Siebenpfahl (German Edition)
hatten sie sich niedergelegt, da wurde auch schon die Tür geöffnet.
Eberhards Stimme war zu vernehmen. »Ich wollte nur fragen, ob die Gaukler noch
da sind«, hörten sie ihn sagen. »Wenn ja, dann werde ich nochmals zum
Marktplatz gehen.«
»Sie haben bereits zusammengeräumt«, gab Siebenpfahls barsch
zurück, dann fiel die Tür ins Schloss.
Einen Moment lang war es still, doch dann konnten sie seine Schritte
hören. Johann, Marcel und Christopher hielten die Luft an, während Marcels Herz
wild zu pochen begann. »Er ist in die Küche gegangen!«, flüsterte Johann.
Wieder wurde die Tür geöffnet und kurz darauf geschlossen. Das
muss Krummhold sein, schoss es Johann durch den Kopf, da hörte er ihn auch
schon rufen. »Ich habe dem Kutscher Bescheid gegeben. Er wird sogleich vorfahren.«
»Sehr gut!«, antwortete Siebenpfahl. »Ich bin gleich so weit.«
Plötzlich stockte Johann und den Jungen der Atem. Sie konnten leichte
Schwingungen an der Empore spüren und nun auch das Ächzen der Sprossen hören. Jemand
stieg die Leiter hoch!
»Was hast du vor?«, ertönte Siebenpfahls Stimme, worauf das Knarren
der Sprossen aufhörte.
»Ich möchte das Notizbuch, welches du mir im Brunnen dazugelegt
hattest, wieder in den Keller bringen. Dafür benötige ich den Schlüssel zur Kellertür«,
antwortete Krummhold.
»Nicht nötig. Ich nehme es nachher mit auf die Burg Rodenstein, um
ein paar Dinge nachzulesen. So komme ich vielleicht dahinter, wie wir den Wächter
der Zeit überlisten und das Buch der Zauberpulver in unseren Besitz
bringen können.«
Krummhold stieg die Sprossen wieder hinab. »Wieso fahren wir heute
schon, wenn die Versammlung doch erst morgen Abend ist?«, hörten sie ihn
fragen.
»Ich muss heute Abend nochmals mit Antonius sprechen«, gab Siebenpfahl
zurück. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mir hinderlich sein könnte. Sollte
er mir nämlich seine Stimme verweigern, so hätte ich vor dem Kreis der toten
Magier einen schlechten Stand.«
»Und wenn er sich dagegen entscheidet?«
»So würde ich ihn noch heute Nacht töten … und dich gleich morgen zu
seinen Nachfolger ernennen.« Siebenpfahls Stimme hatte einen drohenden Unterton
angenommen, sodass am Ernst seiner Worte kein Zweifel bestand.
»Das geht so einfach?«, fragte Krummhold ungläubig.
»Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Nachfolger zu bestimmen.
Entweder ein Magier stirbt … oder aber ein Magier verlässt während einer
Zusammenkunft freiwillig den Kreis, womit er für immer ausgeschlossen wäre«, erklärte
Siebenpfahl.
»Dann wäre es doch ausreichend, wenn er dazu gedrängt würde, den
Kreis zu verlassen!«, entgegnete Krummhold.
Siebenpfahl lachte. »Ich glaube nicht, dass er sich dazu drängen
ließe, sein Stolz würde es ihm verbieten!«
Am Rattern des Kopfsteinpflasters war zu hören, dass eine Kutsche vorfuhr,
kurz darauf klopfte es an die Tür. Die Jungen hörten Schritte, eine Tür wurde zugeschlagen,
dann war es plötzlich still. Siebenpfahl und Krummhold hatten das Haus verlassen.
Erleichtert atmeten die drei Eindringlinge auf. »Lasst uns den
Schlüssel suchen«, schlug Johann vor.
Nach einiger Zeit der Suche wollte Marcel schon verzweifelt
aufgeben, als er endlich fündig wurde. In einer der unzähligen Schriftrollen
steckte ein Papierknäuel. »Seht mal, was ich da habe!«, rief er und öffnete die
Rolle. Er entnahm den Papierknäuel und reichte ihn Christopher. »Schau nach.«
Christopher öffnete ihn … und tatsächlich, ein Schlüssel befand
sich darin. Sofort stiegen sie die Treppe hinab und eilten zur Kellertür. Als Christopher
den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte und ihn versuchte herumzudrehen,
spürte er Widerstand und hielt inne. Er überlegte: Wenn es nicht der richtige
war, so könnte er abbrechen und das Schloss wäre blockiert. Dann würde ihnen
auch der richtige Schlüssel nichts mehr nützen.
»Was ist?«, fragte Johann.
»Er lässt sich nicht drehen«, flüsterte Christopher. »Und ich habe
Angst, ihn abzubrechen.«
»Lass mich mal versuchen«, bat Johann, doch auch er konnte den Widerstand
spüren. Als er jedoch den Druck ein wenig verstärkte, ließ sich der Schlüssel
mit einem leichten Knacks drehen und Johann stieß die Tür auf.
Sie starrten die Kellertreppe hinab, deren Ende aufgrund der
Finsternis nicht zu sehen war. »Wartet!«, sprach Johann und verschwand in die
Küche, um eine Kerze zu holen. Er reichte sie Christopher, dann stiegen sie hinab.
»Hier riecht es
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