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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Naan. »Aufmerksamkeit des Chefs«, sagte er und reichte ihnen die Speisekarte. Mathilde fragte Zofia, ob sie Stammgast sei. Die Preise erschienen ihr sehr hoch für eine bescheidene Verwaltungsangestellte. Zofia antwortete, dass der Wirt sie einladen würde.
    »Annullierst du seine Strafzettel?«
    »Nur ein kleiner Dienst, den ich ihm vor ein paar Monaten erwiesen habe, nicht weiter erwähnenswert«, erwiderte sie fast ein wenig verwirrt.
    »Mit deinem ›nicht weiter erwähnenswert‹ habe ich so meine Schwierigkeiten. Was für eine Art von Dienst?«
    Zofia war dem Besitzer des Restaurants eines Abends auf den Docks begegnet. Er war den Pier auf und ab gelaufen und hatte auf die Verzollung einer Geschirrlieferung aus China gewartet.
    Der traurige Ausdruck seiner Augen hatte Zofias Aufmerksamkeit geweckt. Als er sich über den Rand gebeugt hatte, um lange ins brackige Wasser zu starren, hatte sie das Schlimmste befürchtet. Sie war näher getreten und hatte ihn in ein Gespräch verwickelt; er hatte ihr schließlich anvertraut, dass seine Frau ihn nach dreiundvierzig Ehejahren verlassen wollte.
    »Wie alt ist seine Frau?«, fragte Mathilde interessiert.
    »Zweiundsiebzig!«
    »Man denkt noch mit zweiundsiebzig daran, sich scheiden zu lassen?«, fragte Mathilde erstaunt und konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken.
    »Wenn dein Ehemann seit dreiundvierzig Jahren schnarcht, kannst du sehr intensiv, um nicht zu sagen, jede Nacht daran denken!«
    »Hast du die Ehe wieder gekittet?«
    »Ich habe ihn überredet, sich operieren zu lassen, und ihm versichert, dass es nicht weh tut. Männer haben ja solche Angst vor Schmerzen.«
    »Glaubst du, er wäre wirklich gesprungen?«
    »Er hat seinen Ehering ins Wasser geworfen.«
    Mathilde verdrehte die Augen und war sofort fasziniert von der Decke, die gänzlich mit buntem Glas im Tiffany-Stil dekoriert war und den Raum wie eine Kathedrale wirken ließ. Zofia teilte ihre Ansicht und gab ihr noch etwas vom Hühnerfleisch-Curry auf.
    Neugierig strich sich Mathilde mit der Hand durchs Haar:
    »Stimmt diese Geschichte mit dem Schnarchen?«
    Zofia betrachtete sie und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Nein!«
    »Ah! Und was feiern wir dann?«, fragte Mathilde und hob ihr Glas.
    Zofia sprach vage von einem Sonderauftrag, den sie heute Morgen erhalten hätte. Nicht dass sie ihren Posten wechseln, nicht dass sie im eigentlichen Sinne befördert würde. Wenn Mathilde aufhören würde zu kichern, könnte sie ihr vielleicht erklären, dass manche Aufgaben weit mehr als Geld oder Macht bedeuten: vielmehr eine subtile Form persönlicher Erfüllung. Die Herrschaft über sich selbst – zugunsten und nicht auf Kosten anderer – könne sehr erfüllend sein.
    »Amen!«, spöttelte Mathilde.
    »Mit dir bin ich anscheinend wirklich noch lange nicht über den Berg«, entgegnete Zofia resigniert.
    Mathilde griff nach der Sake-Flasche aus Bambus, um ihnen beiden nachzuschenken, als sich Zofias Gesichtsausdruck blitzartig veränderte. Sie ergriff das Handgelenk ihrer Freundin und riss sie praktisch aus ihrem Sessel.
    »Sofort raus hier!«, brüllte sie. »Lauf raus zum Ausgang!«
    Mathilde verharrte regungslos. Die Tischnachbarn, ebenso verblüfft, starrten Zofia an, die sich schreiend um die eigene Achse drehte, als lauerte sie auf eine unsichtbare Bedrohung.
    »Gehen Sie, laufen Sie alle, so schnell Sie können, ins Freie! Beeilen Sie sich!«
    Die Restaurantbesucher sahen sie ratlos an und fragten sich, welche schlechte Farce hier gespielt wurde. Der Geschäftsführer eilte zu Zofia, hielt die Hände zu einer flehenden Geste gefaltet, um der jungen Frau, die er als seine Freundin erachtete, zu bedeuten, um Himmels willen nicht länger die Ordnung seines Lokals zu stören. Zofia legte ihm energisch die Hände auf die Schultern und flehte ihn an, den Saal zu räumen, jetzt sofort. Sie beschwor ihn, ihm zu vertrauen; es sei eine Sache von Sekunden. Liu Tran war gewiss kein Weiser, aber sein Instinkt hatte nie versagt. Er klatschte zweimal kurz in die Hände, und die wenigen Worte, die er auf Kantonesisch rief, genügten, um ein ganzes Ballett von entschlossenen Kellnern in Gang zu setzen. Die Männer in weißer Livree zogen die Stühle der Gäste zurück und führten sie eilig zu den drei Ausgängen des Restaurants.
    Liu Tran blieb in der Mitte des sich leerenden Saales stehen. Zofia wollte ihn am Arm zu einem der Ausgänge ziehen, doch er ließ es nicht zu und deutete auf Mathilde, die,

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