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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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Es
wäre nicht glaubhaft, wenn ich sagen würde, dass ich von dem doppelten Boden
nichts gewusst hätte. Dass sie heimlich ins Heu geschlüpft wären … schon eher«,
antwortete Franz mit gedämpfter Stimme.
    Conrad konnte die Gedankengänge von Franz nur allzu gut
nachvollziehen. Man ging mit Betrügern nicht gerade zimperlich um.
    »Wir wären dir nicht böse, wenn du ablehnen würdest«, versuchte
Conrad ihn zu beruhigen. »Ich könnte ja an deiner Stelle den Wagen fahren!«
    »Das wäre zu auffällig!«, lehnte Franz ab. »Sie würden bei dir viel
genauer nachsehen als bei mir. Das Risiko wäre einfach zu groß!«
    Franz betrachtete die Jungen, dann gab er sich einen Ruck, »Ich werde
euch helfen, denn immerhin habt auch ihr mir geholfen.«
    Conrad und die Jungen verabredeten sich mit Franz für den frühen
Abend, um das Heu auf die Burg Rodenstein zu bringen.
     
    *
     
    D er Burgvogt hatte einige Mühe, die aufgebrachte Menge zu beruhigen.
Das Gerücht, die Jungen stünden mit dem Teufel im Bunde, hatte sich wie ein
Lauffeuer ausgebreitet.
    Vor seiner Unterkunft standen nun über zwanzig Menschen, die wild
auf ihn einredeten. Als er seine Hand hob und ein lautes »RUHE!« brüllte, brach
das Gerede jäh ab. »Was ist los?«, fragte er und deutete auf den Juwelier
Hannes.
    »Wir haben zu Ohren bekommen, dass die sechs Jungen, die Conrad
bei sich aufgenommen hat, mit dem Teufel im Bunde stehen sollen!«, antwortete
dieser.
    »Und wer sagt das?«
    »Die beiden Lumpen, die man in Reichelsheim gefangen genommen hat.«
    »Ach … ihr alle glaubt also, was zwei Lumpen erzählen, die man
beim Stehlen einer Ziege erwischt hat?«
    »Wieso sollten sie so etwas erfinden?«, mischte sich nun der Wagner
ein.
    Die Frage des Wagners bewirkte beim Vogt eine kurze Denkpause. Er
streichelte sich mit der Hand übers Kinn und blickte in die Menge »Wir werden
den Kaplan fragen, und je nachdem, wie er entscheidet, so wird verfahren!«,
schlug er vor.
    In diesem Moment kamen Conrad und die Jungen durch den Torbogen.
Der Burgvogt sah sie und ließ seinen Blick auf ihnen haften. Immer mehr der umherstehenden
Menschen wandten sich um und erspähten die Neuankömmlinge. »Wenn man vom Teufel
spricht!«, stieß der Juwelier ironisch hervor, worauf einige zu lachen begannen.
    »Rede kein dummes Zeug, Hannes, sonst werde ich dich wegen
Verleumdung belangen!«, stieß der Vogt unwirsch hervor und strafte ihn mit
einem bösem Blick.
    Conrad und die Jungen waren nun herangekommen. Sie grüßten
freundlich, doch als sie keine Erwiderung bekamen, verfinsterte sich Conrads
Gesichtsausdruck. »Was ist los, wieso verhaltet ihr euch so abweisend?«
    »Wer sind die Jungen, die du bei dir aufgenommen hast?«, wollte
der Juwelier wissen.
    Conrad lachte auf und schüttelte theatralisch den Kopf, »Ihr seid
aber ein ganz schön neugieriger Schmuckhändler!«, antwortete er, wobei er eines
der Worte besonders betonte.
    »Rede nicht so daher, Conrad … antworte uns!«, forderte der Wagner
gereizt, worauf zustimmendes Gemurmel aus der Runde laut wurde.
    »Unser Dorf wurde überfallen und wir sind davongelaufen«, ergriff
Marcel nun das Wort. »Was mit unseren Eltern und den anderen Einwohnern
geschehen ist, das wissen wir nicht.«
    In der Menge wurde daraufhin getuschelt. Man konnte Mitleid, aber
auch Zorn aus den Gesichtern ablesen. Während einige nicht vermochten die
Geschichte zu glauben, so war es für andere erschreckend, welch Schicksal den
Jungen zuteil wurde.
    »Wie heißt denn euer Dorf?«, fragte der Wagner weiter. Sein
überhebliches Grinsen, das er der versammelten Menge zuwarf, ließ Conrad die
Zornesröte ins Gesicht steigen. Gerade wollte er losschimpfen, als Leon ihm
zuvorkam. »Unser Dorf heißt Pina und liegt etwas von Reinheim entfernt«,
erklärte er mit ruhiger Stimme. »Es liegt einsam in einem Tal und zählte zweiundvierzig
Einwohner.«
    Marcel warf Leon einen anerkennenden Blick zu, denn dessen Antwort
kam wie aus der Pistole geschossen. Zudem klang sie so überzeugend, dass man ihm
einfach glauben musste.
    »Wir haben darüber aber bisher nichts gehört, so etwas hätte sich
doch herumgesprochen!«, ließ der Wagner nicht locker und blickte wieder den
Vogt an. »Gehen wir zum Kaplan und hören, was er dazu zu sagen hat.«
    An der Unterkunft des Kaplans angekommen, drehte sich der Vogt
noch einmal zur Menge um und beschwor sie, Ruhe zu bewahren. Dann klopfte er an
die Tür.
    Als der Kaplan die versammelten Menschen vor seiner

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