Siebenpfahl (German Edition)
verschränkte die Arme vor der Brust, abwartend
umherschauend.
Nach einer kurzen Pause begannen alle schallend zu lachen. Sogar André
stimmte mit ein. »Was habe ich euch gesagt?«, rief er und schlug Christopher freundschaftlich
mit der Faust gegen die Schulter.
Doch es kam noch schlimmer.
»Was hast du ihnen gesagt?«, fragte Irmel scheinheilig. Sie
blickte André abwartend an, dann zog sie die Augenbrauen hoch. »Was denn?«
»Ich? Äh… nichts! Weiß nicht mehr. Wieso?« André schmunzelte. Er
wollte Irmel mit der Antwort noch ein wenig zappeln lassen, doch das hätte er
lieber bleiben lassen sollen.
»André, mein Beileid auch!«, legte Irmel nach und wandte sich
Marcel zu, der plötzlich zu schmunzeln begann. Irmel hatte ihm unauffällig
zugezwinkert.
»Wieso Beileid?«, fragte André auch schon. Er konnte seine Neugierde
kaum zügeln und sah die Sechsjährige abwartend an.
Irmel grinste. »Für dein schlechtes Gedächtnis!«, gab sie trocken
zurück, worauf großes Gelächter entstand.
André schloss die Augen und gab sich selbst mit der spitzen Faust
drei Kopfnüsse. »Verdammt!«, rief er. »Eben hat sie mich kalt erwischt.«
Conrads Gesichtsausdruck wurde ernst, »Ich sage es sehr ungern«, brachte
er zögerlich hervor. »Aber wir müssen uns über eine Sache Gedanken machen … und
eine Lösung finden. Unsere Einkommen reichen nicht aus, um uns alle zu
ernähren. Margret hilft in der Küche des Burgherrn, Caspar ist Lehrling beim Wagner
und ich selbst bin auch nur ein kleiner Bediensteter der Burg. Ihr müsstet also
mitarbeiten!«
Die Jungen warfen sich kurze Blicke zu, »Klar, machen wir«, sprach
Christopher stellvertretend für sie alle. »Sag uns einfach, was zu tun ist.«
Conrad schien erleichtert. Er schaute zu Margret hinüber, die ihm ein
freudiges Lächeln schenkte.
*
D er Magier Siebenpfahl hatte den Turm verlassen. Gerade wollte er die
Tür verriegeln, als der Stadthalter Oswald hinter ihn trat. »Seid gegrüßt,
Siebenpfahl. Ich bringe Eure Kiste.«
»Seid auch Ihr gegrüßt, Stadthalter.« Siebenpfahl drehte sich um
und betrachtete die Kiste, die der Stadthalter in den Händen trug. »Sind darin
die drei toten Vögel, um die ich Euch bat?«, fragte er.
»Jawohl, so wie Ihr es verlangt hattet.«
»Die Vögel sind einen natürlichen Tod gestorben?«
Der Stadthalter überlegte kurz, dann nickte er, »Ja, ich gehe zumindest
davon aus. Einer wurde auf einer Wiese gefunden, die beiden anderen im Wald. Da
sie keine Verletzungen aufweisen, dürften sie eines natürlichen Todes gestorben
sein.«
»Das ist gut! Ich danke Euch vielmals.«
Siebenpfahl nahm die Kiste und ging zurück in den Turm, wo er sie
auf dem Tisch abstellte. Er würde Johann hochschicken, sie abzuholen. Johann
und Krummhold bewohnten jetzt sein Haus in der Burgstraße.
*
D er Abend war bereits fortgeschritten und langsam setzte die Dunkelheit
ein. Margret war damit beschäftigt, das Abendessen vorzubereiten, während Marcel,
Leon und Pascal in der Nähe der Tür verweilten, wo sie sich über ihre heutigen
Erlebnisse auf dem Markt unterhielten. Tom führte dem staunenden Caspar die
vielen Funktionen seines Handys vor und Caspar konnte gar nicht recht glauben,
dass irgendwann einmal fast jeder Mensch solch ein „Teufelsgerät“ besitzen
würde.
Irmels Vater Conrad kam zurück. Er hatte den Burgvogt aufgesucht,
um sich nach Aufgaben für die sechs Freunde zu erkundigen.
»Was hast du erreicht?«, wollte Margret wissen, noch ehe Conrad
überhaupt etwas sagen konnte.
»Nun!«, begann er. »Ich war soeben bei unserem Burgvogt und fragte
ihn nach Aufgaben für die Jungen.«
»Das wissen wir!«, unterbrach ihn Margret ungeduldig. »Mach es
nicht so spannend.«
Conrad bedachte seine Frau mit einem kurzen Blick, dann wandte er sich
den drei Jungen zu. »Ihr könntet Botengänge machen«, sagte er schließlich.
»Conrad, das ist zu gefährlich!«, fuhr Margret dazwischen, wobei
ihr der Ärger deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
Marcel runzelte die Stirn. »Was soll denn an Botengängen
bitteschön gefährlich sein?«
»Naja, es ist zumindest nicht ungefährlich. Botengänge außerhalb
der Burg und den Stadtmauern bringen die Gefahr mit sich, überfallen zu werden!«,
erklärte Conrad.
»Ach wie toll!«, schüttelte André den Kopf. Man konnte ihm
ansehen, dass er nicht gerade begeistert von dem neuen Job war.
»Von wem sollten wir denn überfallen werden?«, fragte Christopher
und sah von
Weitere Kostenlose Bücher