Sieben Jahre und eine Nacht
Bitte gib mir die Chance. Ich weiß schon, wie ich die Mappe gestalte …“
Flynn fand ihre Begeisterung regelrecht ansteckend. Dennoch wollte er wissen: „Warum bist du zu mir gekommen – statt zu Brock?“
„Ach, Brock ist so versessen auf einen Vertrag mit Reese Enterprises, dass er unbedingt jemand absolut Erfolgreichen wie Jason darauf ansetzen will – mir traut er das anscheinend nicht zu. Außerdem ist er in letzter Zeit oft so gereizt.“
Flynn wusste, wie viel sein Bruder arbeitete. Die Augenringe und die häufige schlechte Laune verrieten nur zu deutlich, dass ihm Schlaf fehlte.
Er würde mit Brock reden und ihn darauf hinweisen, wie ungünstig andauernde Stressbelastung sich auswirken konnte: Dafür waren Brocks aufgelöste Verlobung und Flynns gescheiterte Ehe der beste Beweis.
Apropos Ehe – jeden Moment würde Renee hier sein. Flynn erhob sich. „Also gut, Celia. Gib dein Bestes. Ich sage Brock, dass du meine volle Unterstützung hast.“
Erfreut sprang Celia auf und schlang die Arme um Flynn. „Danke. Du wirst es nicht bereuen.“
„Hoffentlich behältst du recht. Sonst reißt Brock uns beiden den Kopf ab.“
Das Maddox Building in der vornehmen Powell Street wirkte wie damals, aber Renees Empfindungen hatten sich grundlegend verändert. Statt sich auf Flynn zu freuen, fühlte sie sich merkwürdig beklommen. Nun war sie gezwungen, anderen eine heile Welt vorzuspielen.
Als sein Vater das damals abbruchreife Gebäude, das aus dem Jahr neunzehnhundertzehn stammte, gekauft hatte, war Flynn noch nicht auf der Welt gewesen.
Aber die Bilder der Sanierung hatten ihn schon als Kind so fasziniert, dass er beschlossen hatte, Architekt zu werden. Doch als sein Vater gestorben war, hatte sich Flynns Zielsetzung notgedrungen verlagert.
Renee betrat das Haus und spürte, wie angespannt sie war. Im Erdgeschoss lagen Restaurants und ansprechende Läden.
Früher hatte Maddox Communications die Stockwerke eins bis fünf eingenommen, im sechsten hatte sich eine Penthousewohnung mit großem Dachgarten befunden.
Ein dunkelhaariger Mann, etwa im gleichen Alter wie sie, hielt die Türen des Aufzugs für sie offen. Renee ging hinein. „Fünfter Stock“, sagte sie. „Drücken Sie bitte?“
Er nickte. „Sind Sie eine Kundin von MC?“
„Nein.“ Sie zögerte kurz und sagte dann: „Ich bin Renee Maddox, Flynns Frau.“
Seinen grauen Augen war keinerlei Überraschung anzumerken, als er sich vorstellte. „Und ich bin Gavin Spencer, einer der Werbefachleute. Flynn ist ein netter Kerl, finde ich.“
„Ja. Stimmt. Freut mich, Sie kennenzulernen, Gavin.“
„Hat mich auch gefreut, Renee“, sagte Gavin. Im nächsten Moment hatte der Aufzug auch schon den fünften Stock erreicht, und die Türen öffneten sich.
Renee trat an die Rezeption, wo eine schlanke Frau mit kurzen braunen Haaren saß und telefonierte. Während Renee wartete, sah sie sich nervös um.
Im Wartebereich standen weiße Sofas und zwei große Monitore, auf denen Werbung lief, die MC produziert hatte. Sehr modern wirkten vor allem die Tische aus Acrylglas in Kombination mit dem dunklen Holzfußboden.
An den hellen Wänden hingen farbige Bilder, von denen Renee einige wiedererkannte.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Mein Name ist Renee Maddox. Ich möchte zu Flynn.“
„Hallo, Mrs. Maddox. Ich bin Shelby. Flynn hat mir schon erzählt, dass Sie kommen. Freut mich, Sie endlich kennenzulernen.“
„Sehr freundlich von Ihnen, Shelby. Kann ich zu ihm? Oder ist gerade jemand bei ihm?“
„Er ist allein, aber warten Sie, ich sage ihm, dass Sie da sind.“ Als sie zum Telefon griff, kam aus einem der Büros eine attraktive schwangere Frau mit kastanienbraunem Haar.
„Hallo Lauren“, rief Shelby. „Das ist Flynns Frau, Renee.“
„Hallo Renee, freut mich sehr. Ich bin Lauren, Jasons Frau.“
„Entschuldigen Sie, Lauren, ich war längere Zeit … nicht hier. Da ich aus Los Angeles komme, bin ich, fürchte ich, nicht ganz auf dem Laufenden.“
„Ich bin auch erst letzten Monat von New York hierher gezogen. Jason ist hier einer der Werbefachleute. Wenn Sie Lust haben, können wir ja mal zusammen essen gehen.“
Lauren macht einen sympathischen Eindruck, und Renee wollte auf keinen Fall den Fehler wiederholen, zu viel allein zu sein. „Gute Idee!“
„Kann ich Sie unter Flynns Privatnummer erreichen?“
„Ja. Oder Sie rufen mich auf dem Handy an. So wie es aussieht, werde ich viel unterwegs sein.“ Renee suchte in ihrer
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