Sieben Tage: Thriller (German Edition)
ego, die makellose Annemarie van Eeden, und ihm überkam tiefes Mitleid mit Alexa.
»Ich bin so stolz auf dich!«, sagte er und schloss die Tür hinter ihnen.
Sie ließ die Schultern sinken, als sei sie mit ihren Kräften am Ende, und fing an zu weinen. Er nahm sie in die Arme, und sie schmiegte sich an ihn.
Lange standen sie so da, bis sie sich beruhigte.
Er hielt sein Versprechen. Als sie in der Küche saßen, er bei seiner Pizza und einem Glas Orangensaft, erzählte er ihr in allen Einzelheiten von seinen Erlebnissen des Tages.
Alexa lachte über seine Beschreibung von Bones Boshigo und dem exzentrischen Len de Beer und staunte über den Reichtum Henry van Eedens. Als er ihr von Egan Roch erzählte, lehnte sie sich aufmerksam nach vorn und nickte, als ergäbe das alles für einen Sinn.
Sie brachte seinen Teller und das Besteck zur Spüle und setzte sich wieder zu ihm. Gleichzeitig zündete sie sich eine Zigarette an. »Ich habe mir mal so meine Gedanken gemacht«, begann sie. »Aber ich weiß nicht, ob sie dir weiterhelfen.«
»Ich bin für jede Anregung dankbar«, erwiderte er.
»Ich dachte an Simóne, die Sängerin, die die Fotos hat machen lassen, und mir kommt es vor, als seien in den letzten Jahren immer mehr dieser Eintagsfliegen aufgetaucht. Vor allem im Bereich der afrikaanssprachigen Musik. Ein interessantes Phänomen, und merkwürdigerweise betrifft es meistens Frauen. Sie kommen mir vor wie Motten, Bennie, die vom Scheinwerferlicht auf der Bühne angezogen werden. Ihnen geht es gar nicht um die Musik, sondern um dieses Scheinwerferlicht. Sie wollen berühmt werden. Sonst nichts.«
Ihre Worte klangen ernst und gewichtig, und ihm wurde klar, dass sie ihm eine Art Geschenk überreichte, eine Entschuldigung. An diese selbstgestellte Aufgabe hatte sie sich heute geklammert, es war ihr Rettungsfloß in der Flut gewesen.
Er sehnte sich danach, sie zu berühren.
»Ich glaube nicht, dass es um Geld geht«, fuhr sie fort. »Männer sind anders, für sie ist Ruhm gleichbedeutend mit Reichtum. Und Sex. Aber diesen Frauen geht es nur um das Konzept der Prominenz. Sie wollen etwas Besonderes sein. Mir fällt es schwer, das zu verstehen. Ich habe mich schon gefragt, ob es vielleicht etwas mit ihrer Identität als weiße, afrikaanssprachige Frauen im heutigen Südafrika zu tun hat. Die afrikaanssprachigen weißen Männer haben ihre Macht verloren, ihr ehemaliges Selbstbild ist passé. Sie ragen nicht mehr aus dem Kollektiv der Gesellschaft im neuen Südafrika hervor. Ob die Frauen vielleicht unbewusst versuchen, das Gleichgewicht wiederherzustellen? Eine Art Rebellion, ein instinktives Streben danach, ein Vakuum auszufüllen? Vielleicht ist es aber auch ein universelles Phänomen. Es gibt zu viele Menschen, sie bilden eine amorphe Masse. Einzelne Individuen oder Charaktere ragen aus dem Schwarm nicht mehr heraus. Wir sind alle nur noch Bindeglieder.«
Alexa richtete ihre Augen auf ihn, als merke sie plötzlich, dass sie abschweifte. »Ich weiß nicht, Bennie. Sie ähneln sich alle so sehr, diese Frauen, in ihrer unstillbaren Gier nach Ruhm. Sie rackern sich ab, nehmen Gesangs- und Rhetorikunterricht, halten Diät … Ihre Eltern investieren Tausende in Stylisten, Fotografen, Musiker und Aufnahmestudios. Diemeisten warten schon mit einer CD in der Hand vor den Türen der Musikpromoter. Sie fühlen sich niemandem verpflichtet, flattern wie Schmetterlinge von Blüte zu Blüte. Auf der Suche nach dem besten Nektar. Sie alle gleichen sich in ihrem Narzissmus, ihrer Eifersucht und ihrem Neid, ihrer üppigen Haarpracht. Sie verbringen Stunden vor dem Spiegel, lassen immer neue Bewerbungsfotos machen. Die engen Kleider und tiefen Ausschnitte, alles schreit: ›Schaut mich an, schaut mich an, nehmt mich doch bitte, bitte wahr!‹ Damit will ich sagen, dass Hanneke Sloet möglicherweise von derselben Gier und derselben Persönlichkeit geprägt war. Ihre Bühne war die Welt der Juristen, dort suchte sie das Scheinwerferlicht und ihren Triumph.«
Griessel dachte an die heutigen Gespräche. »Sloet hat ihrer Mutter von dem vielen Geld erzählt, das sich mit BEE-Transaktionen verdienen ließe. Sie überlegte, sich selbstständig zu machen. Dem großen Drahtzieher hinter den Kulissen hat sie unumwunden verkündet, dass sie ihm Konkurrenz machen wolle.«
»Diese schreckliche Gier!«, seufzte Alexa.
»Vor acht Jahren hatte sie eine Affäre mit einem der älteren Teilhaber. Verheiratet, über fünfzig.«
»Bestimmt
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