Sieben Jahre später
bist!«
Wütend versetzte er der Tür einen Faustschlag, dessen einzige Konsequenz ein stechender Schmerz in seiner Hand war.
Verdammte Scheiße!
Während ihrer sechsmonatigen Beziehung hatte sich Nikki beharrlich geweigert, ihm ihren Schlüssel zu geben.
Um diese verdammte Tür aufzubringen, bräuchte man ein Brecheisen …
Er ging zurück auf die Straße und lief um das Haus herum. Wie vermutet, brannte in den beiden oberen Stockwerken noch Licht. Also kletterte er die Feuerleiter hinauf, stellte, oben angekommen, fest, dass ein Fenster offen war, und stieg in Jeremys Zimmer.
»Nikki?«
Er ging auf den Flur und dann weiter von einem Raum zum nächsten. Die Wohnung war leer, aber völlig verwüstet. Dieser Mistkerl von Larabee hatte ihn ganz schön hinters Licht geführt mit seinem Gerede von wegen Streit!
Er versuchte zu begreifen, was sich zugetragen hatte. Mit Sicherheit ein Einbruch, aber warum hätte Nikki das vor ihm verbergen wollen?
Sein Handy vibrierte in der Tasche. Mazzantini wurde ungeduldig. Santos wusste, dass die Zeit drängte und er sich unverzüglich zum Verbrechensschauplatz im Boomerang begeben musste. Dennoch beschloss er, den Anruf seines Assistenten zu ignorieren. Ohne wirklich zu wissen, wonach er suchte, ließ er sich von seinem Ermittlerinstinkt leiten und begann, die Zimmer unter die Lupe zu nehmen. Ganz offensichtlich war die Wohnung bis in den letzten Winkel durchforstet worden. Hatte das etwas mit dem Verschwinden des Jungen zu tun? Er sah sich den Pokerkoffer, der auf dem Bett stand, genauer an, entdeckte sofort die falschen Keramikjetons und begriff, ohne dass ihm der Sinn klar gewesen wäre, dass er dieser Spur nachgehen musste. Als er ins Bad trat, verwunderte ihn die Unordnung weniger als das Wasser um die Toilette herum und die Abdrücke von Schuhsohlen. Er beugte sich hinab und bemerkte auf der Toilettenbrille Reste von weißem Pulver.
Er war sich ziemlich sicher, dass es sich nicht um Scheuerpulver handelte.
Kokain …
Gewissenhaft, wie er war, nahm er mit einem Wattestäbchen eine kleine Probe und schob sie in eines der Plastiktütchen, die er stets bei sich trug.
Obwohl es erstaunlich erschien, war er doch davon überzeugt, dass die Analyse seine Vermutung bestätigen würde.
Trotz des Zeitdrucks gab er sich noch fünf Minuten, um seine Durchsuchung fortzusetzen. Er ging ein Stockwerk tiefer, sah sich im Wohnzimmer um, inspizierte Schubladen und Regale. Als er gerade gehen wollte, fiel sein Blick auf Nikkis Laptop, der auf der Küchentheke stand. Er trat näher, öffnete ihn und hatte die Seite von Delta Airlines vor sich. Er klickte sich in die verschiedenen Menüpunkte und gelangte schließlich zu einem PDF-Dokument, das zwei abgespeicherte Flugtickets enthielt.
Er fluchte und klappte den Laptop wütend zu.
Nikki und ihr Exmann planten, an diesem Abend nach Paris zu fliegen …
Kapitel 21
Es war Nacht geworden. Der Jaguar bog von der Schnellstraße in die Ausfahrt zum Terminal 3 des Flughafens JFK, fuhr durch die Schranke für »Langzeitparker« und über die geschwungene Rampe, die zu den sechs unterirdischen Decks führte.
»Du musst dich unbedingt umziehen«, erklärte Sebastian, während er rückwärts in eine Parklücke setzte.
Sie waren überstürzt aufgebrochen, ohne sich vorher Zeit zum Duschen zu nehmen. Nikki betrachtete ihre zerrissene und blutbefleckte Kleidung. Dann musterte sie ihr Bild im heruntergeklappten Spiegel: Das Gesicht war von den Schlägen voller blauer Flecken, die Lippe aufgeplatzt, das Haar verklebt.
»Wenn du so durch den Terminal läufst, dauert es keine drei Minuten, bis uns die Polizei anhält.«
Sie griff nach der Sporttasche auf dem Rücksitz und zwängte sich in eine saubere Hose, zog ein Kapuzensweatshirt und ein Paar Turnschuhe an und band ihr Haar zusammen. Dann nahmen sie den Aufzug zur Abflughalle und passierten die Sicherheitskontrolle, die zu den Gates führte.
Als sie in die Maschine stiegen, vibrierte Sebastians Handy. Es war Camille. Sie saß noch im Zug auf dem Weg zu ihrer Großmutter. Wie so oft hatte die Long Island Rail Road Verspätung, aber sie war fröhlich und schien vor allem nicht mehr wütend auf ihn.
»Ich freue mich schon darauf, dass Großmama mir Kastanien im Kamin röstet!«, rief sie begeistert.
Erleichtert über die gute Laune seiner Tochter, lächelte Sebastian. Kurz tauchte die Erinnerung an die glücklichen Momente auf, als Nikki und er mit den Kindern in den Wald von Maine gefahren
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