt. Er hatte das Gefühl, als würde Säure durch seine Adern rinnen.
»Die Art, wie sie auf seinen Namen reagiert … Ich habe diesen Ausdruck schon bei anderen Frauen gesehen, und er verheißt nichts Gutes. Doch was können wir tun?«
»Für sie da sein.« Er ging zur Tür, die der Butler eilfertig öffnete. »Und beten.«
Als Hester ihren Salon betrat, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Michael stand auf, in seinen dunklen Augen glühte männliche Bewunderung. Hester badete in dieser Wärme, ließ zu, dass die gefrorenen Fasern ihres Herzens auftauten.
»Sie haben die ganze Woche gewartet, um Ihr Versprechen, mich zu besuchen, wahr zu machen«, sagte sie anklagend.
Sein Lächeln barg eine Spur von Trauer. »Meine Mutter hat mir geraten zu warten.«
»Ach.« Sie nahm auf dem Sofa gegenüber von Michael Platz. »Sie ist eine weise Frau.«
»Sie mag Sie.«
»Die Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit.« Hester strich ihren Rock glatt, fühlte sich unangemessen nervös. »Wie geht es Ihnen?«
»Ich war halb verrückt vor Erwartung, Ihnen diese Frage zu stellen. Bei unserer letzten Begegnung hatten Sie gewisse Dinge angesprochen. Ich fürchtete, ich könnte die Lage womöglich verschlimmert haben … Ihnen unnötige …« Er rieb mit der Hand über das Gesicht. »Herrgott.«
»Es geht mir gut, Michael.«
»Wirklich?« Er ließ die Hand auf den Schoß fallen und blickte düster vor sich hin. »Ich hätte ihn gewinnen lassen sollen. Aber dazu war ich zu arrogant – zu wütend. Ich hätte an Sie denken müssen.«
Hesters Herz pochte kräftig und regelmäßig, wie neu belebt. Tatsächlich fühlte sie sich in Michaels Gegenwart so lebendig wie seit vielen Jahren nicht mehr. »Sie haben an mich gedacht, nicht wahr?«
Er erstarrte, wurde dann rot.
»Was immer Sie meiner Schwester auch versprochen haben«, fuhr Hester fort, »Jessica erwartete sicherlich nicht, dass Sie Ihrer Verantwortung auch mit körperlichem Einsatz nachkommen. Doch mich hat das sehr berührt.«
»Haben Sie Bedarf an einem Boxchampion?«, fragte er leise und beugte sich nach vorne.
»Dort draußen gibt es eine Prinzessin, die auf Sie wartet, edler Ritter.«
»Bei Gott.« Mit einer knappen, schneidigen Bewegung sprang er auf. Beherrscht, trotz seiner Frustration. »Ich hasse es, in Rätseln zu sprechen.«
Mit einem Nicken entließ Hester das Dienstmädchen, das Geschirr und heißes Wasser für den Tee servierte. Sobald sie wieder allein waren, sagte sie: »Sie haben meine Frage nach Ihrem Befinden noch nicht beantwortet.«
Tief ausatmend nahm er wieder auf dem Sofa Platz. »Es geht mir so gut, wie man es unter den gegebenen Umständen erwarten kann. Mir war nie bewusst, wie viele Aufgaben Benedict zu bewältigen hatte. Er erledigte alles gewissenhaft und war sehr tüchtig. Ich muss noch herausfinden, wie er das geschafft hat. Sein Tag scheint mehr Stunden gehabt zu haben als meiner.«
»Er hatte eine Gattin, die ihm den Rücken stärkte.«
»Bei Gott, wenn noch ein einziger Mensch behauptet, eine Ehefrau werde mir meine Last erleichtern, kann ich für meine Reaktion nicht mehr garantieren!«
Hester lachte leise, freute sich insgeheim ganz schrecklich darüber, dass die Suche nach einer passenden Partie offensichtlich nicht Michaels oberste Priorität war. »Meinen Sie nicht, eine Gattin könnte Ihnen eine Stütze sein?«
»Im Moment ertrinke ich förmlich in Arbeit. Wie sollte ich mich da noch um eine Ehefrau kümmern?«
»Sie sollten eine
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