Siebenpfahl (German Edition)
André zu Conrad.
»Von Wegelagerern und Räuberbanden zum Beispiel!«, antwortete der.
Margret war nun sichtlich nervös und machte ein Gesicht wie drei
Tage Regenwetter, sodass die Freunde unweigerlich schmunzeln mussten. »Das
klingt nach Abenteuer … aber es wird uns schon keiner fressen«, meinte Leon und
deutete dabei auf das Abendessen. »Ähm … bevor es gestohlen wird, sollten wir
es uns vornehmen.«
Alle lachten.
Nachdem sie gegessen hatten, erhob sich Conrad. »Wir unterhalten
uns gleich, wenn es dunkel ist, noch ein wenig. Da können wir sowieso nichts anderes
tun, als uns hinzulegen.«
»Wieso können wir nichts anderes tun, als uns hinzulegen?«, wollte
Tom wissen.
»Was wollt ihr denn machen, wenn ihr nichts mehr seht?«
»Habt ihr denn kein Licht?«, wunderte sich Tom und sah auf den
Kerzenstummel, der auf dem Baumstumpf stand.
Conrad bemerkte seinen Blick und schüttelte schnell den Kopf, »Die
Kerze wird nur im äußersten Notfall angezündet, ansonsten bleibt sie aus. Ich
habe sie vor vielen Jahren einmal von unserem Burgherrn geschenkt bekommen.
Damals hatte ich ihm einen Extradienst erwiesen und sie als Anerkennung dafür erhalten!«
Pascal schaute überrascht drein, »Das heißt, ihr habt nur diese
eine Kerze?«, fragte er.
»Wir sind froh, dass wir überhaupt eine haben!«, lachte Conrad
auf. »Selbst könnten wir uns niemals eine leisten.«
André hob den Zeigefinger. »Ja stimmt, ich habe mit meinen Eltern
mal eine Burgführung mitgemacht und der Burgführer erzählte uns, dass es auf
den Burgen im Mittelalter nachts stockdunkel war. Es war nicht so wie in den
Filmen, dass überall Fackeln brannten, sondern wirklich stockfinster. Pech und Kerzen
waren damals viel zu teuer und konnten nur von den Reichen gekauft werden!«
»Genau!«, stimmte Conrad zu … worauf alle zu lachen begannen.
Conrad lachte sogar am lautesten.
»Wenn‘s einer weiß, dann André!«, legte Marcel nach und grinste
ihn an. »Bist eben unser Schlauster.«
Die Dämmerung war inzwischen schon sehr weit fortgeschritten, immer
weniger war zu sehen. Marcel erhob sich und blickte zur Truhe. »Ich denke, wir
zeigen euch jetzt all die Dinge, die sich in unserem Rucksack befinden. Es sind
einige dabei, die wir hier bestimmt sehr gut gebrauchen können.«
Marcel trat zur Truhe und während Conrad gespannt wartete, konnte Irmel
ihre Neugierde kaum noch zügeln. Sie erhob sich eilig und trat neben Marcel. Mit
großen Augen sah sie ihm dabei zu, wie er all die wundersamen Dinge aus der Truhe
holte und sie auf dem Boden ausbreitete.
*
K rummhold und Johann hatten es sich im Haus von Siebenpfahl
gemütlich gemacht. Das Wohnzimmer war ganz anders, als sie es kannten. Doch was
war mit der Bibliothek? Sie war genauso, wie sie in ihrer Zeit war. Sie müsste
also über fünfhundert Jahre unverändert geblieben sein? »Seltsam!«, dachte Krummhold,
da wurde die Haustür geöffnet und Siebenpfahl trat ein.
Der Magier musterte sie mit wachsamen Augen. »Ich hoffe, ihr fühlt
euch wohl in meinem Heim!«
»Es ist gemütlich hier«, antwortete Krummhold. »Doch etwas
überrascht bin ich wegen der Bibliothek. Sie ist im Gegensatz zu all den anderen
Dingen bis in unsere Zeit hinein unverändert geblieben.«
Siebenpfahl lachte. »Ja! Die Bibliothek war mit einem Zauber
belegt. Ich rieb einige der Schriftrollen mit einer speziellen Substanz ein,
sodass jeder Besitzer mit dem Gefühl lebte, alles so belassen zu müssen!«
Krummhold sah kurz zu Johann, der Siebenpfahl mit unbeteiligtem
Gesichtsausdruck zugehört hatte, dann wandte er sich wieder dem Magier zu. »Jetzt
verstehe ich, warum ich nie etwas verändern wollte!«
Siebenpfahl wechselte das Thema: »Johann, ich möchte, dass du morgen
Früh auf die Burg gehst und mir eine Kiste aus dem Turm holst. Du findest sie
auf dem Tisch.«
Johann nickte, während sich Siebenpfahl Krummhold zuwandte. »Morgen
gegen Mittag wird ein Bote kommen, um die Kiste abzuholen. Ich habe heute mit
dem Burgvogt gesprochen und ihn gebeten, sie zur Burg Rodenstein bringen zu
lassen. Bleibe hier und warte, bis der Bote da war. Es ist sehr wichtig!«
»Ich werde hier sein«, antwortete Krummhold …
*
M arcel nahm die Taschenlampe vom Boden auf und drückte sie Irmel in
die Hand. »Weißt du, was das ist?«, fragte er, wobei er sie abwartend ansah.
Irmel betrachtete den für sie völlig fremden Gegenstand und schüttelte
den Kopf. »Nein. Ist da etwa auch jemand drin?«
Die
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