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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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aber muffig!«, flüsterte Marcel.
    »Pssst!«, zischte Christopher. »Wer weiß, was uns da unten erwartet.«
    Das bedrückende Gefühl, das sie schon beim Öffnen der Tür beschlichen
hatte, verstärkte sich noch mehr.
    Johann griff unter sein Gewand und holte einen Dolch hervor. Er trug
ihn seit dem Zeitpunkt bei sich, da er gemerkt hatte, dass Siebenpfahl und
Krummhold ein falsches Spiel mit ihm trieben. Er hielt den Griff des Messers
mit seiner ganzen Hand umklammert, sodass die Schneide wie ein verlängerter Arm
nach vorne hinausragte. Sollte es notwendig sein, so würde er sie damit zu verteidigen
wissen.
    Nachdem sie die Treppe hinabgestiegen waren, tat sich zu ihrer Linken
ein etwa zwei Meter langer Gang auf, an dessen Ende sich eine weitere Tür befand.
»Hoffentlich ist die nicht auch verschlossen«, flüsterte Johann. »Und wenn,
dann betet zu Gott, dass dieser Schlüssel passt.«
    Vorsichtig gingen sie weiter. Johann legte die linke Hand auf den
Türgriff und drückte ihn langsam nach unten. »Mein Gott!«, gab er enttäuscht
von sich. »Es bleibt uns aber auch nichts erspart!«.
    »Was ist?«, fragte Marcel.
    »Sie ist verschlossen!«
    »Dann probiere den Schlüssel!«
    Johann nickte. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und stellte
erleichtert fest, dass er sich ohne Probleme umdrehen ließ. Er öffnete die Tür
und ließ sich von Christopher die Kerze reichen, um sie mit ausgestrecktem Arm
in das Kellergewölbe hinein zu halten. Schritt für Schritt trat er vorwärts, den
Dolch noch immer fest umklammernd. Die Jungen folgten ihm in dichtem Abstand.
    Inmitten des Gewölbes blieben sie stehen. Der Raum wirkte im
Schein des Kerzenlichts beeindruckend. An der Wand gegenüber der Tür stand ein
alter Schrank, daneben ein Stuhl, auf dessen Sitzfläche eine Kerze stand. Was den
Raum jedoch so faszinierend machte, waren seine Wände. Aus Steinen gemauert,
die Zwischenräume mit Lehm verfugt, glänzten sie, als würde Wasser an ihnen
herunterlaufen.
    Johann leuchtete mit der Kerze zu seinen Füßen und sie erblickten
das schwarze Tuch, das ausgebreitet auf dem Boden lag. »Was befindet sich
darunter?«, fragte Christopher.
    »Hoffentlich das, nach dem wir suchen«, murmelte Johann. Er bückte
sich, schlug das Tuch zur Seite und erblickte die beiden Kisten. »Das sind sie!«,
stieß er hervor. »Jetzt müssen wir sie nur noch heil hier rausschaffen.«
    Johann stellte die Kerze beiseite. Er öffnete die Kisten und war erleichtert,
dass sich der Stein und die Flüssigkeit darin befanden. Er reichte den Jungen die
Kisten und breitete das Tuch wieder über dem Brunnen aus, dann gingen sie
zurück nach oben.
    Als sie das Haus verließen, hatten sie alles wieder so hergerichtet,
wie sie es vorgefunden hatten, denn ihr Eindringen sollte so spät wie möglich
bemerkt werden. Je später es bemerkt wurde, desto mehr Zeit hatten sie, ihre
Aufgaben ungestört abarbeiten zu können.
    Bäcker Eberhard trat zu ihnen, »Gut, dass alles geklappt hat!«, sprach
er. Die Erleichterung war ihm dabei deutlich anzumerken.
    »Es war aber knapp!«, klärte ihn Marcel auf. »Mehr Glück als
Verstand hatten wir, dass uns Siebenpfahl und Krummhold nicht erwischt haben!«
    Eberhard nickte, »Ich habe Siebenpfahl leider zu spät kommen
sehen. Meine letzte Möglichkeit war, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, sodass
ihr Zeit zur Flucht hattet.«
    Marcel schüttelte den Kopf, »Ging nicht, wir waren zu dem
Zeitpunkt auf der Empore!«
    Als sie am Marktplatz vorüberkamen, waren die Händler noch immer mit
dem Abbau der Stände beschäftigt. Der eine oder andere Fluch war zu hören, doch
meistens schimpften die Händler über ihre Gehilfen – die nicht immer gleich zur
Stelle waren, wenn sie gebraucht wurden.
     
    *
     
    » W o die anderen nur bleiben?«, murmelte Leon vor sich hin
und trat zum Fenster. Kopfschüttelnd stand er da und schaute hinaus, während ihn
der Kaplan aufmerksam musterte. »Du solltest nicht so ungeduldig sein, Leon!«,
sprach er und fügte hinzu: »Merke dir das für die Dinge, die noch kommen werden!«
    Leon wandte sich vom Fenster ab und setzte sich im Schneidersitz
zurück auf den Boden. Er stemmte die Ellenbogen auf die Knie und stützte das Kinn
in beide Hände, dachte über die Worte des Kaplans nach und kam zu dem Schluss,
dass dieser wohl Recht hatte. Sie mussten Ruhe bewahren und Sorgfalt gelten
lassen!
    In die Stille hinein wurde plötzlich die Tür geöffnet. Johann und
die Jungen waren zurück.
    »Ihr habt

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