Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel
bringen.
Aus dem Dachgeschoss kam ein Knall. Erschrocken sah Penny hoch. Zum zweiten Mal krachte es, und hinter Romeos Fenster blitzte etwas karminrot und gefährlich.
»Was treibt der schon wieder?«, stöhnte sie und stürmte nach oben, immer drei Stufen auf einmal nehmend. Als sie die Tür aufstieß, quoll ihr dicker dunkelgrauer Qualm entgegen. Romeo war gerade dabei, das Fenster zu öffnen und hustete heftig. Im ganzen Raum stank es erbärmlich. Penny zog den kleinen Bruder am Pulli auf den Gang.
Von unten kam Dr. Moosburger hochgeschossen, einen Stapel Papier in den Händen. Aufgebracht wedelte er mit den Unterlagen in der Luft und schimpfte: »Könnt ihr nicht ein Mal Rücksicht auf mich nehmen? Ich arbeite mir den Rücken krumm, um alle eure Wünsche zu erfüllen, und wenn ich einmal Ruhe brauche, fliegt das halbe Haus in die Luft.«
Romeo senkte betreten den Kopf und spielte den Zerknirschten. Penny kannte ihn und wusste, dass hinter seiner Stirn schon der nächste Blödsinn ausgeheckt wurde.
»Was hast du da überhaupt gemacht?«, wollte der Vater von Romeo wissen und versuchte, mit den Papieren den Rauch zu vertreiben.
Kleinlaut antwortete Romeo: »Experimente. Ich will doch mal ein großer Forscher werden. Wie du.«
Matthias Moosburger fiel auf die Schmeichelei herein. »Wo hast du das Zeug her?«, fragte er schon viel milder.
Penny fiel etwas anderes ein. »Der Gestank von faulen Eiern … Das warst auch du mit einem Experiment!«
Romeo nickte schuldbewusst.
»In deinem Chemiekasten kann doch nichts drinnen sein, dass so explodiert!«
Der Qualm zog durch das offene Fenster ab und gab den Blick auf Romeos Schreibtisch frei. Dort war ein schwarzes Loch in die Platte gebrannt. Rundherum standen kleine Tüten mit verschiedenen Pulvern, Fläschchen und Reagenzgläser. Es sah aus wie in einem kleinen Labor.
»Du besorgst dir die Sachen bei deinem neuen Schulfreund, nicht wahr?«, verhörte Penny den kleinen Bruder.
»Bastis Vater verkauft solche Sachen und hat ein Lager neben dem Haus.«
»Es ist Diebstahl, sich einfach etwas zu nehmen«, tadelte Penny ihn.
Empört stemmte Romeo die Hände in die Seite. »Aber ich bezahle dafür. Ich gebe Basti immer Geld.«
Was sollte man dagegen sagen?
Dr. Moosburger klopfte Penny auf die Schulter. »Jedenfalls könntest du etwas besser auf deinen kleinen Bruder aufpassen.« Danach zog er wieder ab und sagte noch im Weggehen. »Und jetzt keine Störungen mehr, sonst handelt ihr euch wirklich Ärger ein.«
Zurück blieb eine Penny, die zwischen Wut und Fassungslosigkeit schwankte und ein Romeo, der überlegte, wie er seine Schwester schnellstens loswerden konnte.
»Du gehst in die Badewanne«, befahl Penny ihm und stapfte in sein Zimmer. Alle Chemikalien wurden von ihr beschlagnahmt und weggeschlossen. Sie wusste nicht, was gefährlicher war: Romeos Experimente oder der Zorn ihres Vaters.
Als sie endlich in ihr eigenes Zimmer zurückkam, legte sie die Rechnung der Gärtnerei auf den Tisch und starrte sie bekümmert an. Unter keinen Umständen konnte sie ihrem Vater das jetzt zeigen.
Vielleicht wusste Elvis Rat. Er war losgefahren, um nach Ivan zu suchen und noch nicht zurück.
An Lernen war nicht mehr zu denken. Zu viele andere Gedanken beschäftigten Penny. Sie ging hinaus in den Garten auf die Koppel zu dem Esel. Interessiert guckte er ihr aus den weiß umrahmten Augen entgegen. Die Ohren hingen links und rechts vom Kopf herab wie bei einem Hasen. Dem Esel schien es gut zu gehen, ganz im Gegensatz zu Penny.
Sie streichelte ihn ein wenig, und er drängte sich immer fester an sie heran.
»Langsam, langsam«, versuchte Penny, ihn zu bremsen. Daraufhin schubste er sie noch stärker. »Nein, Schluss jetzt!« Störrisch streckte der Esel den Kopf vor und begann, lautstark zu schreien. Er hörte nicht mehr auf, sein krächzendes Hiii-Haaaaa, Hrrriiiii-Haaaaa von sich zu geben.
Von oben beugte sich Matthias Moosburger aus dem Fenster und schrie: »Ruhe, Ruhe, Ruhe!«
Penny verlor die Nerven und brüllte den Esel an: »Ruhe! Aus!«
Sofort verstummte er und wackelte nur noch ein bisschen mit dem Kopf. Robin hingegen, der sein Frauchen so nicht kannte, stand mit eingezogenem Schwanz da und versuchte, sich möglichst klein zu machen.
Klirrend schloss der Tierarzt das Fenster wieder und kehrte an seine Arbeit zurück.
Der Esel begann, an Pennys Pulli zu knabbern. Sie schob sein Maul weg und wischte die feuchte Stelle ab. Doch er hörte nicht auf und zwickte
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