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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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zu kaufen«, meinte Sebastian ungeduldig, »sondern um einen Schlafplatz für ein paar Stunden zu finden?«
    »Das da scheint nicht schlecht, was meinst du?«
    »Zu luxuriös. Ich wette, es hat eine Alarmanlage.«
    »Na schön, dann das.«
    Sie deutete auf eine kleine Tjalk, eines jener holländischen Segelschiffe von etwa zehn Meter Länge mit schmalem Rumpf und abgerundetem Bug.
    Sebastian sah sich um. Alle anderen Boote schienen verwaist, und am Fenster hing ein Schild Zu verkaufen. Es schien in der Tat geeignet. Mit einer Leichtigkeit, die Nikki verblüffte, sprang er an Deck und öffnete mit einem kräftigen Fußtritt die Holztür zum Ruderhaus.
    »Sieht ganz so aus, als hättest du das dein ganzes Leben lang gemacht«, sagte sie. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass du noch vor zwei Tagen an den Geigen in deiner Werkstatt herumgebastelt hast …«
    »Darauf kommt es doch jetzt auch nicht mehr an, oder? Vermutlich werde ich auf zwei Kontinenten wegen Mordes gesucht, ganz zu schweigen von meiner Flucht, Drogenhandel und dem Angriff auf den Kapitän des Bateau Mouche.«
    »Genau, wir sind wie Bonnie und Clyde!«, erwiderte sie belustigt und trat in das Ruderhaus. Von dort gelangte man in die Kajüte, die zu beiden Seiten eine Bank hatte. Die Tjalk war ein ehemaliger Lastkahn, der zu einer Jacht umgebaut worden war. Die Innenausstattung war einfach, aber eher gemütlich – vorausgesetzt, man mochte den Stil »alter Seewolf«. Überall waren Freibeuterfahnen, Schiffsmodelle in Flaschen, Petroleumlampen, Tauwerk angebracht …
    Dahinter lag die Schlafkabine. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Laken sauber waren, ließ sich Nikki aufs Bett fallen. Offensichtlich schmerzte ihr Fuß stark. Sebastian schob zwei Kopfkissen darunter, um ihn hoch zu lagern.
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Im vorderen Teil des Boots entdeckte er eine kleine Küche, die mit einer Lamellentür abgeteilt war. Glücklicherweise war der Kühlschrank eingeschaltet. Er leerte die Eiswürfelbehälter in eine Plastiktüte und kehrte zu Nikki zurück.
    »Puh, ist das kalt!«, rief sie, als er das Eis auf ihren schmerzenden Knöchel legte.
    »Stell dich nicht so an. Dadurch geht die Schwellung zurück.«
    Fast augenblicklich ließ der Schmerz nach, und Nikki zog das love lock aus ihrer Tasche.
    »Sehen wir uns das mal genauer an.«
    Das Schloss an sich hatte nichts Besonderes, außer den Aufklebern waren nur zwei Abfolgen von Zahlen untereinander eingraviert.
    48 54 06
    2 20 12
    »Ich halte diese Rätsel à la Da Vinci Code nicht mehr aus!«, erregte sich Sebastian.
    »Vielleicht hat ja Dan Brown Jeremy entführt«, scherzte Nikki, um die Stimmung aufzulockern.
    Das war ihre Art. Um schwierige Situationen zu meistern, suchte sie oft Zuflucht im Humor. Es war wie eine zweite Natur.
    Doch Sebastian, dem der Sinn nicht danach stand, bedachte sie mit einem vernichtenden Blick, ehe er sagte: »Vielleicht eine Telefonnummer?«
    »Mit der Vorwahl achtundvierzig? Das würde mich wundern. Zumindest passt die weder für Frankreich noch für die USA.«
    »Ich weiß nicht, ob du schon davon gehört hast, aber es gibt noch andere Länder auf der Welt.«
    Aufgebracht verließ er die Kabine. Inmitten des Durcheinanders fand er ein verstaubtes Telefonbuch und brachte es mit.
    »Die Achtundvierzig entspricht der Vorwahl von Polen«, las er vor.
    Nikki war aufgeregt. »Wir müssen gleich anrufen!«
    Aber wie? Sebastians Handy war gestohlen worden, und sie hatte ihres weggeworfen, damit man sie nicht orten konnte.
    »Ich habe noch meine Kreditkarte«, sagte sie.
    Ihre Augen glänzten vor Müdigkeit. Sebastian legte ihr die Hand auf die Stirn, die fiebrig glühte.
    »Das versuchen wir morgen von einer öffentlichen Telefonzelle aus«, erklärte er. »Jetzt musst du dich erst einmal ausruhen.«
    Er ging in die Badkabine, wo er eine Schachtel Ibuprofen fand, und gab Nikki eine Tablette. Danach schlief sie sofort ein. Er schaltete die kleine Heizung ein, stellte sie ans Fußende des Bettes, knipste das Licht aus und trat durch die Schwingtür hinaus.
    Der Kühlschrank war leer, ausgenommen eine vor zehn Tagen abgelaufene Packung Joghurt und ein Bier, Marke Mort Subite. Sebastian öffnete die Flasche und nahm sie mit an Deck.
    Im Hafen war alles ruhig. Eine Enklave, nur wenige Hundert Meter von der quirligen Place de la Bastille entfernt. Sebastian setzte sich auf den Boden und lehnte sich an den hölzernen Rumpf. Er streckte die Beine aus, trank einen Schluck

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