Sieben Jahre später
Schild im Hintergrund deutete, auf dem in weißen Buchstaben der Name der Metrostation stand.
Der Vorgang dauerte mehrere Minuten. Der Name der Haltestelle – lang und kompliziert – tauchte nur ganz kurz und bruchstückhaft auf. Nach einer Schnellsuche im Netz kamen sie zu dem Schluss, dass es sich wahrscheinlich um »Barbès-Rochechouart« handelte.
Eine Haltestelle im Norden der Hauptstadt.
Sebastians Verwirrung nahm zu. Auf welchem Weg hatte dieses Video zu ihnen gelangen können? Das gesamte Netz der Pariser Metro mit all seinen Gängen und Bahnsteigen musste, wie das von New York, mit Tausenden von Kameras ausgestattet sein. Diese Bilder waren jedoch nicht frei zugänglich. Die Kameras waren mit Sicherheits-PCs verbunden, die die Filme normalerweise nur streng nach Vorschrift an Polizeidienststellen übermittelten.
»Versuch noch einmal, sie anzurufen«, schlug Nikki vor.
Sie meinte die Ziffern, die auf dem Display zu sehen gewesen waren, bevor die Stimme drohte: Mein kleiner Finger sagt mir, dass Sie gern etwas von Ihrem Sohn hören würden.
Sie hatten unmittelbar, nachdem sie das Video entdeckt hatten, versucht zurückzurufen – aber ohne Erfolg.
Diesmal war es jedoch anders.
Nachdem es dreimal geläutet hatte, hob jemand ab und sagte fröhlich: » La Langue au Chat, bonjour! «
Sebastian besaß nur sehr rudimentäre Französischkenntnisse. Nach mehreren Erklärungen seines Gesprächspartners verstand er endlich, dass La Langue au Chat ein Café im 4. Arrondissement in Paris war.
Sein Gesprächspartner, ein einfacher Bistroinhaber, hatte mit dieser Geschichte überhaupt nichts zu tun. Eine Stunde zuvor hatte offenbar jemand von seinem Lokal aus telefoniert, was bei dem Mann Unverständnis und bei Sebastian Wut auslöste.
»Sie machen sich über uns lustig! Sie spielen mit uns!«
»Jedenfalls führen alle Spuren nach Paris«, stellte Nikki fest. Sie schaute auf ihre Armbanduhr, bevor sie fragte: »Hast du deinen Pass bei dir?«
Sebastian nickte. Als er jedoch merkte, worauf sie hinaus wollte, stieß er hervor: »Du willst doch hoffentlich nicht sagen, dass du vorhast, heute noch nach Paris zu fliegen?«
»Das ist das Einzige, was wir tun können. Du denkst zu viel, tust aber nichts!«
»Warte! Glaubst du nicht, dass wir da etwas überstürzen? Wir wissen weder, mit was für Leuten wir es zu tun haben, noch, was sie überhaupt wollen. Wenn wir genauso handeln, wie sie es von uns erwarten, begeben wir uns in die Höhle des Löwen.«
Sie war jedoch fest entschlossen. »Tu, was du willst, Sebastian, ich fliege auf jeden Fall.«
Er stützte den Kopf in die Hände. Die Situation entglitt ihm. Er wusste sehr gut, dass es ihm nicht gelingen würde, Nikki zur Vernunft zu bringen. Ob er ihr nun folgte oder nicht, sie würde sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen. Aber welche Alternative konnte er ihr vorschlagen?
»Ich bestelle unsere Tickets.« Er kapitulierte und rief die Seite von Delta Airlines auf.
Sie dankte ihm mit einem Kopfnicken und ging in ihr Zimmer hinauf, um schnell ein paar Sachen zusammenzupacken.
BESTÄTIGEN SIE BITTE IHRE BANKDATEN
Um diese Jahreszeit hatte Sebastian keine Mühe, zwei Plätze für den Flug um einundzwanzig Uhr fünfzig zu bekommen. Er bezahlte online, druckte die Belege und Bordkarten aus. Als er sich eben anschickte, zu Nikki zu gehen, ließ ihn der fröhliche Klingelton der Türglocke zusammenfahren. Reflexartig klappte er den Laptop zu, schlich auf Zehenspitzen zur Eingangstür und schaute durch den Spion.
Santos.
Der fehlte gerade noch!
Leise nahm er die Tickets und schlich die Treppe hinauf zu Nikki. Sie stopfte gerade einige Kleidungsstücke in eine Sporttasche. Er formte geräuschlos das Wort »San-tos«, legte einen Finger auf den Mund und bedeutete ihr mit der anderen Hand, ihm in Jeremys Zimmer zu folgen.
Auf dem Weg zum Fenster blieb sie plötzlich stehen, wandte sich zum Schreibtisch um, nahm den MP3-Player ihres Sohnes – einen roten iPod – und schob ihn in die Tasche.
Sebastian verdrehte die Augen.
»Was ist? Ich habe Flugangst! Wenn ich nicht Musik hören kann, bekomme ich einen Panikanfall.«
»Beeil dich!«, drängte er sie.
Sie holte ihn ein und half ihm, das Schiebefenster zu öffnen.
Er kletterte als Erster hinaus und reichte ihr die Hand, um ihr auf die Eisentreppe zu helfen.
Dann flüchteten sie in die Nacht.
Kapitel 20
»Mach auf, Nikki!« Santos trommelte an die metallene Eingangstür des Lofts. »Ich weiß, dass du da
Weitere Kostenlose Bücher