Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Beine in der engen, ausgeblichenen Jeans sehen. Und die hochhackigen Sandalen. Er konnte die beiden nicht so recht miteinander in Einklang bringen – die rundliche de Koker in ihrem weiten roten Rock, der lockeren weißen Bluseund den flachen Schuhen und andererseits ihre Freundin mit ihrer betonten, sinnlichen Schlankheit.
»Worüber haben Sie an diesem Tag miteinander geredet?«
»Boo Radley’s«, sagten beide im Chor, sahen sich an und lächelten einvernehmlich.
»Boo Radley’s?«
»Das ist ein Pub und Bistro«, erklärte Grobler. »In der Houtstraat.«
»Wir haben uns jeden Mittwochabend dort getroffen«, sagte de Koker.
»Zum Frauenabend bei Livemusik.«
»Sam und ich treffen uns nach wie vor.«
»Wir bestellen jetzt immer ein Corona für Hanneke mit.« Sie redeten schnell und ohne Pause, als wüsste jeweils die eine, was die andere sagen würde. Griessel musste sich konzentrieren, um nicht den Faden zu verlieren.
»Mit einer Scheibe Zitrone.«
»Zur Erinnerung.«
»Aber es war ein Dienstag«, wandte Griessel ein.
»Vorplanung«, erklärte Grobler.
»Dienstags haben wir immer das Mittwochstreffen bestätigt«, fügte de Koker hinzu.
»Haben Sie sie am Mittwoch vor ihrem Tod gesehen?«
»Ja, haben wir.«
»Es war wunderbar. Hannekes erster Boo-Abend nach ihrem Umzug.«
»Und ihr letzter«, seufzte de Koker leise.
»Sie würde nicht wollen, dass wir so darüber denken«, sagte Grobler.
»Ich weiß.«
»Hat sie irgendetwas von der Wohnung erzählt? Über den Umzug oder die Helfer?«, fragte Griessel.
»Sie hat nur gesagt, sie wüsste nicht, warum sie so lange damit gewartet habe, in die Stadt zu ziehen.«
»Das Stadtleben hat ihr gut gefallen.«
»Die Wohnung fand sie toll.«
»Wir haben noch darüber geredet, wen sie zur Einweihungsparty einladen wollte.«
»Hanneke hatte sie für Februar geplant.«
»Falls sie es beruflich hätte einrichten können.«
»Sie hat furchtbar viel gearbeitet.«
»Sie hat aber nichts über Probleme mit den Handwerkern oder Umzugshelfern erzählt?«, fragte Griessel.
»Nein.«
»Oder gab es jemanden, auf den sie sauer war?«
»Nein, nur die Makler.«
»Wieso die Makler?«
»Die Immobilienmakler. Man hatte ihr zugesagt, dass sie bei ihrem Einzug Wireless LAN haben würde, aber es funktionierte noch nicht.«
»Sie hat ihnen ordentlich Dampf gemacht.«
»Das war alles?«
»Ja.«
»Sie hatte also mit niemandem Ärger?«
»Nein.«
»Auch nicht mit den Möbelpackern?«
»Nein.«
»Oder den Leuten vom Sicherheitsdienst?«
»Nein.«
»Hatte sie Probleme bei der Arbeit?«
»Nein, nur jede Menge Überstunden.«
»Keinen Krach?«
»Nein.«
»Wie sehr hat sie auf ihre Sicherheit geachtet?«
»Sehr.«
»Hat sie ihre Tür immer abgeschlossen?«
»Natürlich.«
»Hatte sie irgendwelche Wertgegenstände in der Wohnung? Schmuck oder Ähnliches?«
»Nein, nicht wirklich.«
»Was ist mit dem Aalbers?«, fragte de Koker.
»Stimmt. Sie hat fünfzehntausend dafür bezahlt«, sagte Grobler.
»Was ist das?«, fragte Griessel.
»Das Gemälde. In ihrem Wohnzimmer. Das ist ein Aalbers.«
»Das mit den Streifen?«, fragte Griessel.
»Das sollen Gehirnwindungen sein. Es trägt den Titel Gedächtnis .«
»Sie hat fünfzehntausend dafür bezahlt?«
»Es ist ein Aalbers«, antwortete de Koker, als erkläre das alles.
»Sonst nichts?«
»Nein«, antworteten sie im Chor.
»Hat sie etwas davon gesagt, dass sie einen Schlüssel verloren hatte?«
»Nein.«
»Oder etwas von ihrem Ersatzschlüssel und wem sie ihn gegebenenfalls ausgehändigt hatte?«
»Den Zweitschlüssel für die Wohnung?«, fragte de Koker.
»Genau.«
»Mir.«
»Sie hat Ihnen gesagt, wem …«
»Nein, sie hat mir den Schlüssel gegeben.«
»Den Zweitschlüssel?«
»Ja.«
»Für die neue Wohnung?«
»Ja.«
»Was haben Sie damit gemacht?«
De Koker hob eine große Raffia-Handtasche vom Boden auf, legte sie auf ihren Schoß, fasste hinein und zog gleich darauf einen Schlüsselanhänger heraus – einen kleinen rosa Bären an einem Ring mit nur einem Schlüssel. »Hier ist er.«
»Fok!«, wäre ihm beinahe herausgerutscht; gerade noch rechtzeitig machte er ein: »Fauxpas!« daraus.
»Wie bitte?«, fragte de Koker. »Bis jetzt hat mich keiner danach gefragt.«
»Wann hat sie Ihnen den Schlüssel denn gegeben?«
»Am vierten Januar. Einen Tag, nachdem Hanneke eingezogen war. Sie hat mich angerufen und gefragt, ob ich vorbeikommen wolle. Sam war noch an einem Drehort …«
»In
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