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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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schlafenden Gatten. In der vergangenen Woche war er oft zu ihr gekommen, hatte in ihrem Bett Ablenkung von seiner Seelenqual gesucht. Sie bemühte sich, ihn zu besänftigen, ihm zu erklären, dass sich niemand an einen Boxkampf, der vor einer Woche stattgefunden hatte, erinnern würde und so eine Niederlage weder erniedrigend noch herabsetzend sei, doch nichts von dem, was sie sagte oder tat, linderte seinen Schmerz. Die Anstrengungen forderten ihren Tribut von Hester; sie war erschöpft, entmutigt und angewidert von seiner Schwäche und ihrer eigenen Schwäche für ihn. Trotz all dem Dunklen und Grausamen, das zwischen ihnen bestand, war sie außerstande, ihm Böses zu wünschen.
    Es war ihr größtes Versagen, dass sie den Mann nicht retten konnte, den sie einst so geliebt hatte. Sie konnte nicht einmal ihre Liebe retten, die gewelkt war und nun langsam verdorrte. Sosehr es ihr auch wehtat, sie konnte ihre Kraft und Zuneigung nicht länger an einen Mann verschwenden, der ihre Bemühungen weder annahm noch schätzte. Sie musste jetzt an das Kind denken, ein winziges Wesen, das all ihre Zeit, Aufmerksamkeit und Zuneigung benötigen würde. Die Kraft, die sie für sich selbst nicht hatte finden können, fand sie nun für das Ungeborene, das in ihr heranwuchs.
    Mit hochgezogenen Schultern ging sie auf das Bett zu.
    Regmont könnte ein wunderbarer Mann sein. Er war attraktiv und unglaublich charmant. Er war witzig, geistreich und sehr geschickt bei allem, was er anpackte. Frauen umschwärmten ihn, Männer respektierten ihn. Gleichwohl konnte er diese bewundernswerten Wesenszüge an sich selbst nicht erkennen. In seinem Kopf hörte er nur die demütigenden, kränkenden Worte seines Vaters; sie übertönten jedes Lob, das er erfuhr. Er glaubte, er sei es nicht wert, geliebt zu werden, und reagierte auf diese Gefühle so, wie er es bei seinem Vater erlebt hatte – mit Gewalt.
    Doch Hester konnte das nicht länger als Entschuldigung gelten lassen. Zu seinen wesentlichen Charaktereigenschaften gehörte ein äußerst manipulatives Verhalten sowie das Bedürfnis nach absoluter Kontrolle über Hester – von der Kleidung, die sie trug, bis hin zu den Spießen, die sie aß. Für seine Wutausbrüche machte er den Alkohol, den er exzessiv trank, verantwortlich und manchmal auch seine Frau. Solange er seine eigene Schuld nicht anerkannte, bestand wenig Möglichkeit, dass er sich änderte. Deshalb musste Hester etwas unternehmen, um ihr Kind zu schützen.
    Als sie sich ihm näherte, bewegte er sich und streckte die Hand nach ihrer Bettseite aus. Als er merkte, dass sie nicht da war, hob er den Kopf und schlug die Augen auf. Bei ihrem Anblick trat ein träges, verschlafenes Lächeln in seine Züge. Hester durchfuhr ein leichtes Beben. Zerzaust und nackt wie er war, war er in seiner ganzen Pracht zu sehen. Er war ein herrlicher Engel, dessen Glanz darüber hinwegtäuschte, dass er von Dämonen beherrscht wurde.
    Er setzte sich auf und lehnte sich gegen das geschnitzte Kopfteil des Bettes. Die Decke war auf seine Hüften hinuntergerutscht, gab den Blick frei auf seinen wohlgeformten, muskulösen Oberkörper. »Ich sehe dir doch an, dass du fieberhaft überlegst«, murmelte er. »Was beschäftigt dich so?«
    »Ich muss dir etwas mitteilen.«
    Er schwang die Beine aus dem Bett und stand auf, schamlos in seiner gloriosen Nacktheit. »Gleich wirst du meine ungeteilte Aufmerksamkeit haben … warte nur einen Moment.«
    Er küsste sie auf die Wange und ging zum Nachtgeschirr, das sich hinter dem Wandschirm befand.
    Als er wieder auftauchte, sagte sie: »Ich bin guter Hoffnung.«
    Er blieb so abrupt stehen, dass er stolperte. »Hester, mein Gott …«
    Sie wusste nicht, welche Reaktion sie erwartet hatte, jedenfalls nicht diese schreckliche Starre. »Ich hoffe, du freust dich.«
    Er atmete keuchend. »Natürlich freue ich mich. Verzeih, ich bin ein wenig überrascht. Ich dachte, du seist unfruchtbar, so wie deine Schwester.«
    »Ist das mit ein Grund, weshalb du oft so wütend auf mich bist?« Wie viel wütender würde er erst sein, wenn er erführe, dass sie in den letzten Jahren alles getan hatte, um eine Empfängnis zu verhindern? Allein der Gedanke ließ sie in Panik geraten.
    »Wütend …?« Röte stieg ihm ins Gesicht. »Fang ja keinen Streit an. Nicht heute.«
    »Ich fange niemals einen Streit an«, erwiderte sie sachlich. »Wie du weißt, ist mir Disharmonie ein Graus. Davon hatte ich in meiner Kindheit mehr als genug.«
    Seine

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