Sieben Jahre Sehnsucht
Frau finden, die sich um Sie kümmert. Das dürfte nicht schwierig sein. Sie machen es Frauen einfach, Sie zu bewundern.«
»Würden Sie doch nur aus Erfahrung sprechen«, sagte er leise.
»Das tue ich natürlich.«
Sein schöner Mund krümmte sich zu einem sarkastischen Lächeln. »Natürlich.«
»Mehr als mir klar war«, gestand sie. »Närrin, die ich bin.«
»Hester …« Er blickte erstaunt drein, dann tief verzweifelt.
Wie hatte sie nur die Anzeichen übersehen können, dass Michael eine Schwäche für sie hatte? Sie war geblendet gewesen von Regmonts frechem Charme und dem erotischen Bann, in den er sie so gekonnt gezogen hatte. Zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit war sie fast verrückt vor Verlangen gewesen, endlich die Vereinigung zu vollziehen, fieberhaft erregt durch heimliche Berührungen, gierige Küsse und heiß gewisperte Versprechen von grenzenloser Lust.
»Wir werden eine Frau finden, die Sie über die Maßen liebt«, sagte sie rau. »Eine Frau, deren erste Sorge Ihr Glück und Ihr Wohlergehen sind.«
»Sie wird mir diese einseitige Zuneigung nach einer Weile übel nehmen.«
»Nein.« Hester löffelte Teeblätter in die Kanne mit dem heißen Wasser. »Sie werden ihre Zuneigung sehr bald erwidern. Weil Sie nicht anders können. Und dann werden Sie glücklich und zufrieden leben, so wie Sie es verdienen.«
»Und was ist mit Ihnen?«
Hester ließ den Tee ziehen, richtete sich auf und legte die Hand auf ihren Bauch. »Ich sehe meinem eigenen Glück entgegen.«
Sein Lächeln war aufrichtig, wenngleich melancholisch. »Ich könnte mich nicht mehr für Sie freuen.«
»Danke. Ich schlage vor, wir konkretisieren nun die Debütantinnenliste, bei deren Aufstellung ich Ihrer Mutter geholfen habe.« Sie stand auf, worauf Michael sich ebenfalls erhob. Mit raschen Schritten ging sie zu dem Sekretär neben dem Fenster, klappte ihn auf und legte sich ein Blatt Papier zurecht. Dann setzte sie sich auf den Holzstuhl und öffnete das Tintenfass. »Sie könnten jetzt wünschenswerte Eigenschaften aufzählen, und ich werde sie niederschreiben.«
»Lieber würde ich zum Barbier gehen und mir einen Zahn ziehen lassen.«
Sie setzte ihre strengste Miene auf.
»Oh Gott, Hester. Nicht dieser furchteinflößende Blick! Ich dachte, Sie mögen mich.«
»Haarfarbe?«
»Nicht blond.«
»Augenfarbe?«
»Nicht grün.«
»Michael …«
Er verschränkte die Arme und hob die Brauen. »Ich muss der Kandidatin doch eine Chance geben. Das wäre sonst sportlich unfair.«
Sie lachte amüsiert. Von draußen drang das Knallen von Peitschen gegen Pferdeleiber und Wiehern herein. An den meisten Tagen saß Hester am Fenster und sah dem Treiben der Welt zu. Die Vorstellung, dass es da draußen glücklichere Heime gab und glücklichere Leben als jenes, in dem sie gefangen war, gab ihr einen gewissen Trost. Im Moment war sie jedoch vollends zufrieden damit, sich auf ihr eigenes Leben und den herrlichen Mann zu konzentrieren, der ihre Gegenwart zumindest für den Augenblick bereicherte. »Groß oder klein?«
»Da habe ich keine Vorlieben.«
»Schlank oder mollig?«
»Gut proportioniert, mehr verlange ich nicht.«
»Irgendwelche besonderen Talente?«, fragte sie, während sie beobachtete, wie er auf sie zukam. Er bewegte sich mit einer so natürlichen Eleganz und so selbstbewusst, dass Hester die Augen nicht von ihm abwenden konnte.
Er blieb neben ihr stehen und legte den Arm auf die Oberseite des Sekretärs. »Wie zum Beispiel?«
»Singen? Klavier spielen?«
»So etwas ist mir gleichgültig. Das überlasse ich ganz Ihrem Ermessen.«
Hester sah ihn an, musterte seine elegant gekleidete Gestalt. »Blau schmeichelt Ihnen, Mylord. Offen gestanden steht dieser Farbton keinem Gentleman so gut zu Gesicht wie Ihnen.«
Seine Augen funkelten. »Oh, vielen Dank, Mylady.«
Der warme Ausdruck in seinen Augen nahm sie gefangen, entführte sie an einen zeitlosen Ort, der von unmöglichen Möglichkeiten erfüllt war. Sie musste alle Willenskraft aufbieten, um den Bann zu brechen, was schließlich darin mündete, dass sie mit belegter Stimme und völlig unpassend hervorstieß: »Ich bin eine schreckliche Gastgeberin. Der Tee ist sicher kalt geworden.«
Doch sie rührte sich nicht. Er war nah genug, dass sie den Eisenkrautduft seiner Seife riechen konnte. Er passte wunderbar zu seinem eigenen Geruch, erzeugte eine belebende und verführerische Mischung.
»Das macht nichts«, murmelte er. »Ich genieße Ihre Gesellschaft dennoch.«
»Ich
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