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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie, wie Gomez gestürzt ist?«
    »Darin liegt das ganze Geheimnis. Bei einem jungen Mann hätte man von einer kurzen Unaufmerksamkeit ausgehen können. Im Fernsehen hört man schließlich schon lange genug, dass die Jungen blöder sind als die Alten … Aber ich habe kein Fernsehen, und der Docker war ein alter Fuchs. Keiner wird glauben, dass er ganz von selbst auf einer Sprosse ausgerutscht ist.«
    »Vielleicht hat er sich plötzlich unwohl gefühlt?«
    »Das wäre möglich. Aber dann bleibt die Frage, warum er sich unwohl gefühlt hat.«
    »Sie scheinen eine Vermutung zu haben!«
    »Mir ist vor allem etwas kalt, diese verflixte Feuchtigkeit kriecht mir in die Knochen, ich würde unser Gespräch gerne fortsetzen, aber an einem anderen Ort. In der Nähe der Treppe, die zu den Büros da oben führt, herrscht eine Art Mikroklima. Hättest du etwas dagegen, wenn wir die paar Meter zusammen gehen?«
    Zofia reichte dem alten Mann den Arm. Sie stellten sich unter den Balkon, der um das Gebäude führte. Julius trat einige Meter zur Seite, sodass er sich genau unter dem einzigen zu dieser späten Stunde noch erhellten Fenster befand. Zofia wusste, dass alte Menschen alle ihre Eigenarten haben und dass man ihnen, wenn man sie gernhatte, nicht widersprechen durfte.
    »So, hier ist es gut«, sagte er, »hier ist es sogar am besten!«
    Sie setzten sich auf den Boden und lehnten sich an die Wand. Julius strich die Falten seiner Glencheckhose glatt.
    »Nun«, fragte Zofia, »was wissen Sie über Gomez?«
    »Ich weiß nichts! Aber wenn du gut zuhörst, ist es durchaus möglich, dass uns diese kleine Brise etwas erzählen wird.«
    Zofia runzelte die Stirn, doch Julius legte den Finger auf die Lippen. In der Stille der Nacht hörte Zofia Lukas’ tiefe Stimme in dem Büro genau über ihrem Kopf.
    *
    Hurt saß am Ende des Resopaltischs. Er schob ein kleines, in Packpapier gewickeltes Päckchen vor den Immobilienverwalter des Hafens. Terence Wallace hatte Lukas gegenüber Platz genommen.
    »Ein Drittel jetzt. Das zweite Drittel gibt es, wenn Ihr Verwaltungsrat für die Enteignung der Docks gestimmt hat, und das letzte sobald ich die Vollmacht für die exklusive Vermarktung des Geländes unterschreibe«, sagte der stellvertretende Generaldirektor.
    »Wir sind uns darüber einig, dass der Aufsichtsrat vor Ende der Woche tagen muss«, fügte Lukas hinzu.
    »Die Zeit ist furchtbar knapp«, stöhnte der Mann, der noch nicht gewagt hatte, nach dem braunen Päckchen zu greifen.
    »Die Wahlen stehen vor der Tür! Die Stadtverwaltung wird begeistert sein, bekannt geben zu können, dass ein umweltverschmutztes Areal in ein sauberes Wohnviertel verwandelt wird. Das wird ein Geschenk des Himmels sein«, trumpfte Lukas auf und schob das Päckchen dichter zu Wallaces Hand. »So schwierig kann doch Ihre Aufgabe nicht sein!«
    Lukas erhob sich, ging zum Fenster, öffnete es ein wenig und fügte hinzu:
    »Und da Sie es bald nicht mehr nötig haben zu arbeiten … können Sie sogar die Beförderung ablehnen, die sie Ihnen zum Dank dafür anbieten werden, dass Sie sie reich gemacht haben …«
    »Weil ich eine Lösung für eine vorhersehbare Krise gefunden habe«, sagte Wallace mit gekünstelter Stimme und reichte Ed einen großen weißen Umschlag.
    »In diesem vertraulichen Bericht ist der Wert jeder Parzelle angegeben«, sagte er. »Erhöhen Sie die Preise um zehn Prozent, und mein Verwaltungsrat wird Ihr Angebot nicht ablehnen können.«
    Wallace griff nach seinem Lohn und schüttelte erfreut das Päckchen.
    »Spätestens Freitag werde ich ihn einberufen.«
    Lukas’ Blick wanderte aus dem Fenster und wurde von einem Schatten angezogen, der unten davonlief. Als Zofia in ihren Wagen stieg, hatte er den Eindruck, sie sähe ihm direkt in die Augen. Die Rücklichter des Ford verschwanden in der Ferne. Lukas senkte den Kopf.
    »Haben Sie nie Gewissensbisse, Terence?«
    »Ich provoziere diesen Streik schließlich nicht!«, antwortete er und verließ das Büro.
    Lukas lehnte Eds Angebot, ihn nach Hause zu bringen ab, und blieb allein.
    Die Glocke der Grace Cathedral schlug Mitternacht. Lukas zog seinen Gabardinemantel an und schob die Hände in die Taschen. Als er die Tür öffnete, strichen seine Fingerspitzen über den Einband des kleinen Buches, das er an sich genommen hatte und seither ständig bei sich trug. Er lächelte, betrachtete die Sterne und rezitierte aus Genesis, Kapitel eins:
    »Licht soll am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu

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